Twitter Fabric: Der Stoff aus dem App-Entwicklerträume sind?

Mit der Fabric-Plattform hat Twitter eine Reihe Tools für Entwickler von Mobile Apps vorgestellt, die gleichzeitig eine Abkehr vom bisherigen Kerngeschäft. Mittwoch fand die erste Entwicklerkonferenz von Twitter unter dem Namen Twitter Flight statt und markiert einen gewaltigen Kurswechsel für das Unternehmen. Kern dieser Neuausrichtung ist die Fabric-Plattform, die die Tools Twitter Kit, MoPub und Crashlytics bietet. Mit dieser Plattform, die nahezu gar keine Verbindung zum bisherigen Kerngeschäft aufweist, will das Unternehmen App Entwickler für sich gewinnen. Ganz einfach wird dieses Vorhaben allerdings nicht, da Twitter genau diese Entwickler in der Vergangenheit mit API-Restriktionen vergrault hat.

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Twitter Kit ist wohl das größte Alleinstellungsmerkmal für die Twitter-Entwicklerplattform. Mit dem Tool Digits können Entwickler den Nutzern erlauben, sich mit der Mobilfunknummer anstelle von E-Mail oder Social Network einzuloggen. Bisher stellte dies ein großes technisches Problem dar, da man sich weltweit mit vielen Mobilfunkbetreibern einigen muss. Viel zu viel Aufwand für App-Entwickler, aber für ein Unternehmen wie Twitter kein großes Problem – Digits wird in 268 Ländern und 28 Sprachen starten. Der Vorteil für Twitter ist, dass weder Google noch Facebook ein derartiges Feature im Angebot haben.

MoPub ist ein Ad Exchange-Dienst, den Twitter kurz vor dem Börsengang übernommen hat und der nun ein Bestandteil von Fabric wird, und zwar ein sehr wichtiger Bestandteil. Als Werbenetzwerk bietet MoPub nicht nur Entwicklern die Möglichkeit über Werbeeinblendungen in den Apps Geld zu verdienen, sondern auch Twitter selber endlich eine Möglichkeit der Monetarisierung, da das Unternehmen einen Anteil an den Werbeeinnahmen einbehält. MoPub setzt Facebooks Audience Network noch einen drauf, da es sich um ein Netzwerk der Netzwerke handelt, in dem laut Twitters Director of Mobile Platform, Jeff Seibert, tausende Werbetreibende in Echtzeit auf ihr Inventar bieten.

Crashlytics ist ein Analytics Tool für App-Entwickler, mit dem sich eine Vielzahl von Informationen sammeln und Optimierungen an der App vornehmen lassen. So kann man zum Beispiel die Performance der App testen, sehen, wie viele Nutzer die App gerade verwenden und Benachrichtigungen erhalten, wenn etwas schief geht. Mit dem Tool Answers soll dem Entwickler zudem gezeigt werden, welche Code-Zeilen für einen Absturz verantwortlich sind.


Dick Costolo stellt Fabric vor (Bild: Twitter, CC BY-NC-SA 2.0)
Dick Costolo announcing Fabric (Bild: Twitter, CC BY-NC-SA 2.0)

Times they are a changing

Mit der Fabric-Plattform versucht Twitter erstmals einen großen Einfluss darauf zu nehmen, wie Mobile-Apps entwickelt werden. Außerdem versucht das Unternehmen auf diesem Weg zu Facebook aufzuschließen, die seit einem guten Jahr ebenfalls um die Gunst der App-Entwickler buhlen, seit das Mobile-Server-Unternehmen Parse aufgekauft und mit Audience Network eine Werbeplattform gegründet wurde. Facebook hat bereits große Unternehmen im Boot, wie etwa McDonalds, Spotify oder Target – ob Twitter mit ähnlich namenhaften Partnern aufwarten kann, bleibt allerdings noch abzuwarten.

Mit der Abkehr vom bisherigen Kernprodukt könnte es Twitter endlich gelingen erwachsen zu werden und ernsthaft Geld zu verdienen. Monetarisierung war bisher nicht der Fokus des Unternehmens, weshalb das Unternehmen gerade bei den Anlegern oft in die Kritik geraten ist. Ganz einfach wird das Unterfangen allerdings auch mit einer so mächtigen Plattform wie Fabric nicht, Entwickler für die neue Plattform zu gewinnen, denn in der Vergangenheit hat Twitter sich nicht gerade als entwicklerfreundlich gegeben. 2012 hat das Unternehmen eine API-Begrenzung eingeführt, die Anbietern von Twitter-Clients ein Nutzerlimit auferlegt und somit einige Erfolgsgeschichten zu einem jähen Ende gebracht hat. Hier wird einige Arbeit nötig sein, um die Wunden zu heilen und die Entwickler auf die eigene Seite zu ziehen.

 

ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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