Vor mehr als 20 Jahren eroberten Pokémon gleichermaßen die Herzen und Gameboys im Sturm. Seitdem sind sieben Generationen der beliebten Taschenmonster erschienen sowie mehrere Spinoff-Spiele. Sogar auf Smartphones ist mit Pokémon GO das Sammelfieber ausgebrochen. Viele Fans sehnen sich jedoch schon lange nach einem MMO der beliebten Spieleserie. Wer online durch die Pokémon-Welten tigern wollte, musste bislang auf fangemachte Editionen zurückgreifen. Projekte wie Pokémon Uranium, Pokémon Prism und Pokémon Brick Bronze mussten jedoch alle aus Copyright-Gründen vom Netz gehen. Am Mittwoch startete der neue Pokémon-Konkurrent Temtem auf Steam endlich in die heiß ersehnte Early-Access-Phase. Das Spiel Temtem des spanischen Entwicklers CremaGames nimmt die beliebte Spielformel rund um die sammelbaren Monster und erschafft damit ein eigenes Spiel, das als MMO aufgebaut ist.
Am 29. Mai 2018 startete die Finanzierung des Spiels über Kickstarter. Das Ziel von 70.000 Dollar wurde mit Leichtigkeit erreicht und sogar um ganze 500.000 Dollar übertroffen. Temtem wurde schlagartig zum möglichen Pokémon-Killer Nummer 1. Was Entwickler CremaGames ebenfalls zu Gute kommt: die Hauptserie der Pokémon-Reihe schwächelt zwar nicht in den Verkaufszahlen, aber definitiv in der Fan-Rezeption. Nach Marketing-Pleiten wie der #GameFreaklied und #NationalDex-Krise ist der Ruf der Pokémon-Serie zumindest bei der Core-Fanbase ziemlich angekratzt. Zu enttäuscht waren die Spieler von der neuen Unterstützung des Mobile-Marktes und der allgemeinen Stagnation der Pokémon-Spiele.
Was ist Temtem denn eigentlich?
Im Spiel träumt jedes Kind davon irgendwann ein Temtem-„Tamer“ zu werden. Der Spieler beginnt gerade seine Reise, die sechs Inseln des Airborne Archipels zu erkunden. Auf der Reise lernt ihr viele neue Temtems kennen und fangt sie, um euch im Kampf mit anderen Tamern zu messen. Sowohl die Temtems, als auch deren Attacken sind einem Typ zugeordnet – beispielsweise Feuer, Wasser, Mental oder Kampf.
Über 150 Temtems gibt es auf dem sogenannten „Airborne Archipelago“ zu entdecken. Die Wesen sind insgesamt 12 Typen zugeordnet, dabei auch vollkommen neuartigen, wie zum Beispiel Digital oder Kristall. Die Designs der Monster werden aktuell noch gemischt aufgenommen. Nicht jeder kann sich an den Wasserfarben-Stil gewöhnen und alles wirkt logischerweise etwas anders als in Pokémon. Dafür liegt der Temtem-Fokus ganz klar auf verschiedenen Tierformen. Von Geistern besessene Haushaltsgegenstände, Schlüssel und Müllbeutel gibt es hier zum Glück nicht. Andere Kreaturen wirken wiederum teilweise zu sehr abgekupfert. Einen Feuer-Löwen, einen Kampf-Affen oder ein giftiges Schleim-Monster, die hat man dann doch schon einmal irgendwo gesehen. Dafür gibt es, zur persönlichen Freude des Autors dieser Zeilen, endlich ein Schnabeltier-Monster. Das eierlegende Säugetier ist, mit Giftstachel und Schwimmfähigkeiten, eines der Tiere, die bereits in der echten Welt einem Pokémon am nächsten kommen.
Nutze die neuen Typen!
Wie beim geistigen Vorfahren, müsst ihr im Kampf die Typen clever einsetzen. Elektro ist gegen Wasser effektiv, Wasser gegen Feuer und Feuer gegen Pflanze. Attacken des Typs Metal bringen hingegen aber nur wenig gegen Kristall-Temtems. Eine gute Kenntnis über die Temtems und ihre Typen, helfen dir also wichtige, taktische Entscheidungen zu treffen. Die Zucht von Temtems erlaubt euch zudem neue Attacken zu erlernen, die dieses Temtem normalerweise nicht beherrscht. Jedes Temtem hat aber einen genetischen Zerfall für jedes Ei, dass es produziert.
Am Ende soll das Spiel sowohl eine umfangreiche Story-Kampagne bieten, als auch die Möglichkeit sich im Kampf gegen andere Tamer zu messen. Doch auch die Story soll komplett kooperativ zu spielen sein. Obwohl Tamer ständig auf Reisen sind, könnt ihr euch ein eigenes Haus kaufen und es ganz nach euren Wünschen einrichten.
Vor allem das neue Kampfsystem gefällt den ersten Temtem-Tamern sehr gut. In den Kämpfen treten wir immer Zwei gegen zwei an, ähnlich wie in den Pokémon-Turnieren. Dies bietet einem gleich ganz andere taktische Möglichkeiten. Das Zusammenspiel deiner Temtems ist dabei der Schlüsse zum Erfolg. Dabei werden bestimmte Attacken je nach Partner-Temtem verbessert oder angepasst. Ein Teamkamerad vom Typ Feuer bringt zum Beispiel Attacken der Erd-Typs zum Brennen, währen er Wasser-Moves in Dampf verwandelt. Mit dem richtigen Teamplay lassen sich so besonders starke Angriffe einsetzen und der Gegner noch effektiver besiegen.
Natürlich gibt es auch eine dubiose Organisation im Hintergrund, die euch das Leben schwer macht. Ob Clan Belsoto jedoch den Kultfaktor eines Team Rockets erreichen kann, wird sich erst noch zeigen, wenn Spieler die Story spielen können.
Ein großes Temtem-Abenteuer
Besonders der Multiplayer-Modus im Stile eines MMOs ist einer der größten Selling-Points von Temtem. Seit Jahren hat die Pokémon-Reihe versucht, einen Online-Modus zu implementieren, der mehr als eine einfache Kampf-Arena ist. In Sonne und Mond gab es eine eigene kleine Online-Hub-World, in den neuesten Spielen Schwert und Schild laufen andere Trainer bei aktiviertem Online-Modus durch die Natur-Zone. Dort können wir dann sehr rudimentär mit den anderen Spielern interagieren und mit ihnen in Raid-Battles antreten.
Temtem verfolgt dort einen sehr viel persönlicheren Ansatz. Spieler sind dauerhaft auf einem Server verbunden und durchstreifen die gleichen Regionen. Unser Lieblings-Temtem läuft uns zum Beispiel die ganz Zeit hinterher. Außerdem ist es viel einfacher zu kämpfen, zu chatten und neue Freunde zu treffen. Als MMO verfügt Temtem über die simpelsten Features eines Online-Games. Doch selbst das ist für ein Pokémon-ähnliches Spiel absolutes Neuland.
Wie verlief der Temtem-Launch?
Der Start verlief holprig. So mussten Spieler teilweise sehr lange Ladezeiten in Kauf nehmen, bevor sie sich das erste Mal in das neue MMO-Abenteuer stürzen konnten. Wie bei einem kleinen Indie-MMO zu erwarten, waren die Server etwas überlastet. Doch die Fanbase reagierte nicht übertrieben negativ und zeigte Verständnis. Auch in den Steam-Bewertung sind die Spieler aktuell sehr positiv gestimmt, Sätze wie „Endlich wieder ein gutes, altes Pokemon-Spiel“ oder „So hätten Schwert und Schild sein sollen“ fallen. Einen DDoS-Angriff auf die Server soll es ebenfalls gegeben haben. Nach diversen Updates und mehreren Server-Neustarts scheint Temtem inzwischen durchaus besser zu laufen. Disconnects oder Timeouts soll es keine mehr geben. Auch die Situation um die Wartezeiten beim Server-Login soll sich wesentlich verbessert haben.
Und in den ersten Stunden bereits feiert Temtem große Erfolge, zum Peak der Spieleranzahl waren 31.000 Temtem-Tamer gleichzeitig im Spiel. Auch jetzt noch sind ungefähr 22.000 Menschen aktiv. Aktuell setzt sich Temtem in den Steam-Charts auf Platz 1, sogar vor Spielen wie Grand Theft Auto 5 und dem gerade erst erschienen Monster Hunter: Iceborne und Dragon Ball Z: Kakarot. Trotz der langen Wartezeiten sind die Spieler immer noch frohen Mutes. So freuen sich manche über die angenehme Musik im Ladebildschirm , die das Warten nicht so schnell nervig werden lassen. Wie bereits erwähnt: an den Servern soll noch gearbeitet werden und das Spiel ist ja bisher nur in der Early-Access-Phase.
Die Zukuft der Temtem
Wie es mit Temtem weitergeht ist aktuell noch nicht klar. Eine PS4 und Xbox One-Version sind in Arbeit, nach dem Abschluss eines der Stretch Goals ebenfalls eine Switch-Variante. Das Spiel ist aktuell auf Steam für 30,99 Euro zu kaufen, auch ein Humble Bundle ist verfügbar. Die Early-Access-Phase soll noch bis mindestens 2021 andauern. Erst dann sollen die Konsolenversionen erscheinen.
Pokémon Schwert und Schild bekommen also Konkurrenz. Wenn ihr Schwert vor Temtem trotzdem ausprobieren wollt, dann könnt ihr es euch hier auf Amazon bestellen (Provisionslink).
Image by CremaGames via igdb.com
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Schlagwörter: CremaGames, Indiespiel, Kickstarter, online, pokemon, Temtem, Wettkämpfe