Projekte, die auf Crowdfunding setzen, sind eine Art Überraschungsei: Erst zahlen, dann auspacken. Wer die Erwartungen nicht erfüllt, der darf sich auf einen Kritikhagel gefasst machen. Eine erfolgreiche Serie zu verfilmen ist kein ungewöhnlicher Vorgang; die Serienfans an der Finanzierung des Films zu beteiligen allerdings schon. Veronica Mars-Produzent Rob Thomas und Hauptdarstellerin Kristen Bell gingen genau diesen Weg und riefen Fans dazu auf, sich per Crowdfunding an den Kosten für die Verfilmung der Kultserie „Veronica Mars“ zu beteiligen – mit Erfolg. Das Budgetziel von zwei Millionen Dollar wurde bei Weitem übertroffen: 5,7 Millionen Dollar spülte das Crowdfunding ein. Über 90.000 Unterstützer kamen zusammen. Zufrieden waren die Fans mit dem fertigen Produkt dann aber nicht. Ein Drama für alle Betroffenen.
Imageschaden vermeiden
Unterstützern der Crowdfunding-Kampagne wurde als Dankeschön versprochen, den Film kostenlos streamen zu können. Das Problem: Der Filmverleih Warner Bros. bietet nur eine Möglichkeit des Streaming – und zwar mittels der UltraViolet-Technologie, eine Cloud-Mediathek, auf seinem eigenen Portal Flixster. Fans erheben sich jetzt von ihrer Couch und beschweren sich, dass das Format teilweise nicht funktioniere, technische Schwierigkeiten einem kostenlosen Streaming im Weg stehen. Auch auf anderen Portalen wünschen sie sich das versprochene Gratis-Streaming. Warner reagierte auf diese Kritik und bot alternative Lösungen an: Entweder man streamt den Film auf einem anderen Portal kostenpflichtig und reicht die Rechnung bei Warner Bros. ein oder Unterstützer verlangen ihr Geld zurück.
Ein großer Aufwand, der dem Filmverleih bevorsteht. Warner wird ihn aber zurecht in Kauf nehmen müssen. Schließlich steht nicht nur das Image des Filmverleihs auf dem Spiel, sondern auch jenes der „Veronica Mars“-Macher. Wie dieses leben auch andere Crowdfunding-Projekte von Vorschusslorbeeren der Unterstützer. Denn bevor überhaupt ein Produkt entsteht, bitten die Macher Menschen um Geld. Damit stehen sie unter einem deutlichen Erfolgsdruck, der ausgehalten werden muss. Ist das Produkt nicht erwartungsgemäß zufriedenstellend, hagelt es Kritik – eine wahrscheinlich stärkere Kritik, als es ohne Crowdfunding der Fall wäre. Fans haben schließlich schon investiert und damit verbundene Hoffnungen in die Sache.
Crowdfunding: Kein einfacher Weg
Warner hat mit den angebotenen Lösungen einen richtigen Schritt gemacht. Er ist mit hohem Aufwand verbunden, aber aus oben genannten Gründen durchaus sinnvoll. Dass Crowdfunding kein Zuckerschlecken ist – und zwar in vielerlei Hinsicht: Vorbereitung, Marketing, Nachbereitung, Erfolgsdruck – haben diese Erfahrungen gezeigt. Crowdfunding ist nämlich nicht nur ein Weg zur Finanzierung, sondern auch zur Kundenbindung, zu Marketingzwecken und zum Imagegewinn – wenn man es geschickt anstellt.
Image (adapted) „Veronica Mars“ by vagueonthehow (CC BY 2.0)
Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: Crowdfunding, Fankultur, Film, finanzierung, Kickstarter, kritik, Veronica Mars