Shop-in-Shop: Samsung Mobile Store im Berliner KaDeWe

Samsung eröffnet im Berliner Kaufhaus des Westens einen Shop-in-Shop – ein für Technologie-Unternehmen interessantes Laden-Format mit eigenem Bildungsauftrag. Seit heute gibt es im Berliner Traditionskaufhaus „Kaufhaus des Westens“ (KaDeWe) eine eigene Shop-Fläche für Produkte des südkoreanischen Technologie-Unternehmen Samsung. Diese Form der horizontalen Kooperation im Einzelhandel, bei der das KaDeWe dem Samsung Mobile Store-Betreiber gomobile24.de Verkaufsflächen für Samsung-Produkte zur Verfügung stellt, wird ein für Technologie-Unternehmen immer wichtiger werdendes Konzept, denn es bietet Raum für Erklärungen rund um die angepriesenen Technologien.

Samsung Mobile Store – der neue Shop-in-Shop im KaDeWe

Auf Einladung der Event & Congress Agentur upstairs besuchte ich heute die Eröffnung des Samsung Mobile Store im Kaufhaus des Westens (Fotos von der Eröffnung findet ihr auf meinem Instagram-Profil). Das südkoreanische Unternehmen lässt seit heute den Mobilfunkhändler gomobile24.de einen Shop-in-Shop im KaDeWe betreiben, in dem bereits Samsungs Neuvorstellungen vom Mobile Week Congress erhältlich waren. Neben dem Galaxy S5 und der Wearable-Smartwatch Gear 2, sind weitere Smartphones, Smart Cameras, Tablets und Notebooks erhältlich. Die Auswahl ist überschaubar, auf denen im Form des Galaxy-„S“ angeordneten Verkaufsflächen gibt es die hochwertigsten Produkte von Samsung. Chromebooks oder Smartphones der Ace-Reihe sucht man hier vergebens.

Die Vorteile des Shop-in-Shop-Systems scheint offensichtlich: das KaDeWe kann Verkaufsfläche vermieten statt selber eine klassische Abteilung aufzubauen und bekommt zugleich Zugang zu hochwertigen Marken, die wiederum sich Kosten für eigene Shops sparen, in dem sieden Vertrieb an einen Dritten weitergeben, der aber wiederum bei der Profilierung des Anbieters hilft. Das Samsungs Wahl auf gomobile24.de verwundert nicht, denn das Unternehmen leitet auch schon den 700 Quadratmetern Samsung Mobile Store in Frankfurt/Main.

Grundlagen schaffen: „Wie funktioniert das eigentlich?“

Die betriebswirtschaftlichen Vorteile liegen auf der Hand, doch hinter dem Konzept des Shop-in-Shop steckt noch viel mehr, wie gerade Apple in der Vergangenheit bewiesen hat: die Läden sind Orte der digitalen Aufklärung. In Elektrofachgeschäften werden vor allem Produkte verkauft, die Fachgeschäfte der Gerätehersteller sollen allerdings informieren, wenn auch am besten erst nach dem Kauf. Durch Serviceleistungen wie Workshops, Reparaturannahmen und Verleih von Ersatzgeräten, sind diese Orte zu bevorzugten Anlaufpunkten für die Nutzer der jeweiligen Marken geworden. Mit meinen kaputten Samsung-Notebook gehe ich wahrscheinlich eher zum Samsung Mobile Store, wo ein für Samsung-Produkte geschulter Mitarbeiter mich bedient und mir ein Ersatzgerät ausstellt als zum Beispiel zu Media Markt oder Saturn, wo ich mein Notebook zwar zur Reparatur einsenden kann, ansonsten aber keine markenspezifische Unterstützung erhalte.

Gesellschaftlich relevant könnten solche Fachgeschäfte aber noch durch einen ganz anderen Punkt werden: in Workshops zeigen die Unternehmen, wie bestimmte Geräte oder Software funktionieren, wie verschiedene Geräte (eines Anbieters) miteinander kommunizieren bzw. zusammenarbeiten und wie sie sich noch besser im eigenen Alltag nutzen lassen. Am Beispiel der Apple Stores erklärt der Hamburger Blogger Andrè Vatter den Sinn dieser Umorientierung von Verkaufsorten:

Die zentrale Idee war es, nicht länger die Produkte, sondern die Anwendungsszenarien in den Vordergrund zu rücken: „Kann ich mit diesem Rechner meine Steuererklärung machen?“, „Ich brauche eine Möglichkeit, meine Reisevideos zu schneiden!“, „Gibt es einen Weg, wie mein Kind einen Computer für die Schule nutzen kann?“. Der Apple Store sollte auf all diese Fragen eindeutige Antworten geben – und zwar explizit.

Haben Unternehmen einen Bildungsauftrag?

Flagshipstores, Shop-in-Shop oder auch Orte wie das vom Telekommunikationsanbieter E-Plus betriebene BASE_camp sind Orte in unserer Gesellschaft, in denen im digitalen Wandel Hilfestellungen gegeben werden, z.B. im Umgang mit Technik. Die Frage ist, ob wir das als Gesellschaft wollen? Die technologische Produkte und für das Digitale entscheidende Dienste anbietenden Unternehmen erteilen sich damit einen Bildungsauftrag, der diesem Wort zum einen nicht gerecht wird und den sie nicht haben sollten. Das tun diese Firmen nicht aus Böswilligkeit oder Kontrollsucht, sondern aus Gründen des Marketings. Sie nutzen dabei eine vom Staat bis jetzt ignorierte Lücke in der Vermittlung technologischer Kompetenzen in unserer Gesellschaft aus, was auch ihr gutes Recht ist. Früher wurden in Schulen im Unterrichtsfach Handwerken noch die Vermittlung handwerklicher Tätigkeiten gefördert, ein zeitgemäßes Angebot zum Umgang mit neuen Geräten oder Kulturtechniken gibt es nicht. Die wenigen Modellschulen in Deutschland werden meistens von den bereits erwähnten Unternehmen ausgerüstet, die sich hier aus den gleichen Gründen engagieren, warum sie neue Formen von Shops entwickeln. Niemand anderes macht es und sie haben davon viele Vorteile.

Shop-in-Shops – sei es von Samsung, Apple, Google oder E-Plus – sind Orte, an denen Kunden nicht nur Geräte in einem ansprechenden Ambiente kaufen, sondern auch den Umgang mit ihnen erlernen können. Ob wir diese Aufgabe aber allein den Unternehmen überlassen sollten, muss unsere zunehmend digitalisierte Gesellschaft beantworten. Wenn nicht, dann ist die Politik hier gefragt.

 

ist Coworking Manager des St. Oberholz und als Editor-at-Large für Netzpiloten.de tätig. Von 2013 bis 2016 leitete er Netzpiloten.de und unternahm verschiedene Blogger-Reisen. Zusammen mit Ansgar Oberholz hat er den Think Tank "Institut für Neue Arbeit" gegründet und berät Unternehmen zu Fragen der Transformation von Arbeit. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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