Das Business-Netzwerk LinkedIn lokalisiert seine Blogging-Funktion und ermöglicht ab heute auch deutschsprachigen Mitgliedern ausführliche Artikel zu veröffentlichen. Damit geht LinkedIn den Weg zu einer vor allem auf Content setzenden Plattform konsequent weiter. Die neuen Möglichkeiten könnten LinkedIn hierzulande noch mehr Zulauf bringen, das Netzwerk so an Relevanz gewinnen. Ein erster Test der Funktion überzeugte.
Lokalisierung als Grundlage für Erfolg
Grundvoraussetzung für internationalen Erfolg ist sprachliche Weitsicht – besonders in einer digitalisierten Wirtschaft sollte der Faktor Lokalisierung beachtet werden, schrieb Helmut Juskewycz in einem Gastbeitrag auf Netzpiloten.de. Die Richtigkeit dieser Aussage konnte ich selber schon öfters feststellen.
Bei Tumblr arbeitete ich im Bereich Lokalisierung mit, der spanischsprachige Raum brachte damals den meisten Traffic auf die Blogging-Plattform. Auf meiner Europareise in diesem Sommer stellte ich fest, wie groß Sprachbarrieren sogar noch in der internationalen Coworking- und Startup-Szene sind. Inhalte zu übersetzen ist wichtig, um ein größeres Publikum zu erreichen. Bei den Netzpiloten merken wir das jede Woche. Und die Autoren, deren Texte wir übersetzen, danken es uns. Lokalisierung, gerne verkürzt mit L10N dargestellt, lohnt sich immer.
Das weiß auch LinkedIn. Die Plattform hat inzwischen über 380 Millionen Mitglieder weltweit, davon allein sechs Millionen in den deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz. Damit wächst LinkedIn alle sieben Monate um rund eine Million neue Nutzer, wie LinkedIns inzwischen ehemaliger DACH-Manager Till Kaestner im Februar diesen Jahres gegenüber dem Tagesspiegel erklärte. Noch führt Xing zwar den Vergleich mit rund acht Millionen deutschsprachigen Nutzern an, doch je internationaler ein Mitglied beruflich organisiert ist, desto wahrscheinlich nutzt er neben Xing auch schon LinkedIn oder zieht die Plattform aus Mountain View ganz vor.
Und Nutzer sind für LinkedIn wertvoll, wie Alexandra Kolleth vom Führungsteams bei LinkedIn DACH erklärt
Diese verfügen über ein enormes Wissen, das ihnen und anderen neue berufliche Möglichkeiten eröffnen kann. Wir wollen unseren Mitgliedern und einflussreichen Meinungsbildnern eine einfach zu nutzende Infrastruktur zur Verfügung stellen, in der sie ihr Knowhow mit anderen teilen können. Unser Ziel ist es, dass LinkedIn die Autoren-Plattform für Berufstätige im deutschsprachigen Raum wird.
Warum Content für LinkedIn relevant ist
LinkedIn geht den gleichen Weg zu einem sozialen Netzwerk für Content, wie ihn Facebook eingeschlagen hat und wie ihn Twitter zwanghaft sucht. Zuerst kaufte LinkedIn im April 2013 die App Pulse, mit der sich Content aus verschiedenen Quellen organisieren und lesen ließ. Ab Herbst 2013 durften dann ausgewählte „Influencer“ auf LinkedIn bloggen, Menschen wie Barack Obama, Bill Gates oder Richard Branson. Im Februar 2014 wurde dieses Feature dann für alle Mitglieder von LinkedIn geöffnet, aber nur auf Englisch.
„Eine unserer größten, strategischen Wetten für das Unternehmen ist, dass LinkedIn die ultimative, berufliche Plattform zum Veröffentlichen von Artikeln wird“, erklärte Ryan Roslanski, Leiter der Abteilung Contentprodukte bei LinkedIn, gegenüber TechCrunch. Damit will LinkedIn auch den Reiz erhöhen, sich als neues Mitglied auf der Plattform anzumelden und zu engagieren, denn Content ist Teil der digitalen Identität der LinkedIn-Nutzer. Dadurch können Mitglieder andere Kontakte auf ihr berufliches Wissen und ihre professionelle Meinung aufmerksam machen.
LinkedIn ermöglicht es auf Deutsch zu bloggen
Bisher bloggen rund eine Million LinkedIn-Mitglieder, die bereits mehr als drei Millionen Artikel veröffentlicht haben. Selbstverständlich konnten Artikel auch schon vorher in jeder Sprache der Welt veröffentlicht werden, aber Linkedins Algorithmus erfasste nur den englischsprachigen Content. Jetzt werden auch Texte auf Deutsch in Linkedins Nachrichten-Dienst Pulse angezeigt. Dadurch erreichen Nutzer neben eigenen Kontakten auf Linkedin auch andere Mitglieder. Als Autor auf LinkedIn sieht man, wie oft ein Artikel gelesen, geliked oder geteilt wurden. Andere Mitglieder können die Artikel kommentieren.
Auf Deutsch zu Bloggen erhöht auch den Reiz für deutsche Nutzer und könnte zu einer neuen Anmeldewelle führen, worauf LinkedIn sich auch schon vorbereitet. Letztes Jahr wurde ein Deutsch sprechender News-Kurator für LinkedIn gesucht und diesen Sommer eine Redakteursstelle ausgeschrieben. Die Person soll:
Mitglieder dabei unterstützen, Blogeinträge zu erstellen (…), Redaktionen dabei behilflich ist, ihre Artikel auf LinkedIn einzustellen, Inhalte der englischen LinkedIn-Plattform auszusuchen und in das Deutsche zu übertragen, sowie im Rahmen des Influencer-Programms deutschsprachige Meinungsführer ansprechen und sie dafür zu begeistern, Teil des Programms zu werden.
Demnächst wird es also neben bloggenden Nutzern auch vermehrt deutsche Medien auf LinkedIn geben. Bisher teasern Medien auf LinkedIn ihre Artikel nur an und setzen einen Link zu ihrer eigenen Webseite. Demnächst könnten thematisch passende Artikel auch direkt auf LinkedIn veröffentlicht. Wir Netzpiloten haben bisher unsere Artikel auf LinkedIn in einer Gruppe für interessierte Mitglieder als Statusupdate geteilt.
Letzte Woche durfte ich das neue Blogging-Feature auf LinkedIn schon vorab testen und einen ersten Blogeintrag veröffentlicht. Darin stelle ich Lektionen aus den letzten 30 Monaten als Netzpiloten-Leiter vor. Mein erster Eindruck: auf LinkedIn zu bloggen ist sehr einfach, das Feedback des Fachpublikums kann wertvoll sein. Demnächst werde ich mein Wissen reglmäßig auf LinkedIn teilen.
Image (adapted) “Linkedin Chocolates” by Nan Palmero (CC BY 2.0)
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Schlagwörter: blogging, content, Feature, linkedin, Medienwandel, Nachrichten