Während Deutschland das Leistungsschutzrecht für Presseverlage durchwinkt, Zeitungen Paywalls zunehmend in Betracht ziehen und die Musikindustrie über dieses böse Internet jammert, stellt Booz & Company im Auftrag von Google die Studie „Digitale Zukunft des Kreativsektors“ vor.
Demnach sieht es in Europa gar nicht so schlecht aus, was die Digitalisierung der Medienindustrie betrifft. Laut der Studie sollen die Erlöse der kreativen Branche in Europa – also Buch, Kino, TV, Gaming, Musik und Presseverlage – seit 2001 auf 200 Milliarden Euro gestiegen sein, was einem Wachstum von 2 Prozent pro Jahr entspricht.
Die Zukunft liegt im Digitalen
Auch bei den digitalen Umsätzen ist ein klares Wachstum erkennbar. Seit 2001 stieg dieser um über 11 Prozent auf 50 Milliarden Euro an. Die Zuwächse sind inzwischen demnach größer als die Rückgänge im analogen Geschäft. Das liegt auch an den neuen Vertriebskanäle, so etwa in der Musikbranche. An einer analogen CD sind Musiker und Labels laut Booz & Company mit circa 32 Prozent beteiligt, an Downloads mit 66 Prozent.
Die Studie hat sich zudem mit der Mediennutzung in Europa beschäftigt. So verbringen Europäer über vier Stunden pro Tag mit der Nutzung von Medien, wovon zwei Stunden auf Fernsehen, 0,7 Stunden auf Zeitungen und Magazine und 1,3 Stunden auf das Internet fallen. Vor sieben Jahren nutzen die Europäer das Internet nur halb so viel.
Auch in Deutschland geht‘s nach oben
Pro Stunde Medienkonsum bezahlt der europäische Durchschnittsverbraucher etwa 4 Cent für die Internetnutzung, was einem Anstieg von über 140 Prozent in den letzten 10 Jahren entspricht. Für Film und Fernsehen werden etwa 17 Cent pro Stunde bezahlt und für Druckerzeugnisse etwa 23 Cent.
Die Umsätze im Kreativsektor sind von 39,2 Milliarden Euro auf 40,2 Milliarden Euro angestiegen, was einem Wachstum von etwa 9 Prozent entspricht. Zudem sitzen die Deutschen durchschnittlich etwa 1,1 Stunden pro Tag vor dem Computer. Es sieht also gar nicht so schlecht aus um die digitale Medienindustrie in Deutschland und Europa.
Skepsis gegen die Digitalisierung
In Deutschland herrscht noch immer eine grundlegende Skepsis gegenüber der Digitalisierung. Die Unschuldige schädigende Abmahnindustrie, eine stets fortschrittskritische Berichterstattung, wie zu letzt in der ARD mit dem Themenabend “Im Netz”, und eine analoge Bedingungen verteidigende Lobby, wie die Presseverlage es mit dem Leistungsschutzrecht versuchen, sorgen für eine gewisse Unsicherheit auf Grund der Digitalisierung in der Gesellschaft. Mehr Offenheit und Toleranz würden Deutschland in diesem Gebiet gut tun.
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Schlagwörter: Booz & Company, Europa, google, Kreativwirtschaft, Medienwandel, studie
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