Freiherr zu Guttenberg ist der Hoffnungsträger für die deutsche Politik: Er vereint im Moment als einziger im Kabinett der Großen Koalition Charisma, Gestus und politischen Sachverstand. Noch vor einem halben Jahr war zu Guttenberg nahezu ein Nobody in der deutschen Politik. Die Nachwehen der Post-Beckstein-Huber-Ära haben ihn in der CSU nach oben gespült. Als Generalsekretär des neuen großen Mannes im Bayernland, Horst Seehofer, sollte er die geschundene Partei der Christsozialen nach den Verlusten in der Landtagswahl aufrichten und wieder auf Kurs bringen. Schlecht performt hat er dabei nicht; sonst hätte ihn Horst Seehofer von München nach Berlin geholt. Das erstaunliche am Phänomen zu Guttenberg ist, dass er – man sagt es nicht ohne ein gewisses Erschauern – obamaeske Züge hat: Wenn er den Raum betritt, richten sich die Blicke aller auf ihn. Er hat einen bemerkenswerten Gestus, der aber nicht in die Übertreibung reicht. Er spricht sein Gegenüber an, nimmt ihn oder sie wahr. Kollegen, die ihn bereits auf Reisen begleitet haben, fanden genau das sehr authentisch an ihm. Im Moment der Krise schafft er es, die Aufmerksamkeit auf sich zu fokusieren. Er strahlt dabei eine Souveränität aus, die ihm sicherlich durch Herkunft und Erziehung mitgegeben wurden. Da die Hälfte der Krise Psychologie ist und auch zur Überwindung der Krise Psychologie gehört, ist der Faktor Guttenberg ein echtes Faustpfand. Sicher hat auch er nicht aller Antworten parat – auch darin gleicht er Barack Obama. Als Politikertyp vermittelt er den Menschen allerdings, dass glaubhaft nach Lösungen gesucht wird. Von zu Guttenberg wird man noch viel hören. Weitere Informationen: www.cicero.de Die Kolumne von Alexander Görlach finden Sie unter: www.cicero.de/alexanderplatz
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