Withings ScanWatch im Test: Schicker Gesundheitsassistent für’s Handgelenk

Das französische Tech-Unternehmen Withings ist seit Jahren für seine edel anmutenden Fitnesstracker mit analogem Ziffernblatt bekannt. Auch ich bin großer Fan der klassischen Uhren mit digitalem Mehrwert und Self-Measurement-Features. Nun wurde mit der Withings ScanWatch das neueste Modell mit EKG-Aufzeichnung, Oximeter sowie Schlafapnoe-Erkennung vorgestellt. Ich habe das klinisch validierte Wearable in den letzten Wochen im Alltag getestet.

Zeitloses Design mit analogem Ziffernblatt und Mini-Display

Ich liebe analoge Uhren. Die Withings ScanWatch kommt in gewohnt klassischem Design daher und lässt sich die umfangreichen Funktionen kaum anmerken. Lediglich das monochrome Display in der oberen Hälfte verrät die Zusatzfeatures. Mit Durchmessern von 38 Millimeter in der kleinen und 42 Millimetern in der großen Variante ist die smarte Uhr nie zu wuchtig. Selbst an meinem dünnen Unterarmen sieht die große Variante mit einer Höhe von 13,7 Millimetern (noch) gefällig aus. Dank IP68-Zertifizierung kann die Uhr auch zum Schwimmen genutzt werden.

Das Ziffernblatt unter dem robusten Saphirglas ist in der weißen Variante gut ablesbar. Das gilt auch für die unterhalb integrierte, analoge Schrittanzeige. Je nach Belieben lässt sich in der App das Tagesziel definieren. Aber dazu später mehr. Auf der rechten Seite befindet sich nunmehr eine digitale Krone, die per Rollen und Drücken das Navigieren durch die Menüs erlaubt. Sie gibt durch sanftes Vibrieren angenehm Feedback und bietet eine gefällige Haptik.

Die Unterseite der Withings ScanWatch beherbergt die Konnektoren für die Ladestation sowie vielfältige Sensoren. Neben Multiwellenlängen-PPG-Sensoren für die Herzfrequenz, befinden sich an dieser Stelle zwei der drei EKG-Elektroden. Die dritte ist gleichzeitig der glänzende Kranz um das Ziffernblatt.

Withings Scanwatch Rückseite
Auf der Unterseite der Withings Scanwatch befinden sich ein Großteil der Sensoren und Elektroden. Image by Jonas Haller

Permanente Bluetooth-Verbindung ermöglicht detaillierte Aufzeichnung und Benachrichtigungen

Withings hat jahrelange Erfahrung mit den smarten Analoguhren und so ist auch die Companion App Health Mate ausgereift. Die Verbindung zum Android-Smartphone oder Apple iPhone ist schnell via energieeffizienter Bluetooth 5.0 Verbindung aufgebaut. Innerhalb der App werden die Daten in einer übersichtlichen Timeline angezeigt. Die Software gruppiert hierfür auf der Startseite die einzelnen Parameter wie Schrittzahl, Schlafzeit, Herzfrequenz, EKG oder Sauerstoffsättigung.

Des Weiteren listet Health Mate sportliche Aktivitäten auf und gibt Details zu Inhalt und Fitnessstufe. Ein Höhenmesser trackt Etagen und Höhenmeter. Ausflüge etwa zu Fuß oder auf dem Fahrrad bereitet die Software im Workout-Modus auch kartografisch auf. Leider integriert Withings in die Scanwatch kein GPS-Modul, sodass die App hierfür auf die Smartphone-Daten zurückgreift. Ein virtueller Trainer gibt in Form eines Chatbots Tipps zum besseren Leben und Wohlbefinden.

Ähnlich wie bei den Vorgängeruhren Withings Steel HR und Move EKG zeigt die ScanWatch auch Smartphone-Benachrichtigungen an. Die Inhalte erscheinen als (teilweise gekürzte) Laufschrift auf dem kleinen Monochrom-Display. Dank gesteigerter Auflösung (9000 Pixel) und Helligkeit (260 nits) sind die Informationen sehr gut lesbar. Innerhalb der Health App lässt sich konfigurieren, welche App Mitteilungen auf die Uhr senden darf. Übermäßige Ablenkungen lassen sich also verhindern. Im Test lief die Verbindung stets stabil und zuverlässig. Abbrüche wie hin und wieder bei Vorgängermodellen gab es nicht.

Withings Scanwatch Display
Über das neue, helle Display lässt sich unter anderem die Pulsfrequenz ablesen. Image by Jonas Haller

Eines meiner Lieblingsfeatures, der vibrierende Weckruf, ist auch auf der neuen Withings-Uhr verfügbar. Neu ist allerdings, dass der Wecker auch direkt von der Uhr deaktiviert werden kann. Zudem spendiert der Hersteller eine (langersehnte) Stoppuhr und einen Timer.

EKG-Funktion, SpO2-Messung und Schlafapnoe-Erkennung klinisch validiert

Die Withings ScanWatch bietet eine Reihe von leistungsstarken Gesundheitsfeatures. Während Funktionen wie die Messung der Herzfrequenz und Aufzeichnung eines Elektrokardiagramms (kurz EKG) bereits bei älteren Modellen zum Einsatz kamen, bietet das neueste Wearable ein Oximeter zum Messen der Sauerstoffsättigung und eine Indizierung von Atemaussetzern im Schlaf. Um die Funktionstüchtigkeit zu bestätigen, wurden alle Features klinisch validiert.

Sowohl für die EKG- als auch die SpO2-Messung muss ich als Nutzer aktiv werden. Um korrekte Daten zu ermitteln, benötigt die Withings Scanwatch den Zeigefinger auf der neuartigen Krone. Dadurch erzeugt er einen geschlossenen Stromkreislauf. Ein sogenanntes Ein-Kanal-EKG wird dann für die folgenden 30 Sekunden aufgezeichnet. Im Test klappte das in drei von vier Fällen ausgezeichnet. Wichtig ist hierbei, dass der Nutzer ruhig am Platz sitzt und keine ergebnisverfälschenden Bewegungen ausführt. Zudem warnt die Uhr vor möglicherweise lebensgefährlichem Vorhofflimmern.

Neben der Schlaftiefe zeichnet die Smartwatch auch Atemaussetzer während der nächtlichen Ruhephase auf. Hierfür nutzt das Gerät den optischen Pulsfrequenzmesser sowie SpO2-Sensor und trackt Unregelmäßigkeiten. Im Modus “Automatisch” bekommt man als Nutzer davon nur wenig mit, denn die Companion App Health Mate plant pro Quartal drei aufeinanderfolgende Nächte zu überwachen. Wer allmorgendlich Ergebnisse erhalten möchte, kann den Atmungs-Scan auch permanent aktivieren. Das geht allerdings zulasten des Akkus. Abschließend lassen sich die Daten gebündelt als PDF zusammenfassen und zum Hausarzt schicken.

Update 05.11.2020:Mit dem neuesten Softwareupdate bringt Withings unter dem Titel „Atmen“ ein (ent-)spannendes Achtsamkeits-Feature auf die Uhr. Innerhalb einer Minute wird man per Vibration angehalten eine bestimmte Anzahl an Atemzügen durchzuführen. Dadurch sinkt die Herzfrequenz und das persönliche Stresslevel.

Screenshot Health Mate
In der Companion App Health Mate werden alle Daten der Withings Scanwatch gesammelt. Image by Jonas Haller

Geringer Energieverbrauch sorgt für lange Akkulaufzeit

Eine große Stärke der smarten Uhren des französischen Unternehmens Withings ist zweifelsohne die Akkulaufzeit. Wenngleich der Funktionsumfang deutlich erweitert wurde, überzeugt die neue ScanWatch durch eine ausdauernde Batterie. Der Hersteller selbst spricht von bis zu 28 Tagen, im Test waren 21 Tage realistisch. Bei geringem Akkustand wechselt das Wearable in einen besonders effizienten Stromsparmodus mit Uhrzeit und Aktivitätstracking. Dann sind nochmal zwei Wochen Nutzung möglich.

Der Verpackung liegt eine Art Dockingstation zum Auflegen der Uhr mit USB-Kabel bei. Leider fehlt ein passendes Netzteil. Hier kann allerdings ein handelsübliches Exemplar von Smartphone und Co. zum Einsatz kommen. Die Ladezeit bei geringem Ladestand beträgt etwas mehr als zwei Stunden.

Fazit: Withings Scanwatch: Schick, funktionsreich, ausdauernd

Auch analoge Uhren können ganz schön smart sein. Das beweist Withings einmal mehr mit der neuen ScanWatch. Die französischen Designer und Ingenieure haben es wieder einmal geschafft, eine gefällige klassische Formgestaltung mit einer Vielzahl von digitalen Funktionen zu verbinden. Besonders die neuen und verbesserten Gesundheitsfeatures wie EKG, SpO2 und Schlafapnoe bilden eine gelungene Erweiterung für Self-Measurement-Fans. Sport-Enthusiasten freuen sich über den zusätzlichen Höhenmesser.

Auch an der Uhr selbst hat Withings die Performance verbessert und den Funktionsumfang erweitert. Für etliche Funktionen ist kein Smartphone nötig – etwa zur Anzeige der Vitaldaten und zum Aktivieren des Weckers. Als Nutzer der vorangegangenen Steel HR freue ich mich besonders über Stoppuhr und Timer. Die Akkulaufzeit liegt weiterhin bei mehreren Wochen. Mit 280 Euro respektive 300 Euro ist die Withings Scanwatch zwar teurer als die digitalen Pendants von Fitbit, Garmin oder Xiaomi. Allerdings bietet sie einen größeren Funktionsumfang und das meiner Meinung nach schickere Design.

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Images by Jonas Haller

arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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