Zwei Dinge unterscheidet das Berliner Startup GoEuro von anderen Buchungsportalen: Es unterstützt multimodales Reisen und schließt bei der Suche mehrere Länder ein. Eine Suchmaschine für Reisen in ganz Europa – das klingt erst einmal eigentlich zu kompliziert, um wahr zu sein. Doch das Berliner Startup GoEuro ist auf dem besten Wege dahin und hat dafür bereits einige mächtige Investoren an Land gezogen. So könnte GoEuro in naher Zukunft ein riesiges Europa-Reiseportal werden.
Ende Mai 2013 startete GoEuro in Deutschland eine Webseite, die europaweite Reiseplanungen sowie -buchungen mit Bus, Bahn und Flugzeug vereinfachen soll. Auf dieser Webseite werden alle möglichen Reiseverbindungen vergleich- und kombinierbar in einer übersichtlichen Darstellung aufgezeigt, um anschließend das für sich selbst beste Angebot auswählen zu können – zum Beispiel am schnellsten oder am günstigsten. Zunächst war GoEuro nur für Deutschland und Großbritannien optimiert, inzwischen werden aber bei der Suche schon 20.510 Bahnhöfe, 10.011 Busbahnhöfe und 207 Flughäfen in sieben Kernländern berücksichtigt und so Verbindungen zu 32.959 Zielen verfügbar gemacht.
Mit einer einzigen Suche werden alle Verbindungen zusammengefasst
Ob man nun mit Zug, Flug, Bus oder Auto verreisen möchte, GoEuro vergleicht und kombiniert innerhalb weniger Sekunden sämtliche Transportoptionen. Die Bedienung ist dabei für den Nutzer besonders einfach: Er gibt lediglich Datum, Anzahl der Personen sowie Start- und Zielort der Reise an. Anschließend sucht der Algorithmus die Daten von über fünfhundert Verkehrsmittelanbietern ab. Für diese Funktion nutzt GoEuro eine “Localized Mapping Technology”, mit der die nahe Umgebung jeglicher Orte nach den nächsten Flughäfen, Bahnhöfen und Bushaltestellen abgesucht wird. Es macht keinen Unterschied, ob die Stadt groß oder klein ist – GoEuro strebt jeden Ort an. Dies ist auch ein signifikanter Unterschied zu anderen Suchmaschinen, die häufig nur Städte in Flughafennähe auflisten. Als Ergebnis dieser komplexen Suche wird eine Übersicht aufgezeigt, in der der Nutzer die Angebote bei Bedarf nach Kosten, Fahrtdauer und Transportmittel filtern kann. Diese umfassende Darstellung in einer einzigen Suche vereinfacht die Reiseplanung immens und erspart damit zusätzlich den Vergleich von verschiedenen Reiseportalen und Angeboten.
Ebenfalls berechnet werden bei der Suche die gesamte Reisezeit sowie die kompletten Fahrtkosten. Die Reisezeit kann so zum Beispiel Check-in- oder Flughafen-Wartezeit miteinbeziehen, inklusive der Distanz zwischen Transferpunkten. GoEuro berücksichtigt nämlich, dass die An- und Abreise vom Flughafen und die Flugzeit selbst sehr zeitaufwändig sind. Und dafür werden eben die besten Optionen aus Verbindungen eineinhalb Stunden vor Abflug oder fünfundvierzig bis sechzig Minuten nach der Landung herausgesucht.
GoEuro arbeitet völlig transparent, das heißt, dadurch, dass sie keine Flugzeuge, Busse oder Züge beschäftigen, bieten sie eine uneingeschränkte Auswahl an Reisemöglichkeiten. Von den Nutzern selbst werden keinerlei Kosten verlangt, GoEuro unterhält aber mit den Transportunternehmen Partnerveträge. Wird also via der Plattform eine Fahrt gebucht, leitet die Webseite an den jeweiligen Anbieter weiter und sendet dabei Cookies mit. Mit diesem Verfahren erhält das Startup dann eine Provision. Ihre Kunden sind also die Bus- und Bahnunternehmen und nicht die Nutzer. Aber für Deutsche Bahn und Co. entstehen durch die Dienste von GoEuro jedoch auch ein geldwerter Vorteil, denn durch die sehr einfache Bedienung kann die Reisesuchmaschine mehr Menschen dazu animieren, die öffentlichen Verkehrsmitteln zu nutzen.
GoEuro kann auch auf dem Smartphone verwendet werden, Apps gibt es für Android und iOS.
Die Idee entstand auf einer Backpacking-Tour
Naren Shaam, der CEO von GoEuro, unternahm – wie viele andere Studenten – eine Rucksack-Reise durch Europa und wusste dabei ganz genau, welche Orte er besuchen wollte. Allerdings gestaltete sich die Planung der besten Route als schwierig und resultierte in Frust. Es war damals überhaupt kein Leichtes, den günstigsten Bus oder den schnellsten Zug zu finden und stellte damit den Reisenden und auch seine Geldbörse vor Herausforderungen.
Aus dieser negativen Erfahrung entstand aber schließlich die gute Idee: GoEuro. Für dieses Projekt gab Naren seinen Beruf in der Finanzbranche auf und zog von New York nach Berlin, um dort das Startup aufzubauen. Ziel ist es, Europas größte Reisesuchmaschine zu werden und dem kommt GoEuro auch immer näher.
Anfangs hatte Shaam noch versucht, das Projekt von den USA aus zu starten, aber ihm wurde schnell klar, dass es nicht klappte, da sich die Konsumenten und die Partner alle in Europa befinden und auch die Bahnunternehmen dort ansässig sind. Hinzu kam die Zeitumstellung, die das Ganze noch komplizierter gemacht hätte. Berlin und London sind außerdem die Hauptanlaufstellen für Startups in Europa. Für Unternehmer ist es auch wichtig, inmitten von anderen guten Startups zu arbeiten, da ein solches Ökosystem, in dem man sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen kann, essentiell für den Erfolg eines einzelnen Projektes ist.
Heute gibt es GoEuro in sieben europäischen Ländern
Im Jahr 2014 ist das Reiseportal schon in Deutschland, England, Spanien, Italien, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg verfügbar und beschäftigt derzeit sechzig Mitarbeiter aus dreiundzwanzig verschiedenen Ländern. Dank der Investoren NEA, Battery Ventures, Hasso Plattner Ventures und Lakestar hat GoEuro das Potenzial, die europäische Reiseindustrie zu revolutionieren.
Aktuell kann die Reisesuchmaschine in folgenden Sprachen genutzt werden: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch und Katalanisch. Interkontinentale Angebote außerhalb von Europa werden zwar auch angezeigt, beschränken sich jedoch auf Flüge.
NEA ist erst kürzlich als Hauptinvestor hinzugestoßen und Naren Shaam zeigt sich zu dieser frischen Kooperation hocherfreut: “Es ist ein klares Zeichen dafür, dass NEA die Marktchancen für die gesamte multimodale Reiseindustrie weltweit und die Rolle GoEuros als anerkannter Pionier in Europa versteht. Wir setzen auch weiterhin auf schnelles Wachstum in unseren geschäftlichen Kernbereichen. Mit diesem Investment können wir mit großen Schritten voranschreiten.“
Doch auch NEA-Gesellschafter Forest Baskett freut sich auf die Zusammenarbeit und sieht eine gute Zukunft dafür: “GoEuro liefert eine wunderbar einfache Lösung für ein hochkomplexes technologisches Problem und gewinnt damit an Stärke in einem Markt, der reif ist für Veränderung.“
Image (adapted) „Welt“ by TheAndrasBarta (CC0 Public Domain)
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Schlagwörter: Auto, Backpacking, Bahn, bus, Europa, Flugzeug, GoEuro, Naren Shaam, Reisen, Reisesuchmaschine, Transport
1 comment
Habs mehrfach gestestet, findet weder meinen Heimatbahnhof noch lokale Buslinien als Zubriger. Nach Beschwerde hieß es
„noch haben wir die meisten lokalen Bus- und Bahnunternehmen nicht integriert“. Aha. Dann halt nicht – baut erstmal euer System und bewerb es dann, aber nicht Test am Kunden!