Klasse statt Masse: Twitter ist zu groß für Google

Seit fünf Monaten kooperieren Google und Twitter, doch noch sind nur rund vier Prozent aller Tweets indexiert. Google selektiert deshalb jetzt den Content. // von Tobias Schwarz

Kooperation von Twitter und Google (Image: Searchengineland)

Anfang Februar 2015 meldete das Wirtschaftsmedium Bloomberg, dass Twitter und Google zusammen kooperieren und die Suchmaschine innerhalb der nächsten sechs Monate Tweets in Echtzeit in den Suchergebnissen anzeigen möchte. Eine aktuelle Untersuchung der Marketing-Beratungsfirma Stone Temple zeigt, dass selbst Google dazu nicht ganz in der Lage ist und es deshalb seine Strategie geändert hat.

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Twitter will durch Google sichtbarer werden

Weltweit sind mehr als 284 Millionen Menschen bei Twitter angemeldet, jede Sekunden werden über 9.000 Tweets gesendet. Bisher musste Google Tweets selber crawlen, durch die seit Februar diesen Jahres laufende Kooperation mit Twitter werden die Daten automatisch angezeigt. Mit Microsofts Suchmaschine Bing und Yahoo hat Twitter ähnliche Vereinbarungen, wodurch der inzwischen abgelöste Geschäftsführer Dick Costolo mehr Menschen erreichen wollte, die noch nicht Twitter nutzen und somit im Sinne steigender Werbeeinnahmen die Reichweite zu steigern.

Doch die schiere Masse an Tweets überfordert Google und neue Kapazitäten für die Suchmaschine aufzubauen ist teuer und nicht in kürzester Zeit zu bewältigen. Eine Untersuchung der Beratungsfirma Stone Temple hat ergeben, dass zurzeit der Bekanntgabe der Kooperation nur 0,6 Prozent aller Tweets in den Suchergebnissen von Google angezeigt wurde. Im Juni diesen Jahres waren es 3,4 Prozent, was zwar rechnerisch eine Steigerung von 466 Prozent bedeutet, aber auch zeigt, dass immer noch 96,6 Prozent des Twitter-Contents nicht indexiert sind.

Google indexiert immer mehr Content von Twitter (Grafik: Stone Temple)
Google indexiert immer mehr Content von Twitter (Grafik: Stone Temple)

Die Befürchtung ist, dass die erwarteten Effekte für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) ausbleiben und aktiv auf Twitter zu sein, keinen über das Netzwerk hinaus gehenden Effekt hat. Dies wäre auch für Twitter eine schlechte Nachricht. Google ist deshalb dazu übergegangen, die von Twitter bereit gestellten Informationen zu nutzen, um eine Auswahl an Tweets zu treffen. Es werden die Tweets in den Suchergebnissen angezeigt, die dem Nutzer der Suchmaschine den wahrscheinlich meisten Mehrwert und Kontext zu seiner Suche liefern.

Nach welchen Kriterien wählt Google die angezeigten Tweets aus?

Die Kriterien dafür sind nicht bekannt, weshalb Stone Temple in seiner Untersuchung verschiedenen Faktoren getestet hat. Eine Rolle scheint die Anzahl an Followern zu spielen (Siehe Grafik 1), aber auch die „Social Authority“, also welchen Einfluss man als Nutzer von Twitter auf seine Community hat (siehe Grafik 2). Auf diese Art und Weise soll die Qualität der in Echtzeit angezeigten Tweets erhöht und eine gewisse Relevanz für die Google-Nutzer garantiert werden.

Google achtet darauf, wie viele Follower Nutzer auf Twitter haben (Grafik: Stone Temple)
Google achtet darauf, wie viele Follower Nutzer auf Twitter haben (Grafik: Stone Temple)
Auch der Einfluss auf Twitter spielt für Google eine Rolle (Grafik: Stone Temple)
Auch der Einfluss auf Twitter spielt für Google eine Rolle (Grafik: Stone Temple)

Status auf Twitter hat Einfluss auf das Google-Ranking

Ob es sich jetzt für Unternehmen, Marken, Medien und einzelne Nutzer mehr lohnt auf Twitter aktiv zu sein, kann nicht klar beantwortet werden. Alles kann, nichts muss. Denn was Google wann anzeigt, bleibt weiterhin unbekannt und hängt selbstverständlich davon ab, was gesucht wird. Doch ein gutes Standing auf Twitter kann durchaus einen Einfluss auf die Suchergebnisse haben, wie die Untersuchung von Stone Temple gezeigt hat. Es gilt also im Analogen wie auch im Digitalen weiterhin die vermeintliche Weisheit, solange die Leute über einen reden, ist man interessant. Dies gilt um so mehr für Tweets und die Suchergebnisse auf Google.


Teaser & Image „Twitter and Google“ by Searchengineland


CHIEF-EDITOR’S NOTE: Wenn Ihnen unsere Arbeit etwas wert ist, zeigen Sie es uns bitte auf Flattr oder indem Sie unsere Reichweite auf Twitter, Facebook, Google+, Soundcloud, Slideshare, YouTube und/oder Instagram erhöhen. Vielen Dank. – Tobias Schwarz

ist Coworking Manager des St. Oberholz und als Editor-at-Large für Netzpiloten.de tätig. Von 2013 bis 2016 leitete er Netzpiloten.de und unternahm verschiedene Blogger-Reisen. Zusammen mit Ansgar Oberholz hat er den Think Tank "Institut für Neue Arbeit" gegründet und berät Unternehmen zu Fragen der Transformation von Arbeit. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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