Es war keine Freude in den letzten Tagen zu lesen, wie Webexperten und Internet-Berater ihre Besserwisserei auf Twitter-Nutzer und andere User Sozialer Netzwerke in rhetorisch gestählten Artikeln auf deutlich mehr als 140 Zeichen niederprasselten. Gauck hatte sich in diversen Reden und Interviews zu dem einen oder anderen Sachverhalt geäußert, der wenig Gegenliebe im Netz produzierte. Da ging dann eine Deutungsschlacht los, die die alten Gewehre der Qualitätsjournalisten auf einzelne Tweets anlegte. Aus den Richtungen Jakubetz, Lobo und Breitenbach wurde angelegt und das Kind der freien Meinungsäußerung mit den hehren Ansprüchen der äußerst fragwürdigen Qualitätsjournalismusdebatte oder gar der Filter Bubble mit dem Bade ausgeschüttet. Befremdlich und völlig am eigentlichen Thema des kollektiven und offenen Diskurses im Web vorbei. Natürlich müssen wir einen Streitkultur im Web zumal in Deutschland erst erlernen, aber mit solchen erhobenen Zeigefingern selbst ernannter Lehrkörper wird offener Dialog nicht klappen. Lyotards Verdikt über Habermas‘ Primat des Konsens läßt grüßen. Sprich: Wer anderen vorschreibt, was Konsens ist, begeht einen Akt der Aggression.
Und auch die Piratenpartei hat ein Problem. ACTA. Es fehlt ihnen laut Köhntopp an Fachwissen. Es kann auch sein, dass Isotopp recht hat und ein Chefideologe her muss. Obwohl mein Eindruck ist, dass solche steilen Hierarchien bei der Piratenpartei ein Unding wären, weil es nicht der Graswurzelideologie entspräche. Klar ist, dass der Piratenvertreter gegen den GEMA-Vertreter im Fernsehen unbedarft aussah. Das darf bei einem der Kernthemen der Piraten eigentlich nicht geschehen, zumindest nicht vor der ganzen Nation beim TV-Magazin Report. Hier liegt eine Herausforderung: Grassroots meets Expertise
Und dann war da noch das inoffizelle Ende des F-Commerce. Das ist die eCommerce-Variante bei Facebook. Nicht wenige Firmen laufen dem zukünftigen Lieblingskind der New Yorker Börse davon, weil es sich einfach nicht rechnet. Nicht ganz unverständlich, dass sich die Leute zwischen dem Verabreden zur Party, zum Shoppen oder dem Posten der neuesten Schnappschüsse nicht einfach Dinge bei Facebook bestellen. Zuckerberg muss sich beeilen. Ab 2014 wird es wahrscheinlich nicht mehr so rosig aussehen für die Firma des „sozialen Wunderkindes“.
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