Via Crowdfunding soll Unmögliches doch möglich gemacht werden, wie zum Beispiel ein revolutionäres Mikrofon namens Mikme. // von Niklas Möller
Kaum eine andere Finanzierungsform hat sich in den letzten Jahren besonders für unabhängige Entwickler so bezahlt gemacht wie Crowdfunding. Darauf hat es auch Philipp Sonnleitner abgesehen, der mit seinem Team ein kabelloses Aufnahme-Mikrofon entwickelt hat, das die Kreativität von Musikern weltweit fördern kann. Mikme heißt sein Traum, mit dem Musiker auch unterwegs in Studioqualität ihre Musik aufzeichnen und bearbeiten können.
Die Crowdfunding-Plattform Kickstarter hat bereits vielen Projekten die Finanzierung ermöglicht, die anderenfalls vielleicht nie das Licht der Welt erblickt hätten. Aber es sind vor allem die kleinen Entwickler und Erfinder, ohne große Firma oder finanzielle Mittel im Hintergrund, die von Crowdfunding profitieren und Produkte umsetzen, die der Öffentlichkeit anderenfalls eventuell vorenthalten blieben. Einer von ihnen ist Philipp Sonnleitner. „Ich bin der alleinige Eigentümer und wir sind keine große Firma mit einem großen Bankkonto. Mittels Crowdfunding können wir unsere erste Serienproduktion vorfinanzieren. Das hilft uns sehr„, erklärt er auf die Frage hin, warum er sich für den Weg des Crowdfunding entschieden hätte. Mithilfe privater Investoren möchten er und sein Team ein Mikrofon entwickeln, das vielleicht schon bald den Arbeitsalltag tausender Musiker vereinfachen könnte. Sonnleitners Geschichte ist eine von vielen, die dokumentiert, welches Potenzial an unabhängigen Entwicklungen das Crowdfunding nach sich zieht.
Das kabellose Mikrofon Mikme
„Ich bin selbst ein Musiker und spiele Klavier. Jedes mal wenn ich eine gute Idee zu einem neuen Song hatte, wollte ich diese schnell und einfach aufnehmen. Ein Mikrofon aufbauen, verkabeln, die Computer Audio Software starten, das Update machen, einen Song erzeugen, einen Track erzeugen und den Gain einschalten: Das dauerte mir einfach zu lange. Bis dahin hatte ich die Idee oft vergessen„, verrät Sonnleitner, „daher verwendete ich oft Apps auf meinem iPhone. Das ging schneller und einfacher, allerdings war die Aufnahmequalität des internen iPhone Mikrofons zu schlecht. Ich wollte eine einfache und schnelle Lösung, aber in hoher Aufnahmequalität.„
Der Österreicher ist Musiker, Softwareentwickler und Produktmanager. Er hat bereits zahlreiche Teams geleitet, die sich mit der Entwicklung von Mikrofonen, kabellosen Systemen und Softwarelösungen befasst haben. Aus seiner Leidenschaft für die Musik resultierte die Idee, die dann auch zu seiner Erfindung führte, die nun den Musikmarkt revolutionieren könnte: ein kabelloses Mikrofon soll es Musikern ermöglichen, zu jeder Zeit an jedem Ort die eigene Musik in hoher Studioqualität aufzunehmen.
Das neue Mikme Mikrofon soll in der Lage sein, sich an alle denkbaren Aufnahmesituationen anzupassen. Mithilfe einer speziellen kostenlosen App, die zunächst exklusiv für Apples Store erscheint, aber auch für Android folgen wird, ist der Nutzer in der Lage, kabellos an eine hohe Qualität zu gelangen, die der im Tonstudio in nichts nachstehen soll. Die aufgenommene Musik wird dabei automatisch in bis zu acht Spuren pro Lied mit dem iPhone synchronisiert und darauf abgespielt. Wenn es nach dem Wunsch von Sonnleitner geht, werden Musiker demnächst von überall spontan ihre Ideen für Lieder aufnehmen können, ohne Wartezeiten, in denen häufig ein Teil der kreativen Energie verloren geht. Auch wenn das Mikme vermutlich den Weg ins teure Tonstudio nicht ersetzen kann, so bietet das neue Mikrofon doch sehr viele Möglichkeiten für Musiker, ihrer Kreativität an jedem Ort freien Lauf zu lassen.
Crowdfunding ist eine Alternative
Ob das Mikme auch ohne Crowdfunding jemals zur Serienreife gekommen wäre, ist ungewiss. Jedenfalls hilft die Kickstarter-Kampagne dabei, das Produkt zu finanzieren. 217.000 Dollar möchte Sonnleitner auf diese Weise erhalten, damit sein Mikrofon schon bald das Leben vieler Musiker erleichtern kann. Etwa 31.000 US-Dollar sind bislang durch private Spenden zusammengekommen. Und die Kampagne wird noch knapp zwei Monate weiterlaufen, in denen Interessierte für das Projekt spenden können. Sonnleitner gibt sich jedenfalls zufrieden mit dem bisherigen Verlauf: „Wir hatten geplant, mit Beginn der Kampagne die App im App Store zu haben. Wie oft bei solchen Projekten hat sich der Launch um drei Wochen verschoben. Die App wird in zwei Wochen gelauncht. Unter diesen Umständen sind wir zufrieden.“ Insofern ist Crowdfunding tatsächlich eine Alternative für kleinere Entwickler, um es auf dem Markt mit den Großen aufzunehmen und mit ihren Ideen vielleicht schon bald die Welt zu verändern.
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Schlagwörter: APP NEWS, Crowdfunding, finanzierung, Kampagne, Kickstarter, Mikme, Mikrofon, Musik, Philipp Sonnleitner, Plattform, Projekt
5 comments
Liebe Netzpiloten, Crowdfunding hat nichts mit Spenden zu tun, sondern ist ein Investment. Im Artikel ist es anders dargestellt…
Sehr geehrter Herr Türk, sie meinen sicher diese beiden Sätze, wenn sie von einer irrtümlichen Begrifflichkeit schreiben: „Etwa 31.000 US-Dollar sind bislang durch private Spenden zusammengekommen. Und die Kampagne wird noch knapp zwei Monate weiterlaufen, in denen Interessierte für das Projekt spenden können.“ Darüber lässt sich sicher diskutieren, nur ist das schwer, solange es keine allgemeine Definition gibt, was Crowdfunding genau ist. Das Wort Spende hingegen ist definiert und auch wenn nicht bei jedem Crowdfunding-Projekt alle eine Spende charakterisierenden Punkte erfüllt werden, ist für mich, der diesen Artikel nicht geschrieben hat, die Verwendung des Begriffes Spende hier trotzdem akzeptabel. Ein Investment ist Crowdfunding übrigens auch nicht immer, aber auch das ist eine Diskussion ohne treffende Definitionen als Grundlage. Vielen Dank aber, für den dienlichen Hinweis. Ich werde mit dem Autor des Textes darüber reden.
Schönes Ding, aber kann ich dann nicht auch einfach ein normales Aufnahmegerät nutzen?
Hi, Fabian. Sicherlich. Und für das reine Dokumentieren einer Idee wird das sicher auch reichen, aber wenn ich von der Qualität einiger Aufnahmegeräte ausgehe, die ich in meinem journalistischen Alltag einsetze, vermute ich, dass das Mikme eine besonders für MusikerInnen interessante Verbesserung darstellt.