Posterous: Bloggen, so einfach wie E-Mails schreiben

posterous-logoNehmen wir einmal einen typischen Tag im Leben eines Bloggers. Nennen wir ihn Paul. Paul hat einen Gedanken, den er unbedingt der ganzen Welt mitteilen möchte. Also loggt er sich in das Backend seines Blogs ein, legt einen neuen Artikel an, gibt Text ein, bindet Medien ein, liest Korrektur, stellt online. Vorausgegangen ist dem Ganzen eine recht umfangreiche Phase, in der Paul sich eine Webpräsenz eingerichtet, eine Software installiert, sich ein Theme ausgesucht (oder sogar selbst eines gemacht) und die Funktionalitäten zurechtgebogen hat. Doch was für Paul so selbstverständlich scheint, bringt eine ganze Reihe anderer Menschen nur zum Abwinken. Viel zu kompliziert, das alles. Und so beschränken sie sich aufs Schreiben von E-Mails. Womöglich noch als Rundmails an alle ihre Freunde, mit denen sie Informationen rumschicken. Und dann kommt Posterous daher und behauptet, das ganze Webzeugs zu können, indem man E-Mails schreibt. Und könnte damit alle Menschen zu Bloggern machen, die damit bisher nichts zu tun haben wollten.

Wie funktioniert Posterous?

Schon der erste Eindruck der Webseite klingt vielversprechend: Da ist das sonst so obligatorische „Create an account“ fett durchgestrichen und mit einem frechen „Skip it“ untertitelt. Posterous funktioniert angeblich, indem man eine E-Mail an post@posterous.com sendet. Alle Inhalte, die man anfügt, landen automatisch auf der Webseite. Bilder werden dabei auf eine geeignete Größe reduziert und als Einzelbild oder Galerie präsentiert. Ton- und Filmdokumente kommen mit einem Player auf den eigenen Webspace und können dort direkt abgespielt werden. Eine Kommentar-Funktion bringt Posterous natürlich ebenfalls von Haus aus mit.

Posterous: schlicht, aber alles dabei
Posterous: schlicht, aber alles dabei

Ganz so einfach ist es dann aber leider doch nicht – zumindest war es mir im Test nicht möglich, den Registrierungsvorgang zu überspringen. Denn obwohl Posterous behauptet, kein Login zu benötigen, muss es schon wissen, welche E-Mail-Adressen zu welchem Account gehören. Das bedeutet, dass man sich doch vorher registrieren und seine E-Mail-Adressen mit seinem Account verknüpfen muss. Dazu kann man entweder seinen Facebook-Account oder eine E-Mail-Adresse verwenden. Anschließend tut Posterous aber alles so, wie man es von ihm erwartet. Zudem kann es auf andere Dienste zugreifen und die Inhalte verteilen. Mit dabei sind Facebook, Flickr, Twitter und einige mehr.

An wen richtet sich Posterous?

Eigenen Aussagen zufolge richtet sich Posterous an Anfänger und gelegentliche Blogger ebenso wie Social Media Pros. Besonders die ersten beiden Gruppen dürften mit dem Dienst zufrieden sein: noch nie zuvor war es so einfach, Inhalte ins Web zu bekommen. Einfach eine E-Mail schreiben, alles reinhauen, Posterous übernimmt den Rest – bearbeitet werden kann das Ganze natürlich auch im Nachhinein noch.

Erfahrenere Nutzer hingegen werden den Geschwindigkeitsvorteil zu schätzen wissen. Einmal eingerichtet, kann man Inhalt über eine E-Mail an post@posterous.com direkt auf alle Plattformen verteilen; möchte man nur auf Flickr posten, geht die Mail halt an flickr@posterous.com. Kombinationen à la flickr+facebook@posterous.com sind natürlich auch möglich. Große Einflussmöglichkeiten sucht man jedoch vergebens. Zwar kann man recht einfach eine eigene Domain und Google Analytics verwenden – wer jedoch gerne ein eigenes Layout hätte, ist mit einer eigenen Präsenz besser beraten. Muss dann aber auch die Arbeit in Kauf nehmen, die er damit hat.

Blogpiloten-Urteil

Wer nur mal hin und wieder etwas online stellen möchte, findet in Posterous einen geeigneten Anbieter. Vorkenntnisse sind nicht notwendig – wer E-Mails schreiben kann, kann auch Posterous. Für Web 2.0-Experten setzt ganz auf den Twitter-Effekt: schnell und einfach. Posterous hat so die Chance, zu einer ganz großen Nummer im Web 2.0 zu werden, indem es Leute anlockt, die sich nicht mit komplizierter Technik beschäftigen, aber dennoch partizipieren möchten.

ist Medienwissenschaftler und beobachtet als Autor („Grundkurs Gutes Webdesign“) und Berater den digitalen Wandel. Seine Themenschwerpunkte sind User Experience, anwenderfreundliches Design und digitale Strategien. Er schreibt regelmäßig für Fachmedien wie das t3n Magazin, die Netzpiloten oder Screenguide. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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