Die Amazon Web Services bieten jungen Internetfirmen Rechenpower und Speicherplatz – und haben sich zum Leidwesen von Google und Microsoft zu einem profitablen Milliardengeschäft entwickelt. // von Jakob Steinschaden
1,57 Milliarden US-Dollar Umsatz und 265 Millionen US-Dollar Gewinn: Die Amazon Web Services (AWS) sind für den Internetkonzern aus Seattle ein wichtiges Standbein, das kann man aus den aktuellen Quartalszahlen (Q1 2015) auf jeden Fall ablesen. Es ist das erste Mal, dass Amazon gesonderte Zahlen für seinen Cloud-Service ausweist – was nicht nur Börsianer hellhörig machte, sondern auch die Konkurrenz, allen voran Microsoft.
In dem schnell wachsenden Milliardengeschäft liefert sich Amazon schon seit längerem einen intensiven Preiskampf mit seinen Mitbewerbern, zu denen neben Microsoft (Azure) auch Google (Google Cloud Platform), IBM, Rackspace oder Salesforce zählen. Sie alle wollen ihren Business-Kunden nach dem Infrastructure-As-A-Service-Modell (IAAS) Rechenkapazitäten und Speicherplatz verkaufen, damit sie nicht ihre eigenen Server und Rechenzentren aufbauen müssen. Erst wenn Internetdienste eine gewisse Größe erreichen, wird es notwendig, in eigene Serverfarmen zu investieren. Dropbox etwa war bis zum Vorjahr AWS-Kunde und musste nicht schon von Beginn an seine eigene Infrastruktur aufbauen.
Amazon hat sich, das zeigt eine Studie von Synergy Research Group, den größten Teil des Cloud-Kuchens geschnappt und hielt 2014 28 Prozent des Gesamtmarktes. Weit abgeschlagen liegen Microsoft (10 Prozent), IBM (7 Prozent) oder Google (5 Prozent):
Besonders spannend wird es, wenn man sich ansieht, welche Internetdienste bereits auf Basis der Cloud-Dienste laufen: Bei den Amazon Web Services (AWS) sind Spotify, Airbnb, Pinterest, Yelp, Etsy, Shazam, Foursquare, Flipboard, Expedia, reddit, Instagram oder Netflix zu Hause, und sogar die CIA baut auf die Amazon-Cloud. Im Sommer 2014 wurde bekannt, dass Amazon einen Auftrag über 600 Millionen US-Dollar von der CIA bekommen hat und beim Pitchen um den Auftrag IBM aus dem Rennen warf. Die AWS haben sich vor allem bei Startups als Plattform zum schnellen und einfachen Aufbau eines neuen Web-Dienstes etabliert – im Prinzip muss man nur die Kreditkarte zücken und kann sich via Internet Rechenpower und Online-Speicherplatz kaufen. Auch Google ist mit der Google Cloud Plattform in dem Business tätig und hat neben Feedly, Rovio („Angry Birds“) Udacity, Khan Academy oder blossom.io niemand geringeren als die boomende Messaging-App Snapchat als Kunden gewonnen. Microsoft ist traditionell eher in der alten Welt daheim und holt sich für Azure seine Kundschaft bei Großunternehmen – 57 Prozent der Top-500-Fortune-Companies sollen auf die Microsoft-Server bauen (u.a. Mazda, Diebold, NBC News Digital, EasyJet, Xerox).
Um Amazon die jungen Firmen abspenstig zu machen, kürzt Google ständig seine Preise und Microsoft hat das BizSpark-Programm ins Leben gerufen. Startups bekommen dort über eine bestimmte Laufzeit kostenlose Serverleistung und Microsoft erhofft sich daraus, dass schnell wachsende Internetfirmen langfristige Kunden werden. Denn Amazon mit seinen vielen boomenden Startups als Kunden zeigt es vor und konnte in dem Geschäftsbereich im Vorjahr ein Wachstum von 40 Prozent zeigen. Für Microsoft, dessen neuer Chef Satya Nadella früher die Azure-Sparte leitete, ist das Cloud-Geschäft ein wichtiges künftiges Standbein in einer digitalen Welt, die nicht mehr von Windows dominiert wird, sondern von iOS und Android.
Teaser & Image by Amazon Web Services
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