Es geht los. Oder besser gesagt: Es hört nicht mehr auf. Seit einigen Monaten wird gegen die robusten Daten angeschrieben. Und es scheint zu klappen. Waren vor einem halben Jahr noch alle Wirtschaftsdaten im grünen Bereich, beginnt so langsam das Pendel ins Gegenteil zu kippen. Kennen wir. Passiert alle paar Jahre. Da aber parallel das System aus Schlaraffenland-Versprechern alias Politikern und deren Finanziers ein grundlegendes Problem nicht mehr unterm Deckel halten kann, wird es nun ernst im Staate Massenmedien. Und da jetzt sowohl Mutbürger als auch Wutbürger aus allen Rohren beschossen werden mit Endzeitstimmung (diesmal will sich keiner nachher sagen lassen, er hätte nicht gewarnt), beginnt der ewige Satz, dass Märkte zu 50% Psychologie sind sogar drittklassigen Experten einzuleuchten.
So etwas als selbsterfüllende Prophezeiung zu bezeichnen, wenn alle Reichen aus Südeuropa ihr Vermögen auf Deutsche und Schweizer Banken bringen, grenzt an eine Tautologie. Bank-Run ist Gebot der Stunde, während die Occupy-Bewegung noch auf die ehemaligen Herrscher der Welt einzudreschen versucht. Dabei hat sie die Rechnung ohne den Schöpfer der Welt gemacht: den Bürger. Denn der Bürger investiert sein Geld nicht. Nach Reihenendhaus, Wintergarten und zweiter Garage, die zum großen Teil mit Schwiegerelterns Hilfe gestemmt wurden, muss das übrig bleibende Geld – nach Abzug des Zehnts der Versicherungsindustrie, die das Geld „gut“ anlegt, auf ein Sparkonto. Da türmen sich Aberbillionen bei den Sparkassen und Volksbanken. Kein Wunder, dass die öffentlichen Landesbanken angesichts solcher Sicherheiten ein paar Dutzend Milliarden verzocken wollten.
Denn die Versicherer mussten ja ihrerseite mithilfe der Privatbanken auch noch was anlegen. Nur gibt es mittlerweile nichts mehr anzulegen, weil der Konsum in den westlichen Ländern langsam aber sicher kein Wachstum mehr verzeichnet, sogar leicht rückläufig ist. Weil keiner einer dritte Garage, einen zweiten Wintergarten oder einen dritten Fernseher braucht…
Aus der Arroganz der Satten ist klammheimlich ein Rülpsen geworden. Der Konsument mag mehr kein Blatt. Also packt er noch mehr auf die hohe Kante. Wenn aber soviel Geld abgeladen wird, dann ist Geld nicht mehr knapp. Was dann knapp wird, sind die Investitionsmöglichkeiten. Und so rennen alle auf vermeintlich tolle Renditeobjekte bis sie zu Tod gerannt werden.
Nicht das Finanzsystem ist das Problem beim Abschmelzen sondern die Tatsache, dass reale Ideen und mutige Existenzgründungen nichts von diesen Blasenbewegungen des milliardenschweren Kapitals abbekommen. Der wahre Meltdown ist nicht die Inflation der Währungen sondern die Deflation der Existenzgründungen. Neue mutige Ideen bekommen mit viel Glück ein paar Zehntausend Euro von Bekannten und Freunden während zur selben Zeit Milliarden verbrannt werden, weils zu Zinssätzen angelegt werden, die unter der Inflation liegen. In der Tiefenpsychologie erklärt man dies mit einem Verbleiben in der analen Phase, also einer nicht geglückten emotionalen Reife, die extreme Sparsamkeit und peinliche Genauigkeit auf der Basis eines gesteigerten Kontrollbedürfnisses als Ausprägung zeigt. Es wäre schon hilfreich, wenn in den vielen Talkshows einmal der Finger auf das Publikum zeigen würde. Ob das Mut macht ist bezweifeln, klar muss aber sein, das Politiker und Banker nur Handlanger dieser fehlenden emotionalen Reife sind. Die Ursachen liegen woanders.
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Schlagwörter: Finanzkrise, Gesellschaft
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