Kreativ-Offensive von Microsoft: Neuer Komplett-PC Surface Studio

Microsoft prescht in eine weitere Hardware-Kategorie vor. Nach einem eigenen Tablet (Surface Pro) und einem Laptop (Surface Book) kommt jetzt ein Komplett-PC namens Surface Studio auf den Tisch. Das neue All-in-One-Gerät richtet sich an Kreative – also eine Klientel, die traditionell gern zu Apple-Rechnern wie dem iMac greift. Dem MacBook-Konkurrenten Surface Book verpasst Microsoft ein Upgrade. Der Laptop mit abnehmbaren Touch-Display erhält mehr Grafik- und Akkuleistung.

Einen Tag vor einer mit Spannung erwarteten Produktpräsentation von Apple stellte Microsoft am Mittwoch auf einem Event in New York City außerdem neue Windows-Funktionen vor (hier zur Videoaufzeichnung). Sie erleichtern Zeichnen in 3D, Mixed Reality, Gaming und Teamkommunikation auf Rechnern mit Windows 10. Sie werden im Frühjahr 2017 als Teil des „Creators Update“ kostenlos ausgespielt.

Der flexiblere iMac: Das Surface Studio buhlt um Kreativ-Nutzer

Im Gegensatz zum iMac-Bildschirm können Grafikdesigner, Illustratoren und technische Zeichner das Display des Surface Studio mithilfe eines besonderen „Zero Gravity“-Scharniers in einen 20 Grad steilen Winkel kippen und damit in eine Art Zeichenbrett verwandeln.

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Der 28 Zoll große Bildschirm im 3:2-Format (4500 x 3000 Pixel) bietet nicht nur mehr Fläche und ist höher aufgelöst als jeder iMac. Mit 12,5 Millimetern Dicke ist er auch verdammt schmal. Für eine hohe Farbtreue unterstützt das Surface Studio die Farbprofile DCI-P3 und P3-D65.

Anders als Apple-Desktops und -Laptops akzeptiert das Display des Surface Studio zudem Eingaben per Finger, Digitalstift und einem Puck-ähnlichen Eingabegerät, das auf den Namen Surface Dial hört. Berührt es den Bildschirm, aktiviert es kontextbezogene Menüs und Funktionen, zum Beispiel eine Farbpalette. Auch ohne Display-Kontakt soll das 145 Gramm schwere Surface Dial die Bedienung erleichtern, etwa beim Scrollen und Zoomen.

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Die 6. Generation von Intels i5- und i7-Prozessoren und ein schneller Geforce-Grafikchip von Nvidia mit bis zu 4 GB Grafikspeicher sollen das Surface Studio mit reichlich Rechenpower versorgen. Der Arbeitsspeicher umfasst bis zu 32 GB.

Preislich toppt das Surface Studio das Original von Apple. Das Surface Studio ist ab 2.999 US-Dollar in den USA vorbestellbar. Für die Variante mit Top-Konfiguration werden 4.199 US-Dollar fällig. Das Surface Dial gibt es für Erstbesteller als kostenlose Zugabe, schlägt ansonsten aber mit 99 US-Dollar extra zu Buche. Von einer 1:1-Bepreisung in Euro ist auszugehen. Zum Vergleich: Der bestmöglich ausgestattete 27-Zoll-iMac kostet in Apples Online-Store 2.930 Euro.

Surface Book fordert MacBook Pro mit noch mehr Leistung heraus

Wer als Kreativer einen Laptop nutzt, greift häufig zu einem MacBook oder vielleicht sogar zu dem Leistungsprotz MacBook Pro. Mit dem Surface Book hat Microsoft vor einem Jahr einen Mobilrechner präsentiert, der Apple-Nutzer sowohl in punkto Funktionalität als auch in punkto Style in Versuchung führt. Nun bohrt Microsoft den Laptop mit abnehmbaren Touch-Display nochmals auf.

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Anfang 2017 erscheinen drei neue Varianten in Deutschland. Sie kommen mit der 6. Generation von Intels i7-Prozessoren und sollen über eine verdoppelte Grafikleistung verfügen. In jedem der drei Modelle ist ein separater Nvidia Geforce-Grafikchip verbaut. Außerdem will Microsoft die maximale Akkuleistung von 12 Stunden auf 16 Stunden Videowiedergabe hochschrauben. Das Trio kostet zwischen 2.399 US-Dollar (8 GB RAM, 256 GB SSD-Festplatte) und 3.200 US-Dollar (16 GB RAM, 1 TB SSD-Festplatte). Es kann in den USA bereits vorbestellt werden. Die Euro-Preise dürften 1:1 denen in Microsofts Heimatland entsprechen.

„Creators Update“ für Windows 10

Auf dem Surface Studio und dem Surface Book läuft Windows 10. Im Frühjahr bringt Microsoft für sein Betriebssystem ein weiteres großes Aktualisierungspaket. Microsoft nennt es „Creators Update“. Es erweitert Windows 10 um Funktionen zum Erstellen von 3D-Zeichnungen, für Mixed-Reality-Anwendungen und fürs Gaming. Außerdem kommt ein Hub, der Nachrichten und Kontakte aus allen Apps bündelt.

Dreidimensionale Grafiken mit Paint 3D und Power Point erstellen

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Die kostenlose Software-Aktualisierung erleichtert es, 3D-Grafiken zu erstellen, zu bearbeiten und zu teilen. Zum Beispiel motzt Microsoft die integrierte Grafikanwendung auf und tauft sie in Paint 3D um. Auch in PowerPoint und dem Browser Edge wird Microsoft 3D-Funktionen integrieren. Ganze Workflows sollen so entstehen. So erstellte eine Microsoft-Managerin auf der Bühne ein virtuelles 3D-Objekt einer echten physischen Sandburg, indem sie mit der Smartphone-Kamera eine 360-Grad-Bild davon aufnahm. Das Objekt importierte sie auf einen Rechner mit Paint 3D und verschönerte ein Urlaubsfoto damit. Aus einer Web-Community – ähnlich dem Adobe Creative Cloud Market – konnte sie weitere 3D-Objekte herunterladen oder dort hinzufügen.

Günstige Alternativen zur HoloLens: Computerbrillen für Mixed Reality

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Das Creators Update ermöglicht zudem Mixed-Reality-Anwendungen auf Windows-10-Hardware darzustellen. Microsoft kündigte an, dass die Hardware-Hersteller HP, Lenovo, Dell, Acer und Asus rechtzeitig passende Computer-Brillen herausbringen werden. Sie sollen zu Preisen von bereits 299 US-Dollar erhältlich sein. Das ist ein Bruchteil dessen, was Microsofts eigene Technologie-Demo, die HoloLens, kostet. Viele Details zu den Mixed-Reality-Anwendungen selbst stellte Microsoft nicht vor. Allerdings war zu sehen, das in Paint 3D kreierte 3D-Objekte mit einer der neuen Brillen in einer künstlichen Umgebung dargestellt werden konnte.

Mit Beam leichter andere beim Spielen zugucken lassen

Für Gamer bringt das Creators Update neue Funktionen auf PC und Xbox One. In der Xbox-App ermöglicht die neue Streaming-Plattform „Beam“, Spiele leichter live zu übertragen. Außerdem können Spieler über die neue Arena-Funktion individuelle Online-Multiplayer-Turniere ausrufen.

Ein Hub für Alle

Den leichteren Austausch von Dokumenten und Nachrichten soll im Creators Update die neue Funktion „Windows MyPeople“ erlauben. Dabei handelt es letztlich um einen Hub, mit dem sich wichtige Kontakte in der Taskleiste anpinnen lassen. Alle diesem Menschen zugeordneten Account-Daten und Dateitransfers lassen sich so übersichtlich bündeln – ob aus der Mail-App oder aus Skype.

Dieser Text erschien in einer kompakteren Fassung zuerst auf Applepiloten.

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ist Freier Technikjournalist. Für die Netzpiloten befasst er sich mit vielen Aspekten rund ums Digitale. Dazu gehören das Smart Home, die Fotografie, Smartphones, die Apple-Welt sowie weitere Bereiche der Consumer Electronics und IT. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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