EU-Verbraucherschutz: Einheitliche Ladekabel

Am gestrigen Donnerstag einigten sich Unterhändler des Europäischen Parlaments und der Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten auf eine Reform der EU-Richtlinie über Funkanlagen, mit weitreichenden Konsequenzen für die europäischen Verbraucher. Dadurch könnten bereits in spätestens zwei Jahren sämtliche Ladekabel für Handys, Smartphones und Tablets unterschiedlicher Hersteller einheitlich sein. Tobias Gillen erklärt, warum das eine gute Nachricht ist und welche Fragen noch offen sind.

Ich bin als Technik-Journalist eigentlich ständig auf Strom angewiesen: Strom für mein Tablet, Strom für mein MacBook, Strom für mein iPhone, ja, selbst Strom für meinen mobilen Notfallstromadapter. Es ist ein ewiger Kreislauf: Mein MacBook hängt an der Steckdose, während ich arbeite, mein iPhone nachts, mein Tablet alle vier Tage nach einem „Stromberg“-Staffel-Dauerguck-Exzess.

Eigentlich ist das kein größeres Problem – solange ich über Nacht und während des Arbeitens daheim bin. Bin ich auswährts, im Hotel oder bei meiner Liebsten, muss ich neben meiner Elektronik stets auch noch sämtliche Ladekabel mitschleppen. Aber, warum eigentlich? Eigentlich wäre es doch viel sinnvoller, wenn das Android-Handy meiner Freundin das gleiche Ladekabel nutzen würde, wie mein iPhone. Technisch dürfte das nicht das große Problem sein – und die Smartphone-Hersteller haben sich schon vor Jahren auf eine einheitliche Lösung geeinigt. Passiert ist seither aber leider nichts.

Im Gegenteil: Anstatt wenigstens so zu tun, als arbeite man an einer Lösung, hat Apple letztes Jahr sogar seinen 30-poligen-Dock-Connector durch einen kleineren ersetzt – und somit den Unmut der Apple-Gemeinde auf sich gezogen. Anstatt an die Umwelt und den entstehenden Elektro-Schrott zu denken, hat man einfach dafür gesorgt, dass wieder neue Anschlüsse, Kabel und Adapter gekauft werden mussten – und die Alten natürlich wo landeten? Auf dem Müll, richtig.

Dabei ist das Thema schon seit Jahren präsent in der EU. Bis auf den kleinen Teilerfolg, dass neue Ladekabel zumindest auf der „Steckdosen-Seite“ USB verwenden müssen, war das aber nicht sonderlich fruchtbar. Aber es gibt erneut Hoffnung auf einheitliche Ladekabel. Binnen drei Jahren sollen, so die jüngste Grundsatzeinigung in der EU, alle Smartphone- und Tablet-Ladekabel angeglichen werden.

Offen ist allerdings noch, auf welchen Standard man dabei setzen wird. Anbieten würde sich der neue, sehr kleine USB-Anschluss, der ohnehin noch in keinem Smartphone verbaut wurde – damit würde man zwar ein letztes Mal alle Ladekabel austauschen müssen – ein Gerangel unter den Unternehmen würde man so aber verhindern können.

Fragen gibt es nach wie vor viele, Antworten leider viel zu wenig. Bis Frühjahr 2014 müssen die EU-Regierungen und das Europaparlament noch über die Einigung abstimmen – ab dann gibt es mehr Klarheit. Wie oft Apple in den kommenden drei Jahren dann noch seine Anschlüsse ändert, ist natürlich eine andere Sache.


Image (adapted) “Charging“ by The Webhamster (CC BY-SA 2.0)


war von 2012 bis 2015 Autor der Netzpiloten. Seither arbeitet er als Geschäftsführer von BASIC thinking, schreibt Bücher und pflanzt dadurch Bäume. Zudem hat er das Online-Magazin Finanzentdecker.de gegründet. Am besten ist er über Facebook, Twitter und Instagram zu erreichen.


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1 comment

  1. Moin Tobias,

    Das die EU einheitliche Ladekabel fordert ist ja löblich aber warum kritisieren Sie ausgerechnet Apple dabei so scharf und stellen es so dar als würde Apple ständig die Anschlüsse wechseln. Ich habe wirklich nicht das Bedürfnis Apple zu verteidigen. Aber was Ladekabel bei mobilen Endgeräten angeht war Apple (wenn man im Apple-Endgeräte-Universum gelebt hat) bis vor einem Jahr so etwas wie das gelobte Land( Apple hat von 2003 bis letztes Jahr nichts bedeutendes am Ladekabel geändert).

    Naja ich bin gespannt. Ich vermute Apple wird sich nicht die Möglichkeiten nehmen lassen, die ein eigener Anschluss bietet und stattdessen einfach in der EU den Lightning auf Micro USB Adapter beilegen.

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