Am Montag habe ich mit Peter Wiechmann telefoniert, seines Zeichens lange Jahre Rolf Kaukas Redaktions- und Produktionschef und anschließend selbstständiger Comic-Produzent. Er ist der kreative Kopf hinter dem legendären Comic-Magazin PRIMO, mit dessen Abenteuer-Serien er in den 70er Jahren deutsche Comic-Geschichte schrieb. Nun will Wiechmann die verborgenen Schätze dieser Zeit wieder aufleben lassen und hat vor einigen Tagen eine Crowdfunding-Kampagne mit dem Titel „Titanen Trilogie“ auf mySherpas gestartet.
Seine Vision beschreibt Wiechmann folgendermaßen:
„Ich möchte ausgesuchte Grafik Novels der realistischen MachART nach jahrzehntelangem Archivkoma treuen Lesern von einst und interessierten von heute in Form von drei opulent gestalteten Büchern zugängig machen.“
Doch die Produktion des dreibändigen Meisterwerkes hat ihren Preis: insgesamt € 62.000,- sollen in den 3 Monaten Projektlaufzeit für den Ankauf von Lizenzen, das Einscannen der übergroßen Originale, die Überarbeitung der Texte etc. zusammen kommen. Bisher sind rund € 3.000,- bei mySherpas eingetroffen. Eine Summe, die bei vielen anderen Crowdsponsoring-Projekten oftmals schon 50% der Gesamtsumme darstellen. Im Falle Wiechmann sind damit aber gerade einmal 5% der Zielsumme erreicht und langsam ergeben sich erste Hindernisse, erzählt mir Wiechmann im Gespräch.
Dem Projekt mangelt es weder an guter, klassischer PR (siehe Übersicht der Berichterstattung), noch an der Zahlungswilligkeit der Fans. Allerdings sind die meisten Fans bereits im fortgeschrittenen Alter und es besteht ein gewisser Generationskonflikt hinsichtlich der Nutzung neuer Medien. Peter Wiechmann dazu: „Meine Fans rufen mich an und sichern mir ihre Unterstützung – auch mit großen Beträgen – zu. Die Bezahlung über’s Internet ist für viele aber ein enormes Problem.“
MySherpas hat darauf reagiert und für dieses und kommende Projekte die Direkte Überweisung auf ein Treuhandkonto eingeführt. Auf diese Weise können PRIMO-Fans das Projekt ohne Anmeldung und auf herkömmliche Art unterstützen. „Für viele eine Erleichterung“, kommentiert Wiechmann diesen Schritt in die richtige Richtung.
Der Generationsunterschied macht sich aber nicht nur bei den Fans, sondern auch bei Wiechmann selbst bemerkbar. Blogging, Facebook, Twitter – all diese Begriffe kennt der aufgeschlossene Comic-Texter zwar, zum Einsatz kommen sie jedoch kaum. Seine Mitstreiter informiert Peter Wiechmann über seine Webseite und seine Einträge im Comicguide, einem Forum für Comic-Liebhaber. Dort dafür umso intensiver!
Inhalt unseres Telefonates war unter anderem die Frage, wie man trotz der Altersunterschiede und der verschiedenen Zugänge zu neuen Medien, neue Sponsoren, Unterstützer und Fans auf das Projekt aufmerksam machen könnte. Die Antwort lag auf der Hand: mit einem Comic!
Und so haben wir uns dazu entschlossen in den kommenden Tagen eine 6-teilige Cartoon-Serie zum Thema „Crowdfunding“ zu starten. Peter Wiechmann und seine Zeichner werden darin oben genannte Schwierigkeiten illustrieren, Einblicke in das Titanen-Trilogie-Projekt geben und das Thema „Crowdfunding“ aus ihrer Sicht beleuchten. Jeden Tag werde ich u.a. im taz-Crowdfunding-Blog und parallel auf Netzpiloten.de ein neues Bild veröffentlichen und so soll eine kleine Geschichte erzählt werden. Details dazu kommen mit dem ersten Cartoon, an dem Peter Wiechmann bereits arbeitet.
Bis dahin wollen wir euch einen kleinen Vorgeschmack in Form eines Einführungscomics geben:
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Schlagwörter: comic, Crowdfunding, Peter Wiechmann
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