Suchmaschine, Android und selbstfahrende Autos? Das alles reicht Google-Gründer Larry Page nicht. Er will, dass Google 2.0 auch Flughäfen und ganze Städte baut. Google ist längst aus den Anfangstagen als Suchmaschinenanbieter entwachsen. Natürlich gehört die Suche immer noch zum Kerngeschäft, ist aber nur noch ein Teilbereich dessen. In Versionsnummern ausgedrückt befindet sich Google immer noch in Version 1.x. Doch Mitbegründer Larry Page denkt bereits weit voraus und hat längst Pläne für Google 2.0. Der Konzern soll sich im neu gegründeten Forschungslabor Google Y noch stärker um humanitäre Probleme und mögliche Lösungen konzentrieren.
Google X/Y unerforscht
Wer Google immer noch als Suchmaschinenanbieter bezeichnet, tut dem Konzern längst Unrecht. Gmail, Google Maps und Android sind längst feste Bestandteile in unserem Alltag, aber Google ist inzwischen noch viel mehr als ein Anbieter von Web-Diensten und Mobile-Lösungen – im eigenen, von Sergey Brin geleiteten Forschungslabor Google X wird schon seit einigen Jahren an der Lösungen für Probleme der Menschheit geforscht. Die Datenbrille Google Glass war eines der ersten Produkte, das den Weg aus der Forschungsabteilung gefunden hat – inzwischen sind smarte Kontaktlinsen für Diabetiker, selbstfahrende Autos, das modulare Smartphone Project Ara, sowie mit Project Loon Ballons und Drohnen, die abgelegene Regionen mit einem Internetzugang versorgen sollen, hinzugekommen.
Doch für Firmenmitbegründer Larry Page ist Google dadurch inzwischen längst zu groß und unflexibel geworden. Wie aus einem Bericht von The Information hervorgeht, plant er längst den nächsten Schritt: Google 2.0. Dieses Projekt hat er bereits vor einem Jahr ins Leben gerufen und zu diesem Zweck eine weitere Forschungsabteilung, Google Y, gegründet. Das neue Google der Zukunft soll sich noch stärker um grundlegende Probleme der Menschheit kümmern, als es bisher bereits der Fall ist. Dazu gehören zum Beispiel hocheffiziente Flughäfen und sogar eine Modellstadt. Aber auch etwas realistischere und schneller umsetzbare Ziele hat Larry Page auf dem Plan, wie zum Beispiel ein auf wenige Zentimeter genaues Tracking von Smartphones. Dadurch sollen Nutzer auch innerhalb von Räumen genau lokalisiert und identifiziert werden können. Auf den ersten Blick scheint Larry Page nun ein wenig dem Größenwahn verfallen zu sein, doch bei genauerer Betrachtung passen diese Pläne sehr wohl in die Vision des Google-Mitbegründers.
Der Geist von Nikola Tesla
Im Alter von 12 Jahren hat Larry Page die Biographie von Nikola Tesla gelesen, deren Ende ihm das Herz brach. Der legendäre Erfinder war zwar ein Genie, konnte jedoch kaum eine seiner Erfindungen zu kommerziellem Erfolg führen und starb im Alter von 86 Jahren einsam und hochverschuldet. Larry Page beschloss, ebenfalls Erfinder zu werden, wollte aber aus den Fehlern von Nikola Tesla lernen. Nachdem die Suchmaschine Google nach wenigen Jahren ein großer Erfolg war, kam dank AdSense auch das Geld dazu und die Firma wuchs. Zu schnell für die jungen Gründer Larry Page und Sergey Brin – aus dem Grund leitete der erfahrene Eric Schmidt für 10 Jahre das Unternehmen. Nachdem Page wieder das Ruder übernommen hat, verfolgt er seine Vision mit noch größerer Zielstrebigkeit als zuvor. Insofern sind weder die sogenannten Moonshots aus dem Google-X-Labor noch die Google-2.0-Pläne eine große Überraschung. Ein bisschen Größenwahn kann man Page und Brin sicherlich attestieren, aber dieser scheint notwendig zu sein, um mit einem Unternehmen derartig große Pläne umzusetzen.
Bei den Projekten von Google X steht noch ganz klar ein wirtschaftlicher Nutzen im Vordergrund. So wurde zwar ein funktionsfähiges Miniaturmodell eines Hoverboards gebaut, das Projekt allerdings eingestellt, da die Umsetzung im großen Maßstab sich wirtschaftlich einfach nicht rentiert. Bei den Projekten von Google Y steht die wirtschaftliche Rentabilität vorerst dagegen nicht im Vordergrund. Das heißt allerdings wiederum nicht, dass Google sich nicht irgendwann im Laufe der Forschung auch Gedanken darüber macht, wie man an den Ergebnissen verdienen kann. Die Fehler von Nikola Tesla will man ja schließlich vermeiden. Doch einem weiteren Problem dürfte sich Google im Laufe der Forschung stellen müssen: Der Skepsis der Gesellschaft. Da das Unternehmen heute bereits derartig mächtig ist, gibt es immer stärkere Befürchtungen, dass diese Macht auch missbraucht werden kann und dass man an dem Unternehmen irgendwann nicht mehr vorbei kommt. Proteste wie bei der Google I/O im Juni werden künftig sicher zunehmen, es sei denn, Larry Page hat auch Pläne für ein neues, wirksameres Marketing.
Image (adapted) „Google Logo in Building43“ by Robert Scoble (CC BY 2.0)
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