Dem Datenschutz wird mehr und mehr eine wachsende Bedeutung zugesagt. Durch eine immer stärker vernetzter werdende Welt und der steigenden Kommerzialisierung des Webs begibt sich inzwischen nämlich jeder zweite Bundesbürger regelmäßig ins Internet, um Informationen zu suchen, einzukaufen oder seine Kontakte auf einem der zahlreichen sozialen Netzwerke zu pflegen. Klar fragt man da auch nach dem Schutz der dort hinterlassenen Daten. Doch wie weit geht das Interesse tatsächlich? Viele Nutzer neigen zur Phrasendrescherei und lassen sich zunehmend ausnehmen.
Was BITKOM dazu sagt…
Der Hightech-Verband BITKOM hat Anfang des Monats mal wieder ermittelt und was herausgefunden wurde, spiegelt eine Situation wieder, die alles andere als mündige Internetuser kennzeichnet. Doch das erfreuliche zuerst: Laut BITKOM stufen satte 93% der befragten Internetnutzer den Datenschutz zukünftig als besonders wichtig ein. Ganze 63% Prozent halten das Thema derzeit sogar für „eher unterschätzt“, was darauf schließen lässt, dass der überwältigende Großteil der Bürger sich der Gefahr des gläsernen Daseins im Web bewusst ist und das dieser gewählt ist sich dem zu entziehen. So weit so gut. Hört sich an, als ob der inzwischen zur Routine gewordene Diskurs endlich einmal auch auf breite Resonanz stößt. Doch fragt man genauer nach, so tut sich doch ein anderes Bild auf.
BITKOM fragte ebenfalls die gleichen Internetnutzer, wer denn tatsächlich die Datenschutzbestimmungen zu den genutzten Webdiensten bei der Anmeldung liest. Das Ergebnis ist eher unzufrieden stellend. Denn nur 7% gaben an, dass sie die Bestimmungen immer lesen würden und 12% entgegneten mit der Antwort sich den langatmigen Paragraphenbibeln nur manchmal hinzugeben. Ganze 30% sagten dazu: „Nö, klicke ich immer weiter“. An der Stelle muss man nun kein Thilo Weichert sein, um hier die Stirn zu runzeln.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser…
Das Vertrauen der Nutzer in die Unternehmen im Web scheint tatsächlich groß zu sein. Wie sonst kommt eine solche Statistik zustande. Der Slogan „don’t be evil!“ den die Google-Gründer Brin und Page vor in etwa neun Jahren im Wired-Magazin begründeten und der die Mentalität um die Datenverwerter bezeichnen sollte, scheint als Credo für die ganze Branche zu dienen. Doch Vorsicht, liebe Nutzer. Ganz so lieb sind die Gepflogenheiten nämlich nicht, wie Ihr vielleicht glaubt.
Während in Deutschland der Datenschutz im privatwirtschaftlichen Sektor weitestgehend vertrauenswürdig ist und mit der Note „gut“ für den Kunden betitelt werden könnte, sind gerade in den Datenschutzbestimmungen ausländischer Webdienste oftmals kleine Tücken versteckt. Die zu erkennen, kann so manchem die Entscheidung abnehmen, ob man sich auf der x-ten Plattform registriert oder man sich bei einem beliebigen Onlinehändler anmeldet, um das neueste Paar Nike-Sneaker aus Übersee zu ordern.
Dabei möchte ich nicht mal auf die Nutzung von Cookies oder der Speicherung von Daten zum Zwecke der Profilbildung hinweisen, was ja inzwischen tatsächlich als „normal“ betitelt werden dürfte, sondern vielmehr auf Klauseln, die darauf aus sind zu gewährleisten, dass Profile auch an Dritte übermittelt werden können und zwar nicht nur zum Zwecke der Werbung.
Auch zum Zwecke der „Gefahrenabwendung“ dürfen beispielsweise staatliche Behörden, gut und gerne mal auf die Herausgabe von Kundendaten drängen. Mit welchem Zweck sowas zum Beispiel bei Onlinehändlern wie Groupon passieren soll und wen man damit schützen würde, bleibt fraglich. Insofern macht es schon Sinn, mal kurz Inne zu halten, sich die Bestimmungen durchzulesen und sich selber zu fragen: „Muss das jetzt sein?“
Besonders in Anbetracht x-beliebiger Deals wie: „14,90 statt 49 € – Selber kochen leicht gemacht: Tüte mit frischen Lebensmitteln und Rezepten für 5 Mahlzeiten für Zwei frei Haus von Anbieter XY“, wäre mir der Hunger womöglich vergangen bzw. wäre es mir persönlich nicht wert gewesen, eine Tüte Lebensmittel und ein Rezept so teuer zu bezahlen. Und damit meine ich jetzt nicht die 14,90 €. Dann doch lieber Wochenmarkt und die Großmutter oder alternativ die Mutter anrufen und um das Familienrezept bitten.
Eine Datenschutzbestimmung hat einen gewissen Wert für einen Kunden und man sollte nicht verpassen sich gerade die einschlägigen Klauseln anzuschauen. Ist man dann mit den Bedingungen zufrieden, darf man sich auch gerne registrieren. Doch tut man dies einfach blind, laufen wir Gefahr den Daten- sowie den Verbraucherschutz dahingehend einfach auszuhebeln. Wohin das im schlimmsten Fall führen kann, hat uns nicht zuletzt auch Google vor einigen Tagen gezeigt, indem sie eine Nutzungsbedingung geschaffen haben, die jeglicher Vorstellung von geschützten Daten spottet und ferner dem User sogar die Entscheidungskraft weitestgehend genommen hat.
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