Das Wiko View 3 ist zusammen mit dem 3 Pro das Flagship-Smartphone des französischen Herstellers und will mit einer Trippel-Kamera mit Weitwinkellinse punkten. Dennoch kostet es weniger als 200 Euro. Ich hatte das Wiko View 3 im Test und habe mir angeschaut, ob man für diesen Preis ein vernünftiges Smartphone erhält, oder lieber zu Alternativen greifen sollte.
Der erste Eindruck stimmt
Die Verarbeitung des Wiko View 3 ist für einen Preis von unter 200 Euro angemessen. Es gibt keine größeren Spaltmaße. Auch die Tasten wackeln nicht und haben einen Druckpunkt, der vollkommen okay ist. Die Rückseite meines Testgerätes hat ein schönes dunkelblaues Muster, ist jedoch nur aus Plastik und im Bereich des Fingerabdrucksensors nicht ganz plan verarbeitet. Letzterer entsperrt das Smartphone verlässlich, könnte jedoch einen Tick schneller sein. Dies liegt allerdings weniger an der Geschwindigkeit des Sensors, sondern eher an der Zeit, die das Smartphone braucht, um sich zu entsperren. Das 6,26 Zoll große LC-Display bietet eine Auflösung von 1520×720 Pixeln, ist sehr hell und damit auch bei Sonnenlicht gut ablesbar. Die Farben wirken relativ blass. Am oberen Displayrand besitzt das Wiko View 3 eine kleine Notch, in der die Frontkamera untergebracht ist.
Prozessor kommt schnell an seine Grenzen
Der verbaute Mediatek MT6762 Prozessor arbeitet mit einer Taktfrequenz von 2GHz und ist leistungsmäßig am ehesten mit einem Qualcomm Snapdragon 625 vergleichbar. Dem verbauten Mediatek Prozessor stehen 3GB Arbeitsspeicher zur Verfügung. Geschwindigkeitswunder solltet ihr von dem Smartphone nicht erwarten. Schon normale Anwendungen wie der PlayStore oder etwas aufwändigere Webseiten ruckeln beim Scrollen und befördern den Prozessor an seine Leistungsgrenzen. Mit ausreichender Wartezeit lassen sich zwar sogar aufwändige Spiele wie PUBG mit den niedrigsten Grafikeinstellungen spielen. Aber richtig Spielspaß kommt durch zahlreiche Ruckler jedoch nicht auf.
Aktuelle Software
Wiko setzt beim View 3 auf aktuelles Android 9.0 ohne eine eigene Oberfläche. Bis auf eine nicht deinstallierbare Facebook App sowie eine wirklich lieblos übersetzte System-Optimierungs-App installiert Wiko keine weitere Bloadware auf dem View 3. Bei den Android-Sicherheitsupdates ist das View 3 auch aktuell unterwegs und hat das Mai Update bereits installiert. Angeblich sollten weitere Sicherheitsupdates über zwei Jahre vierteljährlich erscheinen. Dies ist im Vergleich mit anderen Anbietern in diesem Preissegment ein guter Wert, jedoch zeigen Hersteller wie Nokia, dass es noch besser geht. Mit einem Update auf Android 10 ist beim Wiko View 3 eher nicht zu rechnen. Videos von Youtube, Netflix, Amazon und Co. lassen sich dank Widevine L3 Zertifizierung in einer Auflösung von bis zu 720p wiedergeben. Dies ist, bedingt durch die Displayauflösung, vollkommen ausreichend.
Hält länger als das Flagship
Der Akku des View 3 hat eine Kapazität von 4.000mAh und bietet eine sehr gute Laufzeit. Bei nicht allzu starker Nutzung sollte man ohne Probleme zwei Tage mit dem Akku auskommen. Geladen wird das Smartphone leider über Micro-USB. Das hat zwar den Vorteil, dass man eventuell alte vorhandene Ladekabel weiterverwenden kann, ist aber absolut nicht mehr zeitgemäß und nicht gerade zukunftssicher.
Hauptsache drei Kamera-Linsen?
Die 12 Megapixel Hauptkamera auf der Rückseite macht für diese Preisklasse gute Bilder. Bei schwierigeren Lichtverhältnissen werden die Bilder allerdings schnell verrauscht. Auch 8 Megapixel-Frontkamera macht maximal bei gutem Licht brauchbare Aufnahmen. Wirklich enttäuscht bin ich von der Kamera aber nicht, da ich in dieser Preisklasse noch nichts Besseres im Test gehabt habe. Wenn man wenig Geld für ein Smartphone ausgeben möchte, ist die Kamera nun einmal die Funktion, bei der man am meisten Abstriche machen muss. Etwas enttäuscht hingegen war ich von der Weitwinkel-Kamera. Trotz einer Auflösung von 13 Megapixeln sehen die Aufnahmen qualitativ deutlich schlechter aus, als die mit der Hauptkamera fotografierten Motive. Die Farben wirken blasser und das Bild wird schnell überbelichtet. Außerdem werden die Fotos am Rand recht stark verzerrt.
Auch die 2 Megapixel Kamera, welche zusätzliche Informationen zur Tiefenschärfe liefern soll, enttäuscht: Bokeh-Aufnahmen gelangen im Test selten fehlerfrei. Wiko wollte beim View 3 unbedingt eine Weitwinkel-Kamera in einem Smartphone unter 200 Euro realisieren. Meiner Meinung nach hätte eine einzige, dafür höherwertige Linse, mehr Spaß gemacht. Videos lassen sich mit einer Auflösung von FullHD aufzeichnen, sind durch einen aggressiven Autofokus sowie einer softwareseitigen Bildstabilisierung jedoch nicht wirklich zu gebrauchen. Hier könnte Wiko jedoch mit einem Softwareupdate nachhelfen.
Fazit
Das Wiko View 3 versucht sich als erstes Smartphone unter 200 Euro mit einer Dreifach-Kamera zu behaupten. Jedoch ergeben mehr Linsen nicht gleich eine bessere Kamera. Andere Smartphones mit weniger Linsen liefern im selben Preisbereich eine deutlich bessere Kameraqualität. So kommt das Xiaomi A2 beispielsweise mit einer 20 Megapixel-Kamera, deutlich leistungsstärkerem Prozessor und aktuellem AndroidOne daher. Dabei kostet es 20 Euro weniger als das Wiko View 3. Auch die zähe Performance zusammen mit den zahlreichen Übersetzungsfehlern in der Software („Fackel“ statt Taschenlampe oder „dünnes Telefon“ statt Speicherplatz leeren) verhindern leider, dass wirklich Spaß bei der Benutzung aufkommt. Zu der Weitwinkel-Kamera gibt es in diesem Preisbereich keine Alternativen. Wer jedoch darauf verzichten kann, erhält mit dem Xiaomi A2 oder Nokia 5.1 Plus ein deutlich besseres Gesamtpaket zu einem ähnlichen Preis.
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Image by Timo Brauer
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Schlagwörter: Einsteiger-Smartphone, Smartphone, test, Triple-Kamera, Weitwinkel-Kamera, Wiko, Wiko View 3