Im Interview erklärt der finnische Künstler Juha van Ingen, was es mit dem ITAF auf sich hat und warum der Teletext ein interessantes Medium für digitale Kunst ist.
Heute beginnt das International Teletext Art Festival (13.08.-13.09.2015). Netzpiloten-Leiter Tobias Schwarz hat sich im Vorfeld mit dem Kurator des diesjährigen Festivals, Juha van Ingen, über den Reiz Teletext-Kunst unterhalten, und wie sich etwas, das als Scherz begann, zu einer medienarchäologischer Arbeit mit Bedeutung wurde.
Tobias Schwarz (TS): Kennen Sie Marshall McLuhans Redewenedung “Das Medium ist die Nachricht“?
Juha van Ingen (JvI): Ich kenne die Redewendung und da wir an einem Kunstprojekt arbeiten, wollen wir natürlich, dass die Inhalte genauso wichtig sind wie das Medium selbst. Wobei in diesem Fall die Verwendung des Teletext für Kunst ein wesentlicher Teil des Inhalts ist.
TS: Warum haben Sie sich für Teletext als Medium für Kunst entschieden? Was ist die Botschaft dahinter?
JvI: Ich bin Mitglied einer kleinen Künstler-Kooperative in Helsinki namens FixC. 2011 haben wir uns mit neuen Möglichkeiten beschäftigt, wie man Animationen darstellen kann. Irgendjemand erwähnte Teletext, woraufhin wir zunächst lachen mussten, allerdings haben wir dann angefangen uns mehr damit zu beschäftigen und dachten uns, warum eigentlich nicht. Weil wir nicht viel über das Thema wussten, haben wir die finnische Rundfunk-Kooperation YLE-TV kontaktiert. Dort fand sich dann auch wirklich eine Person, die unserer Idee gegenüber sehr offen war. So hat das Ganze begonnen.
TS: Was gefällt Ihnen am besten an der Arbeit mit Teletext?
JvI: Ich denke, mir gefällt die Arbeit, da es sich um ein sehr einzigartiges Format handelt. Es ist nicht möglich Arbeiten aus anderen Formaten in den Teletext zu exportieren, man muss das schon auf die Teletext-Art machen. Es ist außerdem auch eine Reduktion, man muss wirklich in den Kern hineingehen. Technisch ist es ebenfalls schwierig, aber auf der anderen Seite, sieht alles was man im Teletext macht gut aus.
TS: Die meisten Grafik-Medien sind sehr beliebt, aufgrund ihrer konstant besser werdenden Auflösung. Was ist das Aufregende bei der Teletext-Kunst?
JvI: Wenn Sie ein verpixeltes Bild haben, können Sie es auf jede Auflösung skalieren und es bleibt dabei scharf. In gewisser Weise kann man Teletext als hochauflösender bezeichnen als HD es ist. Aber vielleicht ist es auch einfach das Retro-Gefühl, welches die Leute fasziniert. Mit dieser Art von Bildersprache, braucht man nicht wirklich darüber nachzudenken, ob es auf dem neusten Stand ist oder nicht. Die Auflösung ist nicht mehr so von Bedeutung, da die Leute heutzutage daran gewöhnt sind, Bilder auf winzig kleinen Bildschirmen anzuschauen.
TS: Das ITAF 2015 kann im Teletext der ARD gesehen werden. Wo kann man es sonst noch sehen?
JvI: Man kann es im ORF-Teletext, bei der deutschen Version von Artes Teletext und im Schweizer Teletext sehen. Und in diesem Jahr wollen wir Leute finden, um das Festival ein bisschen mehr zu einem Erlebnis zu machen. Dazu forderten wir Leute auf, Freunde einzuladen, um zusammen Teletext-Kunst zu gucken, und es somit ein bisschen mehr zu einem gesellschaftlichen Event zu machen. Bleibt abzuwarten wie es funktioniert.
TS: Der Teletext macht das Fernsehen in einer gewissen Form interaktiv, was meiner Meinung nach für ein nur sendendes System wie das Fernsehen nicht selbstredend ist. Wie reagieren die Leute bisher darauf?
JvI: Nun, in unseren Illustrationen besteht nicht viel Interaktion, allerdings hat es der Teletext geschafft zu überleben, aufgrund von Interaktion. Ohne Komplikationen können Sie schnell auf die Informationen zugreifen, die sie möchten. Selbst mit dem Internet gibt es Millionen von Leuten, die den Teletext verwenden und dafür muss es einen Grund geben.
TS: Wie geht es mit der Teletext-Kunst weiter, wenn die Ausstellung am 13. September 2015 endet?
JvI: Ich bin froh, dass Sie das fragen, denn das ist eine der Fragen, mit denen wir seit dem ersten Festival konfrontiert sind. Normalerweise behalten die Rundfunksender nicht die Dateien. Wieder gingen wir auf den finnischen Rundfunkanstalt YLE-TV zu und schlugen vor, ein Museum für Teletext-Kunst zu gründen. Es mag seltsam klingen, aber in der Praxis bedeutet das, dass es eine permanente Teletext-Seite gibt. Also solange wie sie Teletext ausstrahlen, können wir eine Seite verwenden und ein Kunstwerk von Zeit zu Zeit zeigen. Das geht jetzt seit fast zwei Jahren so.
Außerdem laden wir einige der Künstler ein, ihre Arbeiten zu spenden und nachdem wir sie ausgestrahlt haben, dokumentieren wir diese und behalten die Original-Dateien. Wir machen also eine Art von medienarchäologische Arbeit. Es gibt auch eine Menge von Künstlern, die ihre Arbeit in Form von GIF-Animationen zeigen. Das ist zwar nicht dasselbe, aber es erhält dennoch das Medium im Internet am Leben.
Teaser & Image (adapted) by Juha van Ingen
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Schlagwörter: ITAF, Juha van Ingen, Kultur, Kunst, Teletext
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