Während wir in diesem Jahr unser 15-jähriges Jubiläum feierten, erlebten drei Printprodukte ihr erstes Jahr – im Interview zieht SHIFT-Gründer Daniel Höly eine erste Bilanz // von Tobias Gillen
Auch das Jahr 2013 war nicht das Ende von Print, auch wenn gerade die Online-Medien einen gehörigen Schritt nach vorne machten. Im letzten Monat des Jahres schauen wir uns drei neue Printprodukte an, die uns von ihrem ersten Tag an neugierig gemacht haben. Mitte des Jahres startete Daniel Höly sein Printprojekt „SHIFT“, dass Tobias Gillen damals vorstellte. Im Interview unterhalten sich die beiden über „Shift“, wie Print heutzutage funktionieren kann und wohin die Reise gehen kann.
Das Jahr 2013 neigt sich ja langsam dem Ende entgegen. Wenn du mal zurückschaust auf die letzten Monate: War es ein gutes Jahr?
Daniel Höly: Ein saugutes Jahr!
Warum?
Aus verschiedenen Gründen. Zunächst einmal, weil ich enorm viel gelernt habe. Und das begeistert mich. Dann, weil die erste SHIFT-Ausgabe fertiggestellt werden konnte, das Crowdfunding dazu geklappt hatte und die Resonanz der Leser durchweg sehr positiv war. Das hat mich natürlich enorm gefreut.
Mit SHIFT bist du einen für unsere Zeit sehr ungewöhnlichen Weg gegangen. Du hast dich nicht von einem Printprodukt ins Netz entwickelt, sondern genau umgekehrt. Glaubst du immer noch an das Konzept?
Mehr denn je. Die vielen positiven Rückmeldungen haben mich darin bestärkt, Print mit Online eng verzahnen zu wollen. Für beide Medien gibt es nach wie vor Vorteile. Und die möchte ich nutzen.
Was ist der Vorteil von Print für dich?
Es gibt mehrere Vorteile. Zwei davon sind das Haptische und die Begrenzung. Beides sollte man nicht unterschätzen. Ein Magazin in der Hand zu halten, fühlt sich völlig anders an, als es auf einem Tablet zu lesen. Was die Begrenzung anbelangt: Dadurch ist man – im Gegensatz zu Blogs und anderen Online-Formaten – noch stärker gezwungen, sich ganz genau zu überlegen, was man wie aufbereiten und abdrucken möchte. Schließlich kann man hinterher nichts mehr verändern. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich dadurch auch die inhaltliche Qualität der Artikel erhöht.
Du hast 1000 Exemplare drucken lassen. Momentan lässt du dir ja einiges einfallen, Exemplare unter die Leute zu bringen*. Wie viele sind denn noch übrig?
Es sind noch rund 200 Exemplare übrig. Das war auch so geplant, damit wir bis zur nächsten Ausgabe noch solche Aktionen wie derzeit den SH!FT-Adventskalender machen können. Es wäre ja schade, wenn jetzt schon alles Pulver verschossen wäre.
Du sprichst die nächste Ausgabe schon an: Wann beginnt die Arbeit?
Das kann ich leider noch nicht genau sagen. Aber ich hoffe, dass ich im Januar mehr weiß. Nur so viel: Ich arbeite seit Wochen hart daran, dass es tatsächlich eine nächste Ausgabe geben wird.
Was ist dafür nötig?
Mindestens ein Partner und ein Investor. Mit beiden Seiten bin ich im Gespräch und habe derzeit mehrere Optionen.
Du hast eben die Verzahnung von Print und Online angesprochen. Wie wird der Online-Teil angenommen? Nutzt es auch wirklich jeder Print-Leser? Kannst du das einsehen?
Online ist ja mehr als nur die zusätzliche Inhalte wie Blogartikel, Videos und Audio-Versionen. Diese Inhalte werden nur von einem kleinen Teil genutzt, was mir aber auch vorher schon klar war. Dieser kleine Teil ist aber enorm wichtig, und zwar aus zwei Gründen: Erstens sind das alles gut vernetzte Leute, die auch gerne ihren Freunden begeistert von SH!FT erzählen. Und zweitens weiß jeder Leser: ‚Ich kann, wenn ich will.‘ Und damit meine ich vor allem auch die Beteiligungsmöglichkeiten, die ich für die zweite Ausgabe dann erst richtig starten kann. Das war für die erste Ausgabe ja noch nicht möglich, aber jetzt gibt es schon eine kleine, aber feine Community dazu.
Beteiligungsmöglichkeiten? Was stellst du dir da vor?
Vieles. Einige Dinge möchte ich noch nicht verraten. Aber ein klassisches Beispiel wäre, das nächste Schwerpunktthema online abstimmen zu lassen. Eine weitere Möglichkeit wäre es, ein Hangout zu einem Thema durchzuführen, das dann moderiert in der nächsten Ausgabe abgedruckt – und somit über ein klassisches Interview hinausgeht. Aber erst, wenn man die Möglichkeiten des Internets voll ausschöpft, wird es so richtig interessant. Instagram-Aktionen, eigene Apps… von den Möglichkeiten her gibt es kaum noch Grenzen.
Dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, ist ja bekannt. Die Frage ist aber ja, wie sie sich umsetzen lassen. Schauen wir mal weiter voraus: Wo siehst du SHIFT in zwei, drei oder fünf Jahren?
Puh, das ist schwierig zu beantworten. Es gibt nämlich momentan zwei völlig verschiedene Wege, die ich einschlagen könnte. Und das würde die Zukunft von SH!FT maßgeblich beeinflussen. Aber mein Wunsch wäre es, dass SH!FT in zwei Jahren finanziell tragfähig ist und ausreichend viele Leser erreicht. In fünf Jahren würde ich dann gerne mit sinnvollen Augmented Reality-Erweiterungen, spannenden Community-Apps und personalisierbaren Druckangeboten die Medienszene aufmischen wollen.
Was sind die zwei Wege?
Das will ich nicht sagen, weil es derzeit verhandelt wird. Aber wer sich in der Medienbranche auskennt, kann sich ja denken, welche zwei mögliche Richtungen es prinzipiell gibt…
Wenn du dir für das Jahr 2014 etwas wünschen könntest: Was wäre das?
Beruflich gesehen: dass mindestens eine weitere Ausgabe von SH!FT erschienen ist und bei den Lesern ebenso gut ankommt, wie die erste Ausgabe. Gekrönt würde das Jahr dann mit der deutschen Nationalelf, die in Brasilien Weltmeister wird. Trotz hässlicher Trikots.
Dann verrat mir doch noch kurz, was dich an den Trikots stört?
Da sind gewisse Farben drauf, die nicht zu meinen Top 100 gehören. Aber hey, immerhin sind uns Farbverläufe wie die von Apples iOS 7 erspart geblieben. Schlimmer geht eben immer.
Da hast du Recht. Danke dir, Daniel!
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Schlagwörter: Daniel Höly, journalismus, Medienwandel, print, Projekt, Shift