Kann Social Media in Zeiten klammer Kulturkassen dem Theater ein Revival bringen? Das und mehr im Gespräch mit Karin Janner.
Passt die neue Social-Media-Welt zum klassischen Theater? Ein Gespräch mit Karin Janner, der Organisatorin des ersten Barcamps zu Theater und Social Media, über Marketing mit und Herausforderungen durch Social Media für die Bretter, die die Welt bedeuten.
Karin Janner ist in der Welt des Kulturmarketings keine Unbekannte: Die Bloggerin ist mir als eine der Organisatorinnen der startConference erstmals aufgefallen, die ich 2009 gemeinsam mit Michael Wald besucht habe. Ich hatte vor einiger Zeit schon einmal mit ihr über ein ungewöhnliches Projekt an der Schnittstelle zwischen neuer Netzwelt und etablierter Kultur gesprochen: ein Brettspiel für und aus der Community. Nun also ein neues Projekt: ein zielgruppenspezifisches Event, auf Theaterleute zugeschnitten.
Theatercamp – eine Barkonferenz
„Das erste Barcamp zu Theater und Social Media“ heißt es auf der Website, aber so ganz stimmt das nicht. „Theaterleute sind das Barcamp-Format nicht gewohnt und müssen ihren Intendanten ein Programm vorlegen“, meint Karin Janner. Die Folge: Die Sessions werden im Vorfeld angemeldet und in einem Blog vorgestellt. Ungewohnt für Barcamper, die doch eher in Wikis diskutieren und dann vor Ort das Programm gestalten. Jedoch sei es wichtig, „die Leute nicht zu schockieren mit einem neuen Format und ihnen klarzumachen, dass man auch teilnehmen kann, ohne eine Session anzubieten“.
Die weiteren Rahmenbedingungen:
Datum: 11. November 2012, 10-18.30 Uhr, Thalia Theater Hamburg
Kosten: 25 Euro oder Kombiticket zu 35 Euro (inklusive Theatervorstellung am Abend), einfache Verpflegung enthalten
Anmeldung: Infos hier
Theater-Marketing im Social Web
Schnell kommt unser Gespräch auf das ewige Social-Web-Thema: Marketing. „Die Marketingleute sind immer die ersten, die sich für ein Thema wie Social Media interessieren“, sagt die Organisatorin, betont aber auch, dass sie sich natürlich auch über Besucher aus anderen Bereichen des Theaters freue. „Die erste Überlegung ist aber stets: Wie können wir für das Theater eine neue Zielgruppe gewinnen? Ist das Social Web ein Weg, junge Menschen ins Theater zu bekommen?“ Und in Zeiten klammer Kulturkassen gehe es natürlich auch immer darum, Sponsoren anzusprechen.
Einige Fallbeispiele gelungener Social-Media-Marketingarbeit aus dem Theaterumfeld hat Karin Janner auch parat: Das Theater Heilbronn sei sehr aktiv (z.B. auf Twitter), und natürlich das Thalia Theater selbst. Jenes zeige auch, dass nicht immer alles glatt laufe – etwa die Spielplanwahl am Thalia Theater, bei der das Publikum im vergangenen Jahr über vier Stücke abstimmen durfte und das Ergebnis so gar nicht wie gewollt ausfiel. Ulf Schmidt hat die Hintergründe lesenswert kommentiert:
Ein weiteres Beispiel: die Online-Bühne des Maxim-Gorki-Theater (in Kooperation mit Jung von Matt) und ihr Facebook-Experiment „Effi Briest 2.0“. Patrick Klebba hat daraus unter CC BY NC einen kurzen Teaser gemacht:
Effi Briest 2.0 – case from Patrick Klebba on Vimeo.
„Effi Briest 2.0“ zeigt dabei auch einen weiteren Weg, den Social Media im Theater gehen könnte: Weg vom reinen Marketing, hin zu einem gleichberechtigten Stilelement für die Bühne.
Die andere Seite – Social Media nur im Marketing?
Klingt schwierig? Ist es auch – immerhin müsste ein funktionierendes Konzept her, wie Social Media in das Theatergeschehen integriert werden könnte. Spannend dürfte daher die Session von Jochen Strauch über „Dramaturgie 3.0“ werden, in der es um Second Screens im Theater gehen wird. Die Idee: Neben dem Geschehen auf der Bühne hat das Publikum einen weiteren Bildschirm vor sich – etwa, um mit dem Geschehen auf der Bühne zu interagieren.
Was in der Bildung häufig anzutreffen und im Fernsehen am Kommen ist, stellt das Theater noch vor große Herausforderungen. „Second Screens könnten im Improvisationstheater funktionieren“, schätzt Karin Janner. „Sie würden jedoch ganz besondere Anforderungen an die Schauspieler stellen – sie müssten ja ganz spontan reagieren. So etwas habe ich noch nicht mitgemacht, aber es wäre sicher eine spannende Inszenierung.“ Ein Vertreter dieses Ansatzes: die Berliner Theatergruppe Antigone 2.0.
Ich selbst werde es leider nicht zum Theatercamp schaffen – die Perle Hamburg ist leider doch ein wenig weit weg vom Dreiländereck. Gespannt bin ich jedoch auf die Dokumentation: Slideshare-Gruppe und Twitter seien geplant, eine schriftliche Dokumentation in noch unbestimmter Form ebenfalls.
Ich bleibe dran – und wenn ihr in Hamburg seid, schreibt mir doch, wie es so war.
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Schlagwörter: Karin Janner, social-medias, theater, Theatercamp
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