Nachdem Facebooks Instant Articles für alle zugänglich sind, führt Google seine eigene Initiative ein, um das mobile Netz zu beschleunigen (und zu säubern) – das offene Accelerated Mobile Pages-Projekt. Jetzt erscheinen bis zu 14 Artikel von Herausgebern, die ordnungsgemäß (wie Google es ausdrückt) „AMPifiziert“ wurden. Man sieht sie ganz oben bei Google News bei allen mobilen Ansichten. Es hat ein ähnliches Format wie Artikel-Karussell, das seit Ende Februar in den Suchergebnissen zu sehen ist.
Das Überschriftenkarussell von Google News wird ausschließlich AMP-Artikel beinhalten, aber die Nachrichtenartikel darunter sind aktuell noch eine Mischung aus AMP-Artikeln, die mit einem Blitz gekennzeichnet sind, und Artikeln, die nicht zu AMP gehören (also „normalen“ Seiten). Sie werden nach nach Googles gewöhnlichen „vielen, vielen, vielen verschiedenen Signalen“ geordnet, meint Maricia Scott, technische Leiterin von Google News. Das Karussell ist momentan für den Absatzmarkt in den USA verfügbar, wird aber in den nächsten Monaten auch in anderen Ländern und Gebieten verfügbar sein. Durch das Karussell können Nutzer mit einem Wisch von einem AMP-Artikel zum nächsten zu scrollen.
Für Herausgeber ist der potentielle Reiz des AMP in doppelter Hinsicht von Vorteil: erstens hat man schnellere Ladezeiten für ihre mobilen Seiten und zweitens werden Seiten mit AMP von Google bevorzugt behandelt. Bereits jetzt gibt Google schnelleren Seiten einen kleinen Schubs in der Klassifizierung, aber dieses Karussell ausschließlich aus AMP-Artikeln bestehen zu lassen, gib der Sache noch einmal zusätzliche Schubkraft.
Das Google News-Karussell wurde tatsächlich schon ein paar Stunden vor der Veröffentlichung auf meinem iPhone angezeigt, obwohl es offiziell erst einen Tag später eingeführt wurde. Google teilte mir mit, dass man die Funktion bei einigen Nutzern ausgetestet habe. „Das ist sowohl für Nutzer als auch für Herausgeber eine gute Sache: Nutzer können mehr Artikel lesen und die Herausgeber profitieren davon, weil sie sehen, dass sich die Nutzer mehr mit ihren Artikeln beschäftigen, wenn sie merken, dass die Artikel auf ihren Handys schnell laden,“ so Scott. „Wir haben noch keine konkreten Zahlen darüber, wie sich die Menschen mit AMP-Seiten beschäftigen, aber wir können vorläufig sagen, dass Nutzer sich mehr mit AMP-Inhalten beschäftigen als mit normalen Inhalten.“ Sie fügte hinzu: „Nutzer verbringen keine Zeit damit zu warten, bis normale Seiten laden – wenn sie AMP-Artikel sehen und sich damit beschäftigen, werden sie schnell lernen, dass AMP-Inhalte schneller geladen werden.“
Laut Google laden AMP-Seiten durchschnittlich viermal schneller als diejenigen, die nicht mit AMP laufen. Unser eigener kleiner Geschwindigkeitstest hat das bestätigt. Was ist aber mit Artikeln von Seiten mit bezahltem Kontext? Richard Gingras, Nachrichtenchef von Google und den sozialen Produkten, erläuterte nach er offiziellen Einführung von AMP, dass sie an der Monetisierung – der Unterstützung für bezahlten Kontext und Werbung – arbeiten würden.
„Herausgebern zu ermöglichen, ihr Geschäftsmodell auf Abonnements und Anmeldungen aufzubauen, ist entscheidend für die Rahmenbedingungen von AMP, und wir haben ein Kundenseitenmodell dafür, das bereits schon von Zeitungen wie dem Wall Street Journal, der New York Times und der Financial Times übernommen wurde,“ sagte Rudy Galfi, Produktleiter des AMP.
„Wir sammeln gerade Einblicke, wie das funktioniert und wir sind wirklich begeistert darüber, eine serverbasierte Methode der Bezahlung einzuschließen.“ Galfi fügte hinzu, dass noch mehr Arbeit in diesem Bereich zu tun wäre, aber „wir sind hocherfreut, mit den Herausgebern zusammenzuarbeiten, weil wir keine Expertise in diesem Gebiet haben.“ Außerdem sind Anzeigen und verbesserte Unterstützung für Analysen weiterhin in Arbeit und noch nicht abgeschlossen. „Anzeigen sind ein wichtiger Bereich für uns“, sagte Galfi.
Wir versuchen zu sehen, wie wir damit weitermachen können, Herausgebern mehr Optionen und Flexibilität zu bieten. Wir öffnen weiterhin unsere Türen für jeden Verkäufer oder Anbieter von Anzeigetechnologie, teilzunehmen und ihre Codes in das AMP-Projekt zu integrieren. Momentan sind zwei oder drei Duzend gekommen und haben ihre Codes eingefügt. Und darüber hinaus führen wir weiterhin Diskussionen über reichhaltigere Anzeigenformate, die in AMP funktionieren könnten.
Kürzlich ging zum Beispiel The Atlantic eine Partnerschaft mit einer Anzeigentechnologie-Firma ein, um AMP-spezifische Anzeigeeinheiten zu erschaffen, die sich schnell laden lassen und trotzdem die analytischen Informationen erhalten, die die Herausgeber brauchen. Der Plan für das laufende Jahr ist, dass Native Advertising 75 Prozent der Werbeeinnahmen der Herausgeber ausmachen soll.
Unternehmen wie comScore, Parse.ly, Chartbeat und Googles eigene Webanalysen sind AMP-gestützt. Galfi sagte, er kann die verschiedenen Bedürfnisse der Nachrichtenredaktionen nachvollziehen, wenn es um die Einschaltquote ginge. „Bei den Webanalysen kann man viele verschiedene Auslöser haben. Sagen wir, ich möchte Daten darüber sammeln, wie weit der Nutzer in der Materie ist, wenn er eine bestimmte Taste drückt oder scrollt. Unser Rahmen bietet alle Sorten von Auslösern und wird hier auch weiterhin mit Herausgebern arbeiten,“ sagte Galfi. „
Das ist aus Sicht der Werbung und der Analysen interessant, ganz besonders wenn es um die Frage der Sichtbarkeit geht: Sieht sich ein Nutzer mehr als 50 Prozent eines Objekts auf einer Seite an? Es ist eines der Dinge, an denen wir arbeiten. Für den analytischen Rahmen des AMP soll ein sichtbarkeitsbasierter Auslöser hinzugefügt werden: Zeige mir, wie weit der Nutzer gescrollt hat, damit er zumindest einen gewissen Prozentsatz des Objekts gesehen hat.“
Auf der Formatseite, die an den Benutzer gerichtet ist, arbeitet Google an einer besseren Unterstützung für Liveblogs, von dem es heisst, dass auch Herausgeber schon danach gefragt haben.
Wir sind daran interessiert, herauszufinden, wie wir dynamisch Inhalte einbringen können, wo Inhalte sich von selbst auf der Seite aktualisieren und neue Inhalte einbezogen werden. Wir arbeiten an einer Funktion, die es Herausgebern ermöglicht, diese Dinge zu tun – und hoffentlich sehen wir dann auch mehr Liveblogging.
Eine andere Funktion, mit der Google gerade basierend auf der Rückmeldung der Herausgeber experimentiert, ist die Unterstützung eines Menüs in der Seitenleiste, das es Nutzern der Seite ermöglichen würde, ähnliche oder verwandte Artikel von Herausgebern zu sehen. „Der Code ist schon da und auch nutzbar, aber er ist noch nicht standardmäßig eingeschaltet. Die Herausgeber können es erst mal frei ausprobieren“, so Galfi.
„Wir haben mit Herausgebern über die Arten von Leseerfahrung geredet, die sie auf ihren Seiten wollen. Eines der Dinge, die sie wollten, war, dass Leser die Möglichkeit hätten, auf ihren Seiten weiterzulesen und Links zu verwandten Inhalten anzuklicken. Wir haben auch einen wirklich guten Weg gefunden, das durch einen Mechanismus, der Herausgeber dynamisch Artikel abfragen lässt, in AMP umzusetzen, um so die Seiten zu bestücken,“ sagte er. „In ähnlicher Weise erfuhren wir aus weiteren Diskussionen mit Herausgebern, dass ein weitere Lesererfahrung, die sie haben wollten, ein Menü in der Seitenleiste sein sollte: Wenn man sich gerade im Bereich Entertainment befindet und Sie wollen auf Ihren Sport- oder Geschäftsbereich aufmerksam machen, können Leser durch einen Menüklick direkt dort hingeleitet werden.“
Dieser Artikel erschien zuerst auf “Nieman Journalism Lab” unter CC BY-NC-SA 3.0 US. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Image „Google Logo“ (adapted) by Clovis_Cleminot (CC0 Public Domain)
Image „Autobahn“ (adapted) by Unsplash (CC0 Public Domain)
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