Kooperation von Springer und der Bahn: Chat-App Lokin

Über Axel Springer, die Deutsche Bahn und die App Lokin, die sich drei großen Problemen stellen muss. // von Felicitas Hackmann

Flugzeug Innenraum (Bild: [CC 0], via gratisography)

Axel Springer hat eine App (Android | iOS) rausgebracht, mit der sich Bahnfahrer verbinden und kennenlernen sollen. Also sowas wie Tinder? Für schöne Stunden zu zweit im Bordrestaurant der Deutsche Bahn? Nein. Man soll sich gegenseitig helfen und zum Beispiel über verspätete Züge informieren oder nach einem Ladekabel fürs Smartphone fragen können. 

Ja, die beiden Cases sind gut vorstellbar, aber gerade auf der Lieblingsstrecke Berlin – Hamburg, auf der die Reisenden sowieso ohne Netz auskommen müssen, bringt so eine App dann leider auch nichts. Aber das ist nur eins von drei großen Problemen, die die App scheitern lassen könnten.

Wie funktioniert Lokin?

In der App wählt man zuerst die gewünschte Zugstrecke. Möchte man einen Beitrag schreiben, loggt man sich mit Facebook oder mit den myPass Zugangsdaten ein.

Der Nutzer wird auf das kostenpflichtige WLAN der Telekom hingewiesen und die App verspricht stündlich “das Neuste vom Tage” anzuzeigen. Die Nachrichten kommen von der  WELT, einer Zeitung aus dem Axel Springer Haus.

1. Problem: Erreichbarkeit

Während die Bahn in der 1. Klasse kostenloses WLAN anbietet, müssen Passagiere der 2. Klasse auf gute Netzverbindung hoffen. Aus meiner Erfahrung (Berlin – Hamburg – Düsseldorf) kann ich sagen, dass da meistens nichts ist und ich mich darum zur Unterhaltung eher auf Offline-Medien (Bücher, Zeitschriften) verlasse.

LokinHeißt: Die grundsätzliche Voraussetzung zur Nutzung der App ist nicht für alle gleichermaßen gegeben. Natürlich kann es für am Bahnsteig wartende Passagiere sinnvoll sein, Informationen aus dem verspäteten Zug zu erhalten, aber meistens informiert die Bahn am Bahnsteig selbst. Nach einem Ladekabel fürs Smartphone zu fragen ist zwar grundsätzlich ein möglicher Fall, aber mal ehrlich: Wer verreist ohne ein Ladekabel? Ja, man kann es aus versehen  vergessen, aber das ist doch eigentlich eher ein  Edge-Case, oder?

2. Problem: Nutzen

Die Schweizer Bahn, die SBB, hat eine ähnliche App letztes Jahr im Mai auf den Markt gebracht – und mittlerweile aufgrund von mangelnder Nachfrage wieder eingestampft. Mit SBB.Connect setzte man auf eine Art Foursquare für Bahnfahrer: Gamifcation und Gutscheine, sehen, in welchen Zügen die Freunde sitzen, Mayorships, chatten usw.

Zwar kann man sagen, dass das Design von Lokin das von SBB.Connect übertrifft – der Usablity Case bleibt aber trotzdem der gleiche. Mit anderen Bahnfahrern kommt man ruckzuck auch so in Kontakt, wenn das Schnitzel im Bistro kalt ist meckert man auf Twitter, und wenn sich der Zug verspätet, ruft man lediglich die Lieblingsperson an, die einen am Bahnhof abholen wollte, und informiert auf diesem Weg.

3. Problem: Nutzer

Die Bahn kämpft gegen Billigfluglinien und Fernbusse an. Verreisen ist eine Geldfrage, außer, man lässt es über die Firmenkreditkarte laufen. Für diese App die kritische Masse zu bekommen, stelle ich mir ausgesprochen schwierig vor. Man kämpft nicht nur gegen die oben genannten Probleme, sondern gegen alle anderen Unterhaltsmedien (Spiele auf dem Smartphone, Filme auf dem Laptop, Bücher, Kniffel, Whatsapp,…), die der Bahnfahrer seit Jahren auf der Fahrt nutzt, an.

Lokin schon ausprobiert? Ladekabel bekommen? Oder im Zug neue Freunde oder die große Liebe getroffen? Dann gerne kommentieren.


studierte Medienwissenschaft in Siegen und arbeitete zwischendurch und danach in Startups wie z.B. Airbnb und Stuffle. Nach San Francisco und Hamburg, ging es 2014 nach Berlin, wo sie als freie Reporterin, für z.B. VentureVillage, schreibt. Ohne Twitter, Foursquare und Spotify geht es nicht! Alles weitere gerne in 140 Zeichen an @frau_feli.


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