Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie in Kooperation mit Microsoft, die sich mit der Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen auseinandersetzt:
In meiner kleinen Heimatstadt gab es jahrelang ein charmantes kleines Kino, das Ring Theater, das noch bis zuletzt den großen Kinoketten trotzte. Reserviert hat man noch mit dem Telefon, beworben wurden vor dem Film nur regionale Gewerbe und Produkte (die Naabecker Werbung ist in der Region nahezu legendär) und die Kinokarte hat noch die etwa 90-jährige Großmutter des Familienbetriebs abgerissen. Doch die Digitalsierung hält in allen Branchen Einzug, so natürlich auch im Film und Kinobetrieb. So musste auch das Ring Theater einer großen Kinokette weichen, die sich als Betonklotz direkt ins Herzen der Stadt niedergelassen hat.
Schneller, besser, weiter ist die Digitalisierungs-Devise. Prozesse sollen vereinfacht werden, Kommunikation erleichtert und alles möglichst gewinnfördernd und nah am Kunden vermarktet werden. Aber wie viel Digitalsierung ist gut? Was sind Chancen und was eher Probleme? Will man Digitalisierung auch in allen Bereichen oder geht dadurch etwas verloren? Solche und ähnliche Fragen stellen wir uns bei den Netzpiloten in unserer Artikelreihe zum Thema „Digitalisierung in kleinen, mittelständischen Unternehmen“ (KMUs). Zuhause sind wir in der Schanze, dem charismatischen Szene-Herzen Hamburgs, weswegen es auch unser Anliegen ist, die kleinen sympathischen Unternehmen zu portraitieren.
Die Nähe zum Kino soll nicht verloren gehen
Ein Schanzen-Urgestein ist das 3001 Kino. Im Herzen der Schanze liegt das kleine Ein-Saal-Kino beinahe verborgen in einem Hinterhof nicht weit von der U-Bahn-Station Sternschanze entfernt. Seit 1991 hält es im Schanzenhof die Stellung und hat auch nicht so schnell vor, den großen Kinoketten klein bei zu geben.
„Was unser Kino von vielen andern Kinos unterscheidet ist zum Beispiel, dass wir noch selbst auf „Start“ drücken, dass wir den Vorhang noch selber fahren, da haben wir halt nicht komplett digitalisiert, sondern die Projektion starten wir tatsächlich noch selbst. Bei uns muss man noch vorführen können und es wird nicht alles vom Computer gesteuert.“
Das 3001 Kino fährt bewusst einen Gang zurück. Digitalisierung kann in vielen Anwendungsbereichen nützlich sein, aber sie ist auch nicht in allen Bereichen notwendig. Ramona Rodriguez, die gute Seele des Kinos und ihre Kollegen schätzen den Film, lieben Kino und ihren Beruf des Filmvorführers – und dieser soll nicht aussterben.
Ja zur Digitalisierung… mit Vorbehalt!
Wie digital kann ein kleines, charmantes Programmkino also sein, ohne diesen Charme zu verlieren? Das 3001 Kino scheint sich noch gegen Digitalisierungsprozesse zu wehren, sie sind eben „Querköpfe“, wie Ramona sagt. Die Kassen, Reservierungen und das Ticketsystem sind alle noch ganz analog auf Papier.
Seit vier Jahren laufen Filme statt auf Zelluloid jetzt über spezielle Server, mit bis zu drei Gigabyte pro Filmminute. Das erleichtert vor allem das Vorführen von Filmen mit Untertiteln, denn das 3001 zeichnet sich vor allem durch sein weitläufig internationales und nicht-englischsprachiges Programm von Filmen im Originalton aus. „Das ist alles mehr oder weniger bundeseinheitlich passiert, weil die Verleiher irgendwann angefangen haben die Filme nicht mehr auf 35mm herauszugeben, sondern nur noch digital und dann mussten wir mitspielen sozusagen. Wir sind da aber trotzdem ein bisschen ein besonderes Kino, weil wir nicht die klassische Server-Lösung haben.“
Gemeint sind die beinahe bundeseinheitlichen Sony-Server, das 3001 hat sogenannte Ropa Server, an denen sie noch „selbst herumschrauben können“. Sony schickt ihnen deswegen auch keine Filme, was aber auch kein Defizit für das ausgewählte Programmkino darstellt.
Chancen sehen sie vor allem auch im Bereich der Social-Media-Präsenz und dem Kundenmanagement. Seit einem Monat hat das Lichtspielhaus deswegen auch eine hauseigene „Social-Media-Beauftragte“, die das Engagement mit den Kunden steigern soll und so mehr Traffic und Aufmerksamkeit für das Kino generieren soll. Auch durch die Umstellung von der Monats- zur Wochen- und Tagesplanung des Filmprogramms haben sich die Seiten-Zugriffe innerhalb eines Monats verdoppelt. In Zeiten von täglichem Informationsfluss brauchen die Nutzer die Infos eben tagesaktuell, je schneller und vereinfachter, desto besser. Auf dem Digitalisierungs-Schirm haben die Cineasten jetzt deswegen vor allem die Optimierung und Smartphone-Tauglichkeit der Website und zielgruppenorientierter auf ihren Social-Media-Plattformen zu arbeiten.
Images by Lisa Kneidl
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