Die Digitalisierung des Alltags sorgt für die Bequemlichkeit des Menschen, es wird versucht, das Smartphone und andere Techniken mit dem Alltag zu kombinieren. Dafür werden zahlreiche Apps entwickelt, die aber immer noch den Schwerpunkt Entertainment und Social Media haben. Wie sieht es aber mit den Gesundheitsapps aus? Immerhin ist die Gesundheit das A und O bei uns. Bisher fließen nur neun Prozent des Risikokapitals in E-Health Start-Ups ein. Das geschieht auf Grund der kritisch beäugten Geschäftsmodelle, in denen nur wenige Nutzer dafür zahlen möchten. Viele Investoren sind an den Ideen interessiert, aber trotzdem haben es die Start-Ups im Gesundheitsbereich schwer, die Investoren zu überzeugen.
24h Krankenschwester via App
Eine Tablette am Morgen, am Mittag und am Abend – so schwer kann das doch nicht sein! Leider ist die Wirklichkeit da anders. Wer täglich Tabletten zu sich einnehmen muss, kennt das Problem. Kommt ein Anruf, ein Termin oder sonst was dazwischen, ist schnell vergessen, für die eigene Gesundheit zu sorgen. Das fängt beim Einnehmen der Anti-Baby Pille an bis hin zur Bitte des Frauenarztes, um eine genaue „Tagebuchführung“ des Zyklus. Da hört schon der Fleiß der Menschen auf. Zum Glück gibt es zahlreiche Apps wie den Menstruationskalender, der per Klick alle Daten speichert und dokumentiert. Zusätzlich wird man per Push-Nachricht über den Beginn eines Zyklus benachrichtigt. Die Patienten können somit einen ausführlichen Bericht über ihren Zyklus für den Arzt vorlegen. Wie sieht es mit Medikamenten bei chronischen Krankheiten aus? Diabetes zum Beispiel ist eine Krankheit, die viel Disziplin erfordert. Neben dem täglichen Messen des Blutzuckerwertes kommt die Tabletteneinnahme und die dazugehörigen Dokumentationen der Werte hinzu. Das Start-Up SmartPatient hat eine App „MyTherapy“ entwickelt, die wie eine 24h-Krankenschwester fungiert. Die App benachrichtigt den Nutzer zur Einnahme von Tabletten, zukünftige Arzttermine oder einfach als Erinnerung für die tägliche Bewegung. Mit der App werden die Messwerte ganz einfach digital eingetragen und analysiert. Das ist zum Vorteil für den Patienten, der seine Routine nachverfolgen kann, aber auch für den Arzt, der Abweichungen und Werte bei dem nächsten Arztbesuch berücksichtigen kann.
Das Problem mit der aktiven Nutzung
Wenn wir ganz ehrlich sind: Wer kann denn schon genau sagen, wie das eigene Wohlbefinden vor zwei Wochen war, oder welche Tablette zu welcher Uhrzeit eingenommen wurde? Wer die App pflichtbewusst und aktiv nutzt, kann darüber durchaus Auskunft geben. Einen Haken hat sie Sache allerdings: Zwar wurde die App schon auf ihre Wirksamkeit positiv getestet – man muss allerdings wirklich dran bleiben. Täglich Messwerte eintragen funktioniert bestimmt anfangs, wenn die Motivation noch vorhanden ist. Aber wie sieht es später aus? Der Wecker erinnert und täglich daran, irgendwas zu tun – aber ab und zu verschlafen wir am Morgen trotzdem, denn schließlich ist der Wecker mit nur einem Slide ruhig zustellen. Und was ist mit den Menschen, die ihr Smartphone nicht aktiv nutzen? Dass die Generation Y ständig mit ihrem Smartphone unterwegs ist und regelmäßig ihre Nachrichten oder Neuigkeiten prüft, ist offensichtlich. Jedoch gilt dies nicht unbedingt für die ältere Generation, die das Smartphone hauptsächlich benutzen, um Anrufe oder Nachrichten zu verschicken, damit sie mit der Generation Y in Kontakt bleiben. Aber gerade diese „Silent Generation“ ist es, die auf so eine App angewiesen wäre und davon profitieren würde. Mit dem Alter steigt auch die ständige Überprüfung der eigenen Gesundheit und der Gang zum Arzt. So praktisch ein Smartphone auch sein kann, die Nutzung ist für einige trotzdem ein großes Problem, angefangen mit den vielen Funktionen bis hin zu den kleinen Bildschirmen, die die Älteren abschrecken. Bisher nutzen noch sehr wenige Senioren ein Smartphone und das Internet. Aber die Zahl nimmt zu – es werden zahlreiche Benutzer-Kurse und seniorentaugliche Smartphones angeboten, um eine Digitalisierung auch im fortgeschrittenen Alter durchzuführen. Es ist also zu empfehlen, dass beide Komponenten zusammenarbeiten, um vorausschauend für eine gute Gesundheit bei Jung und Alt zu sorgen. Immerhin ist die Zukunft digital und sie ist unvermeidbar – warum dann nicht aktiv daran teilhaben?
Image (adapted) „Drop da Diabetes Mic“ by Juhan Sonin (CC BY 2.0)
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Schlagwörter: E-Health, Gesundheit, Mytherapy, smartpatient, start-up