Live-Sendungen und TV-Serien via Torrent anschauen

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Bram Cohen ist einer der wenigen, der wirklich was gerissen hat im Web. Auf seinem Mist ist das Protokoll für den hierarchiefreien Austausch von Daten via BitTorrent gewachsen. Dieser Erfinder des populärsten P2P-Netzwerks will nun den Fernsehmarkt aufmischen. Auf dem SF Music Tech Summit in San Francisco hatte er vorgestern BitTorrent Live vorgestellt. Damit kann jeder Nutzer gleichzeitig TV-Sendungen empfangen und an andere Nutzer weiter übertragen. Und selbstverständlich wird auf diese Weise auch jeder zu einem potentiellen Fernsehsender.

Ihm liegt also das Töten des althergebrachten Broadcastmodells der privaten und öffentlichen Sender am Herzen. Klingt auf dem Papier sinnvoll, vor allem wenn man – wie wir hierzulande – nicht über hulu und netflix verfügt. Aber gleich eine ganze Sender-Infrastruktur ablösen?

Würde die Idee zünden, könnten eben genau diese beiden Anbieter, die Fernsehserien in den USA zu überschaubaren Kosten jederzeit via Netz anbieten, Cohens Plattform nutzen, um weltweit ins ganz große Fernsehgeschäft einzusteigen und nicht nur die hiesigen Sender sondern auch Ustream und Livestream würden in die Röhre schauen, denn viele Firmen diese Rahmentechnologie für die Verbreitung ihrer Inhalte nutzen. Es wäre fast alles umsonst, denn nur diejenigen, die Werbung übertragen wollten, müssten erträgliche Lizenzkosten zahlen, für alle andere wäre die Nutzung umsonst.

Das würde Fernunterricht und Videokonferenzen zum Nulltarif bedeuten. Wenn sich das durchsetzt, wird die Diskussion um Netzneutralität plötzlich die Fernsehsender auf einer Seite wiederfinden, wo sie vorher nicht anzutreffen waren. Sie würden global Dutzende von Millionen aufwenden um jeden einzelnen Politiker davon zu überzeugen, dass von BitTorrent Live eine Gefahr für das Vaterland, die Kinder, die Ehre und die Zukunft ausgeht, die aufrechte Bürger stoppen werden müssen. Wir werden es erleben. Bald auf ihrem Sender des Vertrauens.

  ist seit 1999 als Freier Autor und Freier Journalist tätig für nationale und internationale Zeitungen und Magazine, Online-Publikationen sowie Radio- und TV-Sender. (Redaktionsleiter Netzpiloten.de von 2009 bis 2012)


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2 comments

  1. Warten wir mal, was die Zukunft so bringt. Das hört sich ja alles nicht schlecht an, aber sollte einer Sendeanstalt sowas einfallen, gibt es bestimmt auch den Umkehrschluss „wie machen wir Geld aus dem, was eigentlich kostelos ist“

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