Rezension: Online-Marketing und Recht

Marketiers brauchen nicht erst seit dem Online-Boom verläßliche Handreichungen was den rechtlichen Rahmen ihrer Tätigkeiten angeht. Mit dem vorliegenden Handbuch aus dem mitp-Verlag sind in Bezug auf das Web gut bedient. Es stellt eine umfassende Sammlung aller relevanten Themen dar, die im Online-Marketing eingesetzt werden können. Für jede einzelne Maßnahmen erläutert der IT-Fachanwalt Dr. Martin Schirmbacher die Rechtsvorschriften und macht diese an zahlreichen Praxisbeispielen greifbar…

Wer sich bislang noch nicht mit Online-Recht auseinandergesetzt hat, wird sicher überrascht sein, wo überall Vorgaben und Fallen lauern. Das fängt schon bei Domain-Namen an. Es ist interessant ist zu lesen, welche Ansprüche Namensinhaber gegenüber Domain-Inhabern durchsetzen können, wann das nicht funktioniert und welche Konsequenzen das für die Betroffenen haben kann. Und natürlich ist uns allen noch die Guttenberg-Affäre präsent. Nicht nur bei Doktorarbeiten sondern beispielsweise auch beim eigenen Webauftritt gilt: wer abkupfert, läuft Gefahr, erwischt zu werden. Dann drohen Abmahnungen und Geldstrafen. Das betrifft Text, Bildmaterial, Ton, Spiele, Stadtpläne etc.. Datenschutz ist ebenfalls ein heißes Thema. Wir kennen diese Problematik auch aus der aktuellen Diskussion über Apple zum iPhone und iPad. Für manche Marketingkampagne sind die ausgedehnten Datenschutzrichtlinien in der Tat ein Hindernis. Vor allem beim Email-Marketing, beim Tracking oder wenn ein Onlineshop dem User personalisierte Angebote zur Verfügung stellen will. Wer sich darüber hinwegsetzt und abgemahnt oder gar verklagt wird, kann mit saftigen Geldbußen rechnen. Jedoch, so eindeutig sehen die Gerichte Verletzungen beim Online-Marketing offenbar nicht. Laut Schirnbacher kommt es zu durchaus unterschiedlichen Gerichtsurteilen.


Am Anfang führt das Buch auf ca. 15 Seiten die häufigsten Fehler auf, die man im Online-Marketing begehen kann. Immer nur mit kurzer Beschreibung und dann dem Hinweis auf das Kapitel, in dem das Thema ausführlich besprochen wird. Kapitel 2 bis 9 befasst sich mit den Geboten und Verletzungen bei den einzelnen Online-Maßnahmen wie Domainnamen, Webseiten, Online-Shops, Tracking, Werbung, Suchmaschinen-, Affiliate- und Email-Marketing. Die letzten beiden Kapitel geben wertvolle Hinweise zu den verschiedenen Arten von Verträgen im Online-Geschäft und zur Durchsetzung und Abwehr von Ansprüchen. Beendet wird der Themenkreis durch Quellenangaben zu Gerichtsentscheidungen, auf die der Autor in den verschiedenen Kapiteln verwiesen hat. Das Buch ist wirklich verbrauchergerecht geschrieben. Man muss sich also nicht mit Anwaltsdeutsch auskennen. Eher schon mit Online-Marketingbegriffen, wobei sich diese aber aus dem Zusammenhang ergeben. Der Lesefluss wird angenehm unterbrochen durch optisch mit Piktogrammen abgesetzte Beispiele, Checklisten, Hinweise und Warnungen zu den einzelnen Themen. Hin und wieder sind die Passagen für Otto Normalverbraucher nicht ganz einfach verständlich. Beispielsweise beim Thema Urheberrechte musste ich zweimal lesen, wie sich das bei Bildern und Videos verhält. Aber das kommt wirklich selten vor.

Fazit

Alles in allem betrachte ich das Buch als gutes Nachschlagewerk für Fragen, die den Internet-Marketier umtreiben. Das Online-Business-Leben birgt viele Fallen. Das Buch klärt umfangreich auf. Bei kniffligen Fragen wendet man sich lieber gleich an den Spezialisten. Langes Suchen nach Antworten ist zeitaufwändig und Gerichte entscheiden ohnehin individuell nach Sachverhalten, die der Laie in der Komplexität nicht erfassen kann. Da Web 2.0 sich ständig weiter entwickelt, erweiterte Möglichkeiten bietet und neue Fragen entstehen, ist dieses Buch sicher als Momentaufnahme zu betrachten.


Beatrice Brenner ist Leserin von netzpiloten.de und freie Marketingberaterin mit einer sehr langen Berufserfahrung in allen Sparten und Branchen. Sie ist über ihre Website mbs-brenner.com zu erreichen.

Die Netzpiloten nehmen immer mal wieder Gastpiloten mit an Bord, die über ihre Spezialthemen schreiben. Das kann dann ein Essay sein, ein Kommentar oder eine kleine Artikelserie.


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