Der Staat filtert mit
Die staatlichen Internet-Zensoren in prädemokratischen Ländern haben ein Problem. Sie überwachen externe Quellen, die ihnen nicht gefallen und sperren sie für die eigene Bevölkerung. Wer ein bißchen Ahnung hat, umgeht diese Sperren genau wie Ursula von der Leyens gut gedachte aber schlecht gemachten Stopp-Schilder, indem man einfach über einen anderen Proxy-Server ins Internet geht, was mit wenigen Handgriffen gemacht ist.
Im Iran ist aber der Fall anders: Die ungeliebten Inhalte kommen aus dem eigenen Land. Die Handvoll Blogger, die öffentlich Stellung gegen unerwünschte Autokraten bezogen sind schon im Gefängnis. Abertausende jedoch twittern über die Demos, schicken ihre Videos über Youtube oder nutzen andere Soziale Netzwerke. Da nutzt das Herausfiltern der Berichte von New York Times und der TAZ gar nichts. Also überwacht die islamische Republik kurzerhand ihre eigene Bevölkerung
Wie der Wall Street Journal gestern berichtete, rückt aktuell ein Konsortium aus Nokia und Siemens in den Mittelpunkt der Kritik von Bürgerrechtlern. Denn auch dem Iran haben beide Firmen ihre Produkte zur so genannten “Deep Packet Inspection” verkauft. Diese Lösungen erlauben es in Millisekunden, die millionenfach verschickten Datenpakete zu entpacken und nach Schlüsselwörtern zu durchsuchen. Nokia erklärt dazu auf der Website, dass sie die Produkte nur zum Einsatz für lokale Telefongespräche im Iran geplant und verkauft hatten. Man kann die Aufregung gar nicht verstehen, da bereits sehr viele auch europäische Staaten solche Lösungen im Einsatz haben und sie genau den Anforderungen gemäß ETSI (European Telecommunications Standards Institute) sowie dem 3GPP (3rd Generation Partnership Project) entsprächen.
Wir sollten also beim erhobenen Zeigefinger gegenüber dem Iran auch auf die drei Finger achten, die gleichzeitig auf uns verweisen und unsere löcherigen teils prädemokratische Begründungen für solcherlei Technologien. Zensursula scheint da nur die Spitze eines Eisbergs, der nicht zuletzt von den Innenministern Schily und Schäuble permanent bearbeitet wird.
Wenn Twitter direkte Demokratie befördert
Wer sich aktuell informieren will, dem empfehle ich folgende Quellen:
Die besten Quellen für Informationen über Twitter und alle aktuellen Videos sind diese hier:
Live: Iran Unrest http://iran.twazzup.com/
Live: Ähnlich umfangreich mit globalem Background ist das altbekannte http://almost.at/#iran
Und natürlich – ein bißchen Eigenwerbung muss erlaubt sein – ein Projekt, das ich auch ab und zu unterstütze: die deutsche Version von http://de.globalvoicesonline.org/
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Schlagwörter: iran, Twitter, Webfilter