Es ist die Neuauflage eines Klassikers. Der Kampf AMD gegen Intel war einst der erbitterter Wettkampf zweier Chip-Entwickler, der 2006 seinen Vorzeitigen Höhepunkt nahm. Am Ende konnte der Favorit Intel die Begegnung gegen den beherzten Herausforderer AMD dann aber doch noch klar für sich entscheiden.
Doch nun ist das Feuer wieder entfacht und scheint heißer zu brennen, als je zuvor. Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit, schauen uns die aktuelle Situation an und versuchen herauszufinden, ob Intel derzeit tatsächlich Probleme bekommt – und warum.
Als Intel in Bedrängnis geriet
2005 war die Welt beim US-Amerikanischen Halbleiterhersteller Intel noch in Ordnung. Bei ihrem Hauptgeschäft, den PC-Mikroprozessoren hielten sie rund 60 Prozent des Marktes gegenüber Hauptkonkurrent AMD.
2006 änderte sich jedoch einiges. Der ebenfalls im Silicon Valley ansässige Hersteller AMD konnte nach Übernahme von ATI endlich ebenfalls alle wichtigen Computerbauteile aus einer Hand liefern. Mit dem Athlon 64 X2 gelang es AMD außerdem, der Marktkrone plötzlich gefährlich nah zu kommen. Doch dann kam der große Absturz.
Exklusivdeals und das Ausbleiben konkurrenzfähiger Chips in den Folgejahren, sorgten dafür, dass AMD im Direktvergleich 2008 nicht einmal mehr 30 Prozent Marktanteil besaß. Langsamer, aber dennoch stetig ging die Talfahrt weiter, ließ AMD 2016 sogar auf unter 20 Prozent rutschen. Intel schien hingegen nach zehn Jahren der Dominanz unantastbar.
Und dann kam der Zen-Meister
Doch 2017 begann dann der lange überfällige Umschwung. Mit den AM4-Chipsätzen und den dazugehörigen Ryzen-Prozessoren, die auf der neuen Zen-Architektur von AMD basieren, konnte der Hersteller nach langer Zeit wieder von sich reden machen. Die neuen Prozessoren boten eine ähnliche Leistung bei deutlich geringerem Preis und weniger Stromverbrauch.
Dazu war der genutzte Sockel AM4 von vorn herein langfristiger ausgelegt als üblich. Mehrere CPU-Generationen sollen so auf den gleichen Mainboards laufen. Während AMD 2019 problemlos den Sprung auf 7nm-Fertigung (der Größe der inneren Strukturen) vollzog, verzögert sich bei Intel sogar der Sprung auf die weniger fortschrittliche 10nm-Fertigung immer weiter nach hinten. Plötzlich ist AMD im Begriff, den zuvor alternativlosen König vom Thron zu stoßen.
Darum ist AMD auf der Überholspur
AMD Ryzen bietet mehr Kerne
Die Ryzen-CPUs von AMD haben mehr Kerne. Je mehr Kerne, bzw Threads (meist 2 pro Kern) eine CPU hat, desto mehr Aufgaben kann sie zeitgleich bewältigen. Spiele sind bislang leider selten auf die ausgeglichene Nutzung vieler Kerne optimiert. Wer jedoch noch weitere Programme nebenher laufen lässt oder Bild- und Videobearbeitung macht, profitiert davon bereits sehr gut.
AMD ist günstiger
Auch im Preisduell überzeugt AMD gegenüber Intel. Die Prozessoren sind schon bei vergleichbarer Leistung signifikant günstiger. Bei Intel sind zudem die mitgelieferten Kühler etwas, das man schnellstmöglich austauschen sollte.
Weniger Verbrauch
Die kleinere Fertigungstechnik macht sich auch im Stromverbrauch der Prozessoren bemerkbar. So hat der i7-9700K eine Leistungsaufnahme von 95 Watt, der leistungsähnliche Ryzen 7 3700X dagegen nur 65 Watt. Damit lässt sich also auch über den Kaufpreis hinaus Geld sparen.
Dort hat Intel die Nase vorn
Mehr Leistung auf einzelnem Kern
Für Spiele ist die Leistung eines einzelnen Kerns noch immer am wichtigsten, da die Aufteilung auf mehrere Kerne selten gut funktioniert. An dieser Stelle hat Intel noch immer die Nase leicht vorn. Der Vorsprung ist aber mit der neuen Ryzen-Generation deutlich geschmolzen.
Zwar taktet Intel in der Regel mit mehr Gigahertz, doch AMD hat vor allem in ihrer neuesten Ryzen-Generation die Effektivität ihrer Takte erhöht. Der reine Gigahertz-Vergleich sagt damit nicht zwingend was über die tatsächliche Leistung aus.
Tüftler können aus Intel mehr rausholen
Die richtige Kühlung vorausgesetzt, können Tüftler in der Regel mehr Leistung aus den Intel CPUs rausholen, indem sie diese übertakten. Gerade die letzte Ryzen-Generation von AMD ist schon von Werk aus sehr optimiert und lässt wenig Luft nach oben zu.
Mehr Exklusivdeals
Was Intel vor 13 Jahren rettete, ist auch jetzt noch ein großer Pluspunkt: Mehr Exklusivdeals. So findet man auch in den meisten Fertig-PCs noch immer vorwiegend Intel-Chips verbaut. Wirft man einen Blick auf die Verkaufszahlen vom Onlineshop MindFactory, könnte das ein großes Glück sein. Dazu aber mehr bei den Statistiken.
Stärkere Mobil-Sparte
Wir vergleichen hier in erster Linie die Desktop-CPUs. Doch wenn wir den Blick vom klobigen Rechner auf die mobileren Laptops wenden, ist der Vorteil wieder bei Intel. Bei den mobilen Chips hat der Marktprimus noch immer das bessere Angebot.
Das könnte Intel das Bein brechen
Keine Antwort auf AMD
Derzeit scheint AMD die besseren Karten auf der Hand zu haben. Der Wechsel auf kleinere Produktionsverfahren gelingt. Während Intel die 10nm-Produktion für Desktop-PCs immer weiter verschiebt, ist bei AMD schon 2021 der Sprung von 7nm auf 5nm denkbar.
Trotz des immer größeren Marktanteils von AMD hat Intel zudem mit Lieferproblemen zu kämpfen. Das liegt aber auch daran, dass Intel durch seinen Konkurrenten nun auch zu mehr Kernen gezwungen ist, was die Stückzahlen in der aufwendigeren Produktion nach unten drückt.
AMD in Komplett-PCs
AMD könnte womöglich aus der Vergangenheit gelernt haben. Der aktuelle Ruf der konkurrenzfähigen, aber sparsameren und günstigeren Chips muss das Unternehmen ausnutzen, um auch vermehrt den Weg in Komplett-PCs zu finden. Denn so gerne die laute Minderheit ihre Rechner selbst zusammenschreibt: Die meisten kaufen lieber einen fertigen PC, den man nur noch anschalten muss. Wenn AMD dort besser Fuß fassen kann, könnte Intel wirklich ernsthafte Konkurrenz erhalten.
Notebook-Markt und Konsolen
Auch mit Einführung der Ryzen-Serie, konnte AMD zunächst für wenig Begeisterung auf dem Notebook-Markt sorgen. Langsam liefert der Chiphersteller allerdings auch bessere Prozessoren und Grafikkarten für den portablen Markt. Das führte dazu, das Notebook-Hersteller Schenker sich nach 10 Jahren erstmals wieder von der Intel-Exklusivität verabschiedet.
Ein wichtiger Markt dürften auch die Konsolen sein. Dort war AMD bereits bei der Xbox One und der Playstation 4 für die Rechenpower zuständig. Auch die kommende Generation setzt weiterhin auf AMD-Technik. Die Playstation 3 dürfte damals auch maßgeblich zum Sieg der Blu-Ray im Formatkampf gegen die HD-DVD beigetragen haben.
Lisa Su
Als Lisa Su 2014 zur Geschäftsführerin ernannt wurde, ahnte noch niemand, dass AMD schon bald wieder auf die Erfolgsspur kommen würde. Als Erfolgsgeheimnis nennt Su den Fokus. Man versuche nicht, auf allen Geräten dabei zu sein, sondern setzt erst auf den Desktop-Bereich. Auch was Geschäftsbeziehungen angeht, konnte AMD unter anderem Deals mit Google und Twitter abgeschließen. Lisa Su dürfte auch auch in den kommenden Jahren ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Unternehmens bleiben.
Das sagen die Statistiken
PassMark CPU Benchmarks
PassMark Software ist eigentlich für Benchmarks, also Performance Tests bekannt. Aber wo Millionen CPUs getestet werden, lässt sich auch Aufschluss über ihre Verteilung finden.
Die neueste Erhebung aus dem ersten Quartal 2020 gibt AMD mit 33 Prozent an – der höchste Wert seit 2007. Bei den Werten handelt es sich allerdings nicht um die Verkäufe, sondern um die CPUs in Nutzung. Daher machen sich Verkaufswellen nicht zwingend sofort bemerkbar. Trotzdem sieht man vor allem von Q2 2019 auf Q3 2019 einen ruckartigen Anstieg von23.1 Prozent auf 31.2 Prozent Anteil.
Steam
Etwas überraschend sind die Zahlen der Gaming-Plattform Steam. Mit AMDs Fokus auf mehr Kerne, überholten 6-Kerner erstmals 2-Kerzprozessoren und übernahmen damit den 2. Rang. Dabei fielen die Dual-Cores von 24 auf 17 Prozent, während die Hexa-Cores von 17 auf 22 Prozent aufstiegen – allein in den letzten 5 Monaten.
Doch jetzt kommt das überraschende: Auf der Gaming-Plattform legte Intel von November auf Dezember 2019 um mehr als drei Prozentpunkte zu. AMD kam dort im Dezember nur auf schwache 16 Prozent. Vielleicht liegt diese Entwicklung auch daran, dass zur Weihnachtszeit eher Komplettsysteme, als einzelne Chips über die Theken wandern.
Mindfactory
Ganz anders sehen die Zahlen beim Hardware-Händler Mindfactory aus. Der vor allem von Selbstbauern genutzte Shop dreht die Verhältnisse bei den verkauften CPUs nämlich um. Dort lag AMD in jedem Monat 2019 bei den Verkäufen vorne. Im Dezember hatte AMD dort einen Anteil von ganzen 86 Prozent.
Das zeigt, dass die Ryzen-CPUs gerade bei denen, die sich am intensivsten mit der Hardware auseinandersetzen, beliebt sind. Wie sich deren Meinung gewandelt hat zeigt der Vergleich mit den Zahlen von Anfang 2017. Da hatte Intel nämlich noch mehr als 80 Prozent Anteil bei den CPUs.
Gaming PC mit AMD Ryzen 5 3600 & Radeon RX580 8 GB (Provisionslink)
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Schlagwörter: AMD, hardware, Intel, PC