Als Kinder haben wir noch draußen gespielt – Verstecken oder Fangen. Wir haben mal eine Schnitzeljagd veranstaltet oder als Krieger, die Burg des Feindes eingenommen – ja das waren noch Zeiten! Man bewegte sich, war an der frischen Luft und das Spielfeld erstreckte sich öfters über den Gartenzaun hinaus. Wir waren glückliche Kinder, gesunde Kinder, der Inbegriff der Vitaliät. Mit Location-Based Games könnte sich das wiederholen!
Das Auftauchen des Videospiels veränderte alles. Das Phänomen, welches dicke und unbewegliche Kinder hervorbrachte und das in kürzester Zeit Einhalt in so gut wie jedes Kinderzimmer fand, eroberte den Markt schnell. Für meine Eltern ein ziemlich unverständliches Phänomen. Seit meinem ersten Nintendo habe ich einen Großteil meiner Zeit zwischen 8 und 14 Jahren nur noch Videospiele gezockt. „Junge geh doch mal raus!“ oder „Du sitzt nur noch vor der Glotze!“ waren die ständigen Worte meiner Eltern. Die schlimmste Strafe, die ich bekommen konnte, war „Nintendoverbot“ oder später „Computerverbot“. Ziemlich krank könnte man meinen?! Nun ja nicht ganz – vermutlich kann der Großteil der Leser, in meinem Alter, das durchaus nachvollziehen. Ich meine ganz im Ernst, was haben wir für coole Abenteuer bestanden. Den Weltmeister-Titel mit der deutschen Nationalmannschaft geholt, als Mario Prinzessin Peach vor Bowser gerettet oder sind später mit Final Fantasy in allzu reale Welten abgetaucht, um spannende Kämpfe zu bestreiten. War schon alles ziemlich cool!
Seit der Wii zog dann eine andere Art Computerspiele ein. Spiele die Bewegungen voraussetzten. Es wurde Tennis oder Bowling gespielt, manch einer hat sogar hirnrissige Spiele wie Fensterputzen gespielt – da sind meine Eltern übrigens völlig vom Glauben abgefallen. Die Hausarbeit hassen, aber digitale Fenster putzen. Ja nee.. ist klar! Für das Wii-Spielen konnte ich mich zwar nie begeistern, aber die Gewinne von Nintendo mit der Wii (zumindest bis 2011) waren doch ein guter Indikator für den Gaming-Erfolg.
Trends kommen und gehen. Und der neueste Trend, der sich abzeichnet ist das Location-Based Gaming (positionsbezogenes Spiel). LBG’s sind Computerspiele, in dem der Spielverlauf durch Veränderung der geografischen Position des Spielers beeinflusst wird.
Doch wie spielt man nun ein solches Spiel. Natürlich mit GPS-unterstützten Smartphones. Zum Beispiel nutzt man, in dem kürzlich in den USA erschienen iPhone-Spiel „Shadow Cities“, das von Grey Area entwickelt wurde, die gesamte Stadt als Spielfeld. Die Mitspieler schlüpfen in die Rollen von Magier und versuchen im Team ganze Stadtgebiete und Nachbarschaften zu erobern. Man kann in Kopenhagen sein und gegen ein Team in Sydney spielen oder versuchen die Urlaubsinsel, während des Aufenthaltes, zu erobern. Man muss wie bei einer Schnitzeljagd bestimmte Orte erreichen, um sich beispielsweise neue Zauber oder Level-Upgrades zu beschaffen. Das coole daran ist, dass man das Spiel tatsächlich in jeder erdenklichen Stadt oder an jedem Ort spielen kann. Man braucht keine Karten oder Add-on’s kaufen, wie es damals nötig war um seinen Spielspaß mehr Kick zu verleihen. Das Spiel funktioniert überall und hat jetzt schon eine riesige Fangemeinde!
Der amerikanische Moxie-Trendspotter Greg Steen, der derzeit globale Trends für Marketing-Implikationen entdeckt und bewertet, ist sich ziemlich sicher, dass diese Spiele der neue Trend werden. Laut seiner Auffassung haben Social Games wie „FarmVille“ und Mobil Games wie „Angry Birds“ die Aufmerksamkeit der Gamer auf sich gezogen. Die Entwickler wollen nun die Vereinigung dieser Spiele mit Location-Based Games vorantreiben und die Social Gamer sowie die Mobil Gamer unter einen Hut bringen.
Der Markt für Smartphones jedenfalls lässt Gutes erhoffen. Laut einer Studie von Park’s Associates, einem Unternehmen für Markforschung und Industrie-Analysen, wird sich die Zahl der weltweiten Smartphone-Nutzer bis 2014 auf eine Milliarde erhöhen. Der Branchenverband BITKOM prognostiziert allein in Deutschland für 2011 schon einen Absatz von mindestens 10 Millionen Smartphones. Vermutlich wird es nicht lange dauern bis das Smartphone das Handy völlig ersetzt und somit könnte man bald so gut wie jeden mit seinen LBG-Entwicklungen erreichen.
Im Grunde fehlt nur noch der große Durchbruch eines Spieles wie „Shadow Cities“, um die Sparte der Location-Based Games ähnlich populär zumachen, wie es einst „Angry Birds“ oder „FarmVille“ für deren Sparte taten. Die Bemühungen der Entwickler laufen dahingehend auf hochtouren.
Eines ist sicher! Sollte der Trend einkehren, werden sich die Mütter und Väter dieser Welt wieder über draußen-spielende Kinder freuen können – und das allein ist es doch schon Wert den Trend an den Start zu bringen!
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Schlagwörter: games, location based