Mit „Facebook at Work“ betritt Mark Zuckerbergs Netzwerk völlig neuen Boden. Die neue Dienstleistung soll offensichtlich Konkurrenten wie „Webmeeting“ (Deutsche Telekom), „Office Online“ von Microsoft oder „Google Drive“ das Leben schwer machen. Firmenintern läuft der Dienst bereits seit mehreren Monaten. // von Lars Sobiraj
Die neue Webseite von Facebook soll offensichtlich einigen Unternehmen die Marktanteile streitig machen. Das neue Angebot würde sowohl mit Business-Netzwerken wie Xing oder LinkedIn konkurrieren, als auch mit Dienstleistern, die ein gleichzeitiges Arbeiten an Online-Dokumenten anbieten. Allerdings muss das Unternehmen erst bei vielen Firmenchefs Vertrauen gewinnen, weil alle Dokumente bei Facebook selbst gespeichert werden.
Warum ist das wichtig? Facebook ist das mit mehr als einer 1,3 Milliarden Nutzern das größte soziale Netzwerk. Bislang wird Facebook aber hauptsächlich privat genutzt. Dies soll sich nun mit „Facebook at Work“ ändern.
- Facebook hat beim Marketing einen „speziellen“ Ruf, weil dieses Netzwerk rein privat genutzt wird. Waren oder Dienstleistungen lassen sich im privaten Umfeld schlecht verkaufen. „Facebook at Work“ könnte diesen negativen Effekt reduzieren.
- Viele Firmennetzwerke blockieren Facebook derzeit, weil befürchtet wird, dass die Mitarbeiter dort ihre kostbare Arbeitszeit verplempern. Dadurch gehen Facebook tagsüber viele Zugriffe verloren.
- Die Nutzung soll gratis sein, bezahlt wird mit den Daten. Dazu kommt der Vorteil, dass sich bereits über 1,3 Milliarden Nutzer mit der Anwendung dieses Netzwerks auskennen. Auf eine zeit- oder kostenpflichtige Einarbeitung der Mitarbeiter könnte man verzichten.
Facebook ist nicht die erste Firma, die einen Vorstoß in diesen Bereich gewagt hat. Bereits im Juni 2012 kaufte Microsoft das soziale Netzwerk Yammer kurz vor dem Börsengang auf. Yammer wurde als „Facebook für den Arbeitsplatz“ angepriesen, weswegen sich Microsoft diesen Deal umgerechnet 1,2 Milliarden US-Dollar kosten ließ. Auch Yammer bietet Unternehmen die Möglichkeit, dass ihre Mitarbeiter firmeninterne Umfragen erstellen und gemeinsame Daten bearbeiten und austauschen können. Zumindest in Deutschland spielt diese Dienstleistung in den Büros aber keine größere Rolle.
Kosmetik für das Image
Zuckerberg will weg von einem rein privat genutzten Netzwerk, weswegen in den letzten Monaten von der Niederlassung in London „Facebook at Work“ einwickelt wurde. Die „Financial Times“ berichtete Sonntag Abend, dass die Unternehmerversion schon bei Facebook firmenintern genutzt wird. Nun sollen die Tests auf andere Firmen ausgeweitet werden. Die Kommunikation und eine Präsentation des eigenen Profils ist auch bei Business-Netzwerken möglich. Doch im Gegensatz zu Xing oder LinkedIn kann man dort online an einem Text, Tabelle, Präsentation oder an anderen Dokumenten arbeiten. Wahrscheinlich hat Zuckerberg dabei auch die vielen Sperren in Firmennetzwerken im Blick. Viele Geschäftsführer ziehen es vor, den Mitarbeitern solche Angebote im Web vorzuenthalten, die während der Arbeitszeit gerne zum Verweilen einladen.
Problematisch wird vor allem der Umgang mit dem Datenschutz. Dem US-Konzern schlägt nach wie vor viel Misstrauen entgegen. Der neue Ableger soll aber wahrscheinlich separat ablaufen, die privaten Profildaten werden bei der betrieblichen Nutzung keine Rolle spielen. Dennoch müssten alle teilnehmenden Unternehmen ihre Dateien auf Zuckerbergs Servern speichern. Dafür müsste das soziale Netzwerk erst das Vertrauen zahlreicher Firmenchefs gewinnen, wenn es um die Wahrung von Privatsphäre und Datenschutz geht. Zumindest ist Facebook bekannt für seine effektive IT-Sicherheit. Dort konnten schon seit langer Zeit keine Hacker mehr mit Erfolg eindringen.
Kostenloses, werbefinanziertes Angebot
Im Gegensatz zu Xing oder Linkedin sollen alle Bereiche von „Facebook at Work“ kostenlos genutzt werden, ein Premium-Bereich für zahlende Mitglieder ist nicht geplant. Die Kosten sollen wie üblich durch die Einblendung von Online-Werbung gedeckt werden. Wie die Financial Times berichtet, wird der neue Bereich schon längerfristig von den FB-Mitarbeitern in London eingesetzt. Man habe schon länger darüber diskutiert, wann dieses Angebot der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden soll.
Mit der Übernahme von WhatsApp holte man die Jugend bei der Konkurrenz ab. Jetzt holt Zuckerberg zum nächsten Schlag aus. Wenn der Durchbruch gelingt, werden es Anbieter wie Etherpad, Google Drive, Slack, Office Online & Co. schwer haben. Wer kann schon gegen 1,3 Milliarden Nutzer konkurrieren, selbst wenn diese privat bei Facebook aktiv sind.
Teaser & Image by (CC BY-SA 3.0)
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Schlagwörter: Arbeit, business, facebook, Soziales-Netzwerk, unternehmen, Work