Jörg Sadrozinski diskutiert in der zweiten Folge der Sendung „Medienethik“ über den Status Quo des Journalismus. // von Tobias Schwarz
Der Leiter der Deutschen Journalistenschule (DJS), Jörg Sadrozinski, diskutiert mit Moderator Alexander Filipovi? den Status Quo des Journalismus, zeigt aktuelle Tendenzen auf, was neu ist und wo es seiner Meinung nach Grund zur Kritik gibt.
In der ersten Folge der sechsteiligen Sendereihe „Medienethik“ ging es schon um den Journalismus und den Anspruch, den die Gesellschaft an ihn stellt. Mit dem Gespräch zwischen Filipovi? und Sadrozinski wird der erste Themenblock beendet. Sadrozinskis einleitender Satz kann auch als Fazit stehen: Journalismus befindet sich „in einem gravierenden, wirklich umwälzenden Wandel.“
Zwei Bedingungen sind dabei prägend: die wirtschaftliche Krise von traditionellen Medien und der Vertrauensverlust seitens der Gesellschaft. Dieser betrifft zwar auch andere Institutionen wie die Politik, führt aber zu direkter Konkurrenz für den Journalismus: bloggender Bürgerjournalismus. Dieser teste neue Formen der Berichterstattung und zeigt, dass es auch ohne den verlagstypischen Verwaltungsapparat geht. Ein Zeichen für den kreativen Nachwuchs, der durch die wirtschaftliche Krise sowieso schwerer auf die bisherigen Stellen in den Medien vorrücken kann. Not führt meist zu sie lösen wollenden Innovationen – mit den Krautreportern, Crowdspondent und Correctiv nennt Sadrozinski drei seine Theorien sehr bestätigende Beispiele.
Für Sadrozinski ist es die Aufgabe von Journalismus, Missstände anzusprechen und auf Verbesserung zu drängen (Correctiv), dabei sollte aber nicht ausschließlich Schnelligkeit im Vordergrund stehen, sondern tiefgründige Analytik (Krautreporter… an guten Tagen) und das Publikum für mehr Transparenz eingebunden werden (Crowdspondent). Grundlage dieser Lösungsansätze ist aber eine journalistische Ausbildung – sagt der Leiter der Deutschen Journalistenschule – um sich als Profession von dem engagiertem Bürgerjournalismus im Netz zu unterscheiden.
Sadrozinski irrt aber meiner Meinung nach in der Annahme, dass die für den Journalismus notwendigen Regeln nur durch eine Ausbildung erlangt werden können und andere Publizierende diese nur selten auch verinnerlicht haben. Gewisse Regeln ergeben sich durch den Anspruch an Qualität meist von selbst, andere Regeln verdienen es auch herausgefordert zu werden und die meisten Verstöße beobachte ich – als jemand mit Vertrauen in die Medien – bei traditionellen Akteuren und nicht bei den Blogs.
Den von Filipovi? angesprochenen „Ethos der Genauigkeit und Kritik“ können sich eben auch nur noch die leisten, die den wirtschaftlichen Druck nicht spüren – sei es durch einen anderen Beruf oder anderen Einnahmequellen (und dann oft trotzdem nichts auf Ethik geben, wie Bild.de oder die deutsche Ausgabe der Huffington Post).
Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: Alexander Filipovi?, ARD Alpha, Correctiv, Crowdspondent, Deutsche Journalistenschule, DJS, fernsehen, fernsehsendung, Interview, Jörg Sadrozinski, journalismus, Krautreporter, Medienethik, Medienwandel
1 comment