Oops! Award Voting 2011

oops2011Der Oops! Award 2011, den wir vor einigen Tagen vorgestellt haben, geht in eine neue Runde. Neben den, von der Redaktion vorgeschlagenen Social-Web-Fauxpas, haben auch die Leser Vorschläge eingereicht und somit sind acht Themen in die engere Auswahl gerückt, die es jetzt abzustimmen gilt. Im Online-Voting könnt Ihr noch bis Ende November tippen, wer eurer Meinung nach als „Sieger“ den „Oops! Award 2011“ erhalten soll. Wir freuen uns auf eure Kommentare und sind gespannt, wer dieses Jahr das Rennen macht.

Folgende Kandidaten wurden dieses Jahr nominiert und stehen euch nun zur Wahl bereit…

1. Der Bundestrojaner:

Im Oktober 2011 hackt der Chaos Computer Club eine staatliche Spionagesoftware, die viel mehr kann, als sie eigentlich darf. Dazu gehört u.a. das Nachladen von weiteren Anwendungen sowie das Einschalten von Web-Cams und Mikros. Auch Dokumente können mit diesem Trojaner auf den Festplatten der Spionierten abgelegt werden. Entgegen den anfänglichen Äußerungen der Verantwortlichen aus dem Innenministerium ist diese Software auf fast kompletter Bundesebene zum Einsatz gekommen. Und es wurden angeblich sogar vielfältigere Variationen für den Bundesnachrichtendienst entwickelt.

Fazit: Die geheime Nutzung dieser Spionagesoftware ist ein starker Verstoß gegen die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes und durch anhaltendes Abstreiten jeglicher Verantwortung sowie der Verneinung der Anwendung des Bundestrojaners, ist dieser Fall ein heißer Kandidat für den größten Kommunikations-Skandal des Jahres.

2. Der Geflügelhersteller Wiesenhof und die Doku

Eine ARD-Dokumentation über den Geflügelhersteller Wiesenhof mit dem Titel „Das System Wiesenhof – wie ein Konzern Menschen, Tiere und Umwelt ausbeutet“ belegte in eindrücklichen Bildern, wie mit Massentierhaltung Geld gemacht wird. Die Reaktion des Konzerns: Per Programmbeschwerde versuchte man die Ausstrahlung zu verhindern. Als das jedoch misslang, setzte Wiesenhof eine ungewöhnliche Verteidigungskampagne unter anderem auf Twitter und YouTube in Gang. Der Versuch die Dokumentation mit Hilfe eines eigenen Videos zu widerlegen, das sogar teilweise mit Bildern vom ARD-Team erstellt wurde, fand ihren Weg ins Netz.

Fazit: Die durchaus professionell angelegte Kampagne von Wiesenhof gegen die ARD-Doku kam bei der Web 2.0-Gemeinde nicht gut an. Die TV-Bilder des Beitrags lassen sich eben schwer widerlegen und somit ist die versuchte Rechtfertigung ebenfalls ein Fail ins Sachen Kommunikation und Social Media.

3. Die „Tramp a Benz“-Kampagne von Jung von Matt

Stefan Gbureck, Performance-Künstler und Ex-Boss-Model, hatte angeblich eine originelle Idee: Im Winter trampen gehen, aber nur mit Autos der Marke Mercedes mitfahren. Das alles sollte auf seinem Blog festgehalten werden. Doch was wie eine witzige Aktion daherkam, entpuppte sich bald als Werbeidee der Agentur Jung von Matt. Schnell war das auch der Social-Media-Gemeinde klar – und die Aktion erntete nur noch Hohn und Spott. Der Deutsche Rat für Public Relations rügte Agentur sowie Auftraggeber.

Fazit: So einfach gehen die heutigen User den Werbemachern nicht mehr auf den Leim. Wenn schon Benz-Werbung, dann bitten wir darum diese auch als solche zu kennzeichnen.

4. Pril-Design-Wettbewerb

Die Firma Henkel hatte die an sich nette Idee, im Web einen Design-Wettbewerb für sein Spülmittel Pril auszurufen. Doch als sich im Laufe des Wettbewerbs herausstellte, dass die eher schrägen Motive das Rennen machen könnten – unter anderem ein Hähnchen-Design, ein Monstergesicht oder eine Flasche in Bratwurstform – änderte der Hersteller kurzerhand die Spielregeln. Am Ende gewannen die Top-Ten-Entwürfe mit den wenigsten Stimmen. Das Ergebnis löste eine Empörungswelle bei den Teilnehmern aus. Sie beschimpften Henkel unter anderem auf Facebook und Twitter. Das Unternehmen löschte einige Kommentare – was für weiteren Unmut sorgte. Mit so einer Reaktion habe man nicht gerechnet, bedauerte das Unternehmen und versprach, es das nächste Mal besser zu machen.

Fazit: Das ist ja wohl gründlich danebengegangen. Die Social-Media-Gemeinde lässt sich nicht an der Nase herumführen. Image-Schaden statt Gewinn.

5. Lobby-Agentur Burson-Marsteller führt für Facebook Anti-Google-Feldzug

Der Auftraggeber: So wie es scheint, Facebook. Die selbsternannten Experten für Krisenkommunikation waren wohl beauftragt, in den USA kritische Artikel gegen Google zu platzieren – anonym versteht sich. Dumm nur, dass die Sache aufflog. Ein Reporter von „Newsweek“ konnte den Schwindel belegen. Auch in Deutschland soll die Agentur laut Medienberichten dafür bezahlt worden sein, negative Informationen über Google zu verbreiten – und zwar unter anderem von Microsoft.

Fazit: Als „Schlammcatchen auf hohem Niveau“ hat ein Chatter dieses Vorgehen bezeichnet. Ein heißer Kandidat für den „Oops! Award“.

6. Schleckers Werbe- und PR-Desaster

Mit dem dümmlichen Slogan „For you, vor Ort“ wirbt Schlecker seit Neuestem um seine Kunden. Und es dauerte nicht lange, da kamen die ersten Beschwerden über dieses „Denglische Desaster“. Doch der eigentliche Skandal ist die Antwort des Schlecker-Unternehmenssprechers Florian Baum, die nun durchs Internet geistert. Man wolle nur den durchschnittlichen Schlecker-Kunden ansprechen, der einem niederen bis mittleren Bildungsniveau zuzuordnen sei. Die Adressaten des Spruchs seien eben nicht „die vielleicht 5% der Bevölkerung, zu denen Sie und Ihre Mitunterzeichner gehören (nämlich promovierte Akademiker, Philologen und andere reflektierte Sprachverwender) – sondern die übrigen 95%“, so Baum. Aha!

Fazit: So etwas nennt man nicht Kundenwerbung, sondern Kunden vergraulen. Der Imageschaden dürfte schwer wieder gutzumachen sein.

7. Gefakte Facebook-Kunden bei Weleda?

Ganz neu ist es ja nicht, dass Soziale Medien wie Facebook, Twitter und Co. zum Schummeln herausfordern. Vor allem was die Fan-Zahlen, die „Likes“, betrifft. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die eine oder andere Agentur nachhilft, um den Auftritt zu einem Erfolg zu machen. Ob tatsächlich die Mehrheit der Nutzer der Weleda-Fanpage gekauft sind, wie eine Weleda-Kundin in ihrem Blog behauptet, lässt sich nicht beweisen. Die heißen Diskussionen im Netz sprechen aber für die Brisanz des Themas.

Fazit: Es ist legitim, dass Firmen das Social Web in ihre PR-Strategien mit einbeziehen, doch sie sollten dabei nicht ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Der Fall Weleda zeigt, wie heikel das Thema Fanzahlen-Fake ist.

8. Volksbanken und Raiffeisenbanken wollen mit Occupy marschieren.

Eine Bankengruppe sympathisiert mit Bankenkritikern: In diesem Fall die Volksbanken und Raiffeisenbanken mit einem Anzeigenmotiv, das Demonstranten der Occupy-Bewegung zeigt. Das Geschäftsmodell der Volks- und Raiffeisenbanken sei nicht das der internationalen Großbanken. „Wir zocken nicht“, verteidigt Verbandspräsident Uwe Fröhlich das ungewöhnliche Motiv.

Fazit: Die Kampagne kam bei den Usern nicht gut an. Themaverfehlung?

Jetzt seid Ihr gefragt!

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schreibt seit 2011 für die Netzpiloten und war von 2012 bis 2013 Projektleiter des Online-Magazins. Zur Zeit ist er Redakteur beim t3n-Magazin und war zuletzt als Silicon-Valley-Korrespondent in den USA tätig.


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37 comments

  1. Schwierige Entscheidung, das Bekanntwerden des Bundestrojaners ist wirkliche eine bodenlose Frechheit und tiefer Schnitt in unsere Privatsphäre. Daher geht dies meines Erachtens nach, über ein bloßes „Oops“ hinaus. Jedoch als Sprecher eines Unternehmens gegenüber der Presse zu behaupten, dass 95% der Bevölkerung dumm genug sei um sich mit dem Slogan „For you vor Ort“ zu identifizieren, ist das Eigentor schlechthin und verdient damit die Nominierung für den Oops-Award 2011.

  2. Ein Gesetzesverstoß ist kein Faux-Pas. Darum finde ich den Bundestrojaner mit einem Oooops-Award zu sehr verniedlicht.´

    Schlecker ist eigentlich die tollste Geschichte (obwohl ich den Spruch selbst eigentlich lustig finde, weil ich ihn für einen satirischen Umgang mit Denglisch in der Werbung hielt, aber vielleicht habe ich das überinterpretiert…). Aber ich finde die Reaktion auf die Kritik eigentlich „nur“ einen PR-Gau, sehe aber keinen richtigen Web-Bezug. Reicht euch dafür, dass die Antwort nicht als schriftliche Pressemitteilung kam, sondern übers Web?

    Klarer Sieger des Ooops-Awards für mich: Facebook.

    Schlimm genug, wenn Unternehmen versuchen, über PR-Agenturen positives über sich selbst zu verbreiten. Schlimmer, wenn sie die Konkurrenz darin verunglimpfen. Aber geradezu grotesk ist, dass sich Facebook (ja, die mit der Gesichtserkennung) als Verunglimpungsthema ausgerechnet Datenschutzverstöße vorwirft!

  3. Ich finde eigentlich nur das Thema ‚Bundestrojaner‘ und die vermeintliche ‚Facebook vs. Google-Schlammschlacht‘ hat Anspruch auf den Award. Alle anderen Themen sind mehr oder weniger Themen der Unternehmenskommunikation der jeweiligen Firmen. Wenn Schlecker seinen Slogan witzig findet kann ich da nur meine Zustimmung geben. Die Kampagne der Volksbanken finde ich darüber hinaus auch passend. Die kleinen Banken haben nicht Millarden vernichtet-verständlich, dass die sich auch dem Widerstand gegen die Zocker anschließen.Naja, und gekaufte Facebook-Fans sind hoffentlich so teuer (und sinnlos), dass ich schon gar nicht drüber nachdenken will. Also: schickt den Award nach Berlin zu den Trojaner-Stümpern!

  4. Ganz klare Sache, Schlecker macht das Rennen!
    Das geht ja mal gar nicht. For you, Vor Ort ist schon schlimm genug, aber dann kommt noch Florian Baum und schießt mit seiner Antwort auf den Slogan den Vogel ab.
    OOPS hoch 10

  5. Ein Kandidat hat sich den Preis redlich verdient: For you gibt es jetzt vor Ort einen Cheese-Befehl für den guten Roof: We wish you good Lack mit Schlecker

  6. Also Schlecker dominiert auf jeden fall, wer erst die deutsche Sprache in Dreck zieht und dann auch noch seine eigenen Kunden für Dumm verkauft/nennt der hat definitiv solch einen Pokal verdient!

  7. Ich kann keine wirklichen PR-Desaster erkennen (fast schon mickrige Shitstorms, Anfängerfehler im Netz sowie Unterschätzung von Social Media – ok), entscheide ich mich für Nr. 5! Wettbewerb ja, aber so nicht!

  8. Also, das meiste ist ja harmlos. Schlecker finde ich ja schon wieder grandios. Bei Burson & Marssteller wird es dann schon richtig hässlich. Also Burson & Marsteller für mich die klare No.1…

  9. Wiesenhof, ganz klar! Wer trotz eindeutiger Bilder immer noch behauptet alles liefe bestens in der Tierhaltung, dem sollte man nicht mehr über den Weg trauen.Zum Glück durchschauen immer mehr Menschen die Lügen der Tierhaltungsindustrie und steigen auf pflanzliche Alternativen um.

  10. 2. Der Geflügelhersteller Wiesenhof und die Doku!
    So beschämend, wie sich diese abartigen Massenmörder wieder ins rechte Licht stellen wollen!

  11. Für mich ist Schlecker der Sieger, weil es mich wirklich zum Lachen brachte. Wie kann man bitte so einen Spruch über seine Kunden loslassen? Ist wirklich der Oberhammer

  12. Ergänzung: Die Argumentation von Claus kann ich allerdings nachvollziehen. Wo ist der Bezug zum Social Web? Platz zwei geht an Facebook

  13. Meine Stimme geht an Wiesenhof!!! Hat viel Dreck am Stecken!
    Interessant fand ich die Schlecker-Kampagne: wie vergraule ich mir am Besten meine Kunden? Saublöd gelaufen! – Die Firma Henkel ist von Procter & Gamble aufgekauft worden und hängt schwer mit Tierversuchen drin. Diese Firma gehört grundsätzlich boykottiert!!!!!!!!
    Die Wahl selbst war nicht leicht, weil man im Grunde genommen alle nehmen könnte! Was Facebook anbelangt, so ist das ein Thema für sich. Hat meiner Ansicht nach Mafiastrukturen.

  14. Wirklich bemerkenswert, wie sich hier nach dem Facebook-Posting der PETA-Community auf einmal die ganzen Tofu-Taliban tummeln und mitvoten. Ich mag Wiesenhof auch nicht. Aber der Preis gehört Pril. Gibt es den Oops! Award eigentlich auch im Hähnchendesign!

  15. Für mich waren die Reaktionen von Schlecker größtenteils recht ok. Bei Pril wollten die Profia mal ein paar Anfängern zeigen, wo es lang geht. Aber trotzdem mein Favorit. Pril, it is!

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