TZOA – Enviro-Tracker schärfen Bewusstsein für Umwelt

Das amerikanische Startup-Projekt TZOA will den Wearable-Markt mit einem so genannten „Enviro-Tracker“ aufmischen. // von Jonas Haller

TZOA (Bild: Pressematrial von TZOA)

Fitness-Tracker sind für viele aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Die kleinen Helferlein dokumentieren jeden kleinsten Schritt und verraten Details über die physische Leistungsfähigkeit. So können wir unsere Gesundheit besser kontrollieren, suggerieren uns die Marketing-Abteilungen. Doch wie steht es um äußere Einflüsse, die wir oft kaum wahrnehmen können? Ein amerikanisches Startup-Unternehmen schickt sich an, unsichtbare Gefahren auf dem Smartphone anzuzeigen und gegebenenfalls zu warnen.


Warum ist das wichtig? Die persönliche Gesundheit geht weit über eigene Fitness-Parameter hinaus. Doch bisher fehlen die entsprechenden Sensoren, um Umwelteinflüsse zu kontrollieren.

  • TZOA will den weltweit ersten Enviro-Tracker auf den Markt bringen.

  • Feinstaubbelastung, UV-Strahlung sowie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck können so dokumentiert werden.

  • Das Gadget warnt bei hohen Belastungen für den eigenen Körper.


Wearable Devices sind derzeit der mobile Trend. Ob mit Smartwatch, Fitness- oder Activity-Tracker – viele Smartphone-Besitzer wollen ihren Alltag und damit ihr Leben dokumentieren. Bisher waren vor allem Merkmale wie Schrittzahl, Kilometerleistung und Pulsfrequenz die Kenngrößen der Anhängerschaft. Ginge es nach TZOA könnten bald auch äußere Einflüsse wie Feinstaubbelastung, UV-Strahlung sowie Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit hinzukommen. Das kanadische Unternehmen will schon bald einen ersten Enviro-Tracker auf den Markt bringen, der genannte Kenngrößen messen und dokumentieren soll.

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Saubere Luft ist lebensnotwendig

Noch vor der Nahrungsaufnahme ist saubere Luft für den menschlichen Körper essentiell zum Überleben. Auch wenn die Bundesregierung ambitionierte Pläne zu Abgasemissionen auf den Weg gebracht hat, so bemerken besonders Großstadtbewohner die Belastung. Die feinen Teilchen können nicht bemerkt werden und so kristallisieren sich die Folgen erst im gehobenen Alter heraus, wenn eine ärztliche Behandlung zu spät ist.

TZOA kann die Erscheinungen zwar nicht verhindern, doch mithilfe des Trackers kann der Nutzer von entsprechenden Hotspots ferngehalten werden. Bisher waren große Messapparaturen vonnöten, um die Umwelteinflüsse messen zu können. Nur wissenschaftliche Institute hatten das Equipment zur Verfügung. Das amerikanische Unternehmen macht sich die moderne Lasertechnik zu Nutze. Partikel bis zu 2,5µm können von den Sensoren erkannt werden. Zum Vergleich: Ein einzelnes, menschliches Kopfhaar ist 60µm dünn. Durch diese Teilchen, die beispielsweise auch beim Laserdrucken entstehen, können bereits irreparable Lungenschäden auftreten. Partikel im Bereich von 10µm dürften besonders Allergiker aufhorchen lassen. Blütenpollen, Sporen oder auch Bakterien sollen ebenfalls erkannt werden. Die zugehörige App kann so vor gefährlichen Reaktionen warnen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Sensortechnik ist die Messung der UV-Strahlung. In der App wird gewarnt, wenn sich der Nutzer lange Zeit starker ultravioletter Strahlung aussetzt und so die Haut Schaden nimmt. Ebenso erscheint eine Benachrichtigung auf dem Smartphone, wenn im Winter zu wenig UV-Strahlung aufgenommen wird. Lichtsensoren zeigen an, welche Lichtmenge morgens aufzunehmen ist, um die persönliche Produktivität zu erhöhen.

Schwarmintelligenz hilft auch bei Enviro-Trackern

Herzstück des Ganzen soll eine große Community werden, die physikalische und chemische Kenngrößen sammelt und in Echtzeit eine Karte erstellt, die Aufschlüsse über Luftqualität oder Strahlenbelastung gibt. So kann unter anderem eine optimale Fahrradroute erstellt werden, die geschickt um belastete Gebiete herum leitet. Auch Ausflugsziele im Grünen können auf Blütenpollen überprüft werden, so denn eine Person mit einem entsprechenden Enviro-Tracker zeitnah in diesem Bereich unterwegs war. Und da kommen wir auch direkt zum größten Problem: Bis sich die neue Produktgruppe durchgesetzt hat und ein Großteil der Bevölkerung ein solches Gadget besitzt dürften Jahrzehnte ins Land gehen. Denn erst wenn genug Umweltdaten im System hinterlegt sind, dürfte das Wearable Device so richtig interessant werden.

Ein weiteres Problem stellt die Finanzierung dar. Bereits im letzten Jahr hat das Team um Kevin R. Hart und Laura Moe versucht das Projekt über Kickstarter zu finanzieren, doch bis zum 18. Dezember konnten 450 Investoren nur 75.000$ von insgesamt angesetzten 110.000$ beitragen, wodruch das Projekt eingestellt werden musste. In der ersten Jahreshälfte 2015 will das junge Unternehmen nun aber einen weiteren Anlauf wagen und noch einmal versuchen um die Gunst der Geldgeber zu buhlen. Ein positives Ergebnis wäre dann auf jeden Fall wünschenswert.


Teaser & Image by TZOA


arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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3 comments

  1. Hmm, ich persönlich finde, so richtig gesund klingt das nicht… geistig gesehen. Womit ich nicht meine, dass, wer so etwas nutzt, eine Meise hat, sondern dass es auf Dauer wahrscheinlich ungesund und belastend ist, sich so viele Gedanken zu machen. Klar gibt es Gefahren und auch Umweltverschmutzung, aber insgesamt leben wir dank besserer Lebensumstände, Sicherheitsvorschriften und moderner Medizin so lange und gesund wie nie zuvor. Dennoch habe ich das Gefühl, jeder hat dauernd irgendwelche Wehwehchen oder Angst vor irgendwas. Und dem wird meines Erachtens mit einem solchen Gerät noch Vorschub geleistet. Klar gibt es bestimmt einige Menschen, die unter ernsthaften Allergien oder Krankheiten leiden und von einem solchen Gerät sicher sehr profitieren. Aber für die halbwegs gesunde Mehrheit sehe ich da eher das Risiko, dass sie vor lauter Angst vor Umweltbelastungen das Leben vergessen. Ich habe auch Heuschnupfen, aber das hält mich sicher nicht davon ab, im Sommer die meiste Zeit draußen zu sein (notfalls halt mit Tabletten, wenn es gar nicht ohne geht), ebenso wenig wie UV. Und ein Armband, das mich vor solchen Sachen permanent warnt? Das klingt mir irgendwie wie die Erfindung von besorgten Helikopter-Eltern…

  2. @Annika: Wir hier in Europa können uns sicher nicht über die Luftqualität beschweren und auch die Schadstoffbelastung hält sich hierzulande in Grenzen. Interessant ist diese Funktion vor allem in den Megacities in den USA oder China, die diesen „Komfort“ leider nicht genießen können…
    In Zeiten des Klimawandels ist die Messung der UV-Belastung schon sinnvoller, da auch die Anzahl Hautkrebserkrankungen in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Auch eine Pollenmessung finde ich für Allergiker, die besonders extrem auf bestimmte Teilchen reagieren, sehr praktisch.
    Ich finde es doch etwas schade, dass die Prävention vor unsichtbaren äußeren Einflüssen (und Schäden) bei den Bürgern eine untergeordnete Rolle spielt. (Das zeigt ja auch das gescheiterte erste Kickstarter-Projekt)

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