Twitter, Facebook, Google+, LinkedIn – auf welchem Social Media-Kanal sollte man wann wie viel posten? Der Frage gehen unzählige Statistiken nach. Auf wie viele Tweets kommen wie viele Posts bei Facebook oder Google+ und was kann man eigentlich mit LinkedIn anfangen? Der Grat in den verschiedenen Social Media-Kanälen zwischen informativ und nervig ist ein sehr schmaler. Umso wichtiger ist es, sich über die richtige Social Media-Frequenz Gedanken zu machen. Doch – helfen dabei nur Statistiken?
Community besteht aus Individuen
Ihr kennt sie doch auch, diese Frage, die man sich als aktiver Twitterer, Facebooker und Googleplusler irgendwann zwangsläufig stellt: Wann ist genug? Gerade, wenn man Social Media-Manager-mäßig unterwegs ist und vielleicht sogar Profile von größeren Unternehmen betreut, wird die Frage elementar. Schließlich will man das Beste aus seiner Community herausholen, will hohe Interaktionsraten, viele Retweets und Shares sowie Kommentare und Resonanzen. Aber auf der anderen Seite steht immer das ungute Gefühl, man könnte es übertreiben und die Community nerven oder – jetzt wird es etwas albern, zugegeben – die Algorithmen gegen sich aufbringen.
Kevan Lee, zuständig für die Inhalte für die bekannte Social Media-App Buffer, hat in einem lesenswerten Blogbeitrag über die beste Frequenz von Postings auf Twitter, Facebook, Google+ und LinkedIn geschrieben. Auch er geht ganz konkret der Frage nach der Grenze zwischen informativ und nervig nach. Eine Grenze, die so einfach gar nicht zu ziehen ist. Schließlich besteht eine Community aus unzähligen Individuen, die alle eine andere „Schmerzgrenze“ haben. Manche wünschen sich viel Inhalt ihrer Lieblingsmarke, andere möchten mehr Inhalte ihrer Freunde und nur zwischendrin mal ein Posting ihrer Lieblingsmarke sehen und wieder andere liken, folgen oder abonnieren die Seite zwar, fühlen sich aber schon beim kleinsten Lebenszeichen genervt.
Social Media-Bearterin Kimberly Ann Jimenez erklärt, wie man Buffer nutzt:
Kein Schema F
Daher finde ich persönlich es mehr als schwierig, pauschalisierte Werte auszugeben. Ein Schema F, nachdem ab sofort alle vorgehen sollen, gibt es nicht – und wird es auch mit noch so vielen Statistiken nicht geben. Zumindest, jetzt wird es wieder etwas albern, bis uns die Computeralgorithmen als Individuum lückenlos entschlüsselt haben (ja, ja – nur eine Frage der Zeit, ich weiß). Entsprechend sollten die Zahlen, die Lee aus diversen Statistiken von SocialBakers bis Track Social extrahiert hat, mit Vorsicht genossen werden. Sie können ein guter Richtwert sein, aber im Zweifel entscheidet das Gefühl und Gespür des Social-Media-Managers gegenüber der Community und jeweiligen Plattform.
Das belegt auch, dass Buffer auch seinen eigenen Social-Media-Zeitplan veröffentlicht hat – und der weicht teilweise ebenfalls klar von den Werten ab, die Lee zusammenfasst. So veröffentlicht der Dienst auf seinen Kanälen per Twitter 14 Mal über den Tag verteilt (auch nachts, um die internationale Followerschaft auch mit Zeitverschiebung anzusprechen). Bei Facebook sind es zwei Postings pro Tag, bei LinkedIn einer und bei Google+ ebenfalls zwei.
Ein Posting bei Facebook pro Tag
Das deckt sich nur bedingt mit den Werten, die etwa SocialBakers für Facebook herausgefiltert hat. Drei Monate lang hat der Statistik-Dienst große Marken – von iTunes über Red Bull bis Coca Cola – im Auge behalten. iTunes postet überdurchschnittlich hoch mit 2,29 Posts pro Tag, Coca Cola unterdurchschnittlich wenig mit 0,44 Posts pro Tag. Am besten liegt Converse mit 0,93 Posts pro Tag im Schnitt von einem Posting.
Warum ein Posting pro Tag am besten ist, zeigt auch eine Statistik von Track Social. Die zeigen auf, dass die Interaktionen der Nutzer mit jedem Posting mehr steigen. Relativ betrachtet, bedeutet das, dass wenn die Rate bei einem Posting bei 100 Prozent liegt, sie beim vierten Posting nur noch bei 80 Prozent liegt und so weiter. Lee merkt aber auch ganz richtig an, dass die Zahlen von vor dem großen Algorithmus-Update von Facebook stammen. Grundsätzlich aber gilt nach wie vor: Zu viel Aktivität auf Facebook (etwa im Rhythmus von Twitter) schadet eher der Aufmerksamkeit, da sich die Postings irgendwann gegenseitig kanibalisieren und Facebook nicht zwei, drei oder fünf Postings von einer Marke im Newsfeed anzeigt.
Drei bis sieben Tweets pro Tag?
Bei Twitter spiegeln sich ganz klar andere Zahlen wieder als man bislang vermutet hatte. Ich persönlich würde auch durch die Halbwertszeit von 18 Minuten pro Tweet annehmen, dass es mehr oder minder egal ist, wie viel man bei Twitter postet – solange man sich 18 Minuten Zeit lässt. Dem sei, so ebenfalls Social Bakers, nicht so. Ab dem dritten Tweet sinke die Interaktionsrate pro Tweet. Eine andere Statistik von Track Social legt den Wert auf fünf bis sieben Tweets fest – auch weniger, als von mir angenommen. Aber auch hier gilt, wie ja auch Buffer mit seinen 14 Tweets zeigt: Gespür für die Community entwickeln und nicht von anderen irgendwelche Werte vorgeben lassen. Track Social ist übrigens auf die (Ironie an) überaus überraschende (Ironie aus) Erkenntnis gestoßen, dass man mehr Antworten bekommt, je mehr man twittert.
Bei Google+ und LinkedIn ist es wesentlich schwieriger, zuverlässige Statistiken zu generieren. LinkedIn selbst empfiehlt eine Posting-Dichte von 20 Postings pro Monat, also jeden Wochentag eins. Bei Google+ empfiehlt Buffer, sich an Facebook zu orientieren und auf maximal zwei Postings pro Tag zu setzen. Google+ sei von Format und Followerschaft Facebook am ähnlichsten – daher die Empfehlung. Auch hier kann sich aber natürlich auf Google+ eine wesentlich andere Community als auf Facebook eingefunden haben. Ist dem so, sollte man sich auch hier nicht an diese Empfehlung halten.
Podcaster Blane Warrene stellt seine persönliche Scheduling-Startegie vor:
Fail again. Fail better.
Ein weiterer, spannender Ansatz von Lee ist, dass man Twittert, wenn kein anderer Twittert. Er vergleicht das mit der Werbung: „When there’s nothing else on, you’re more likely to watch an infomercial.“ Entsprechend könnte gelten: „When there’s little else being tweeted, your tweets are more likely to stand out.“ Etwas, das er übrigens aus dem Bereich des E-Mail-Marketings zieht. Anstatt eine Werbe-E-Mail in den täglichen Fluss von E-Mails zu schicken, empfiehlt es sich, die einzige neue Mail im Postfach zu sein: 20 Uhr bis Mitternacht sei entsprechend eine gute Zeit.
Dem Fazit von Kevan Lee möchte auch ich mich anschließen: Testen, experimentieren, wiederholen, verbessern. Das ist der richtige Weg zur optimalen Social-Media-Frequenz. Man könnte es auch mit den Worten des irischen Schriftstellers Samuel Beckett sagen: „Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better.“
Image (adapted) „busy schedule?“ by flik (CC BY 2.0)
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Schlagwörter: Buffer, Frequenz, Nutzerverhalten, Scheduling, Social Media, statistik
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