Netzneutralität: Indien verbietet Gratis-Internet von Facebook

Eigentlich hätte Mark Zuckerberg Indiens Internetnutzern etwas Gutes tun wollen – mit dem Dienst Free Basics wollte seine Firma Facebook in dem nach China bevölkerungsreichsten Land der Erde ein Bündel an Internet-Diensten kostenlos anbieten. Doch die Telecom Regulatory Authority of India (TRAI) sieht dadurch das Prinzip der Netzneutralität verletzt und dreht Facebook den Saft ab.

Free Basics ist ein Bündel an Internet-Diensten, bestehend aus Facebook und 37 weiteren Webseiten, die Nutzern in Ländern wie Sambia, Kenia, Kolumbien, Indonesien, Bangladesch oder Pakistan kostenlos zur Verfügung stehen. Weil Facebook mit etwa 35 lokalen Mobilfunkern in 30 Ländern zusammenarbeitet, müssen die User nicht für die geladenen Daten bezahlen. Gebühren entstehen ihnen nur, wenn sie außerhalb des “Free Basics”-Angebots surfen. Insgesamt sollen etwa 19 Millionen Menschen weltweit das Angebot verwenden. Die große Idee von Zuckerberg: Er will Menschen in armen Ländern, die sich Internetzugang nicht oder nur schwer leisten können, auf diese Art und Weise online bringen. “Besser wenig Internet als gar keins”, argumentierte Zuckerberg.

Und genau dieser Umstand schmeckt der TRAI nicht. Sie bezeichnet Free Basics als diskriminierenden Tarif, der die kostenlosen Web-Dienste bevorzugt und jene, nicht nicht in dem Bündel sind, benachteiligt, weil ihre Nutzung Kosten verursacht. Dies verstieße gegen die Prinzipien der Netzneutralität, der zufolge alle Daten gleich behandelt werden müsse – es dürfe kein Zwei-Klassen-Internet entstehen, in dem kostenlose Dienste gegenüber Diensten, die Kosten verursachen, bevorzugt werden. Würde Facebook Free Basics weiter in Indien anbieten, würden Strafzahlungen drohen. Diese wären allerdings durchaus bezahlbar, denn Verstöße werden mit 50.000 Rupien (etwa 660 Euro) bestraft.

Für Zuckerberg, der Free Basics unter dem Namen Internet.org startete, bedeutet die Entscheidung von TRAI einen herben Rückschlag. Indien ist ein sehr wichtiger Wachstumsmarkt für Facebook, und Free Basics hätte der Firma geholfen, viele Menschen mit seinen Diensten, die im Kern des Bündels stecken, in Kontakt zu bringen. Immerhin lautet Zuckerbergs ambitioniertes Ziel, bis 2030 fünf Milliarden Mitglieder in seinem Online-Netzwerk zu haben.

Dass ein Rückschlag droht, war Facebook bereits Ende letzten Jahres bewusst geworden. Vor allem Netzaktivisten hatten gegen Free Basics wegen der Verletzung der Netzneutralität mobil gemacht. Deswegen versuchte Facebook, das Blatt mit PR-Maßnahmen doch noch zu wenden. Mit einer Studie wollte man zeigen, dass die Mehrheit der Inder Free Basics begrüßen würden – mit rund 3000 Befragten war diese Untersuchung aber wohl kaum repräsentativ für ein Land mit fast 1,3 Milliarden Einwohnern.

Außerdem öffnete man das Programm für Entwickler, die ihre Dienste für die Aufnahme einreichen konnten und dazu einige technische Anforderungen (kein JavaScript, kein Flash, mobil für Feature-Phones optimiert, Fotos mit maximal 200 kb, etc.) erfüllen mussten. Wer bei Free Basics aufgenommen wurde, wird dann aber immer von Facebook entschieden – eine Gate-Keeper-Rolle, die nicht jedem behagt.


Image (adapted) “Wifi Router” by Sunil Soundarapandian (CC BY 2.0)


ist seit 2006 publizistisch auf Papier und Pixel tätig. Er arbeitet in Österreich als Journalist und hat die beiden Sachbücher "Phänomen Facebook - Wie eine Webseite unser Leben auf den Kopf stellt" (2010) und "Digitaler Frühling - Wer das Netz hat, hat die Macht?" (2012) veröffentlicht. In seinem Blog “Jakkse.com” und in Vorträgen schreibt und spricht er gerne über die Menschen und ihr Internet – von Social Media über Mobile Business und Netzpolitik bis zu Start-ups.


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