Derzeit schauen sich viele nach WhatsApp-Alternativen um. Aktuell glänzt der verbreitete Messenger nämlich nicht unbedingt mit positiven Schlagzeilen. So sollten ursprünglich Einschränkungen durchgesetzt werden, wenn man etwa den neuen WhatsApp-Bestimmungen seit 15. Mai nicht zustimmt. Das wurde kürzlich zum Glück nochmal gekippt. Seit kurzem dreht aber auch ein Kettenbrief seine Runde, der auf angeblich geänderte Gruppeneinstellungen des Messengers aufmerksam macht.
Viel Wirbel also, der manche Nutzer hinterfragen lässt, ob WhatsApp wirklich der beste Instant-Messenger auf dem Markt ist. Auch wir haben uns ein bisschen umgeschaut, um die besten WhatsApp-Alternativen zu entdecken. Welche Messenger das sind und wo ihre Stärken liegen, stellen wir euch vor.
„Aber meine Freunde…“ – Das Problem mit WhatsApp-Alternativen
Ganz so einfach ist der Umstieg allerdings nicht. Ob Freunde oder Familie: Instant-Messenger sind ein wichtiges Kommunikationsmittel. WhatsApp funktioniert so gut, weil es mittlerweile fast jeder nutzt. Man muss sein eigenes Umfeld mit zum Wechsel überzeugen, das vielleicht keine Lust hat ihrerseits mehrere Messenger zu nutzen, weil ihr erweiterter Freundeskreis nicht zum Wechsel bereit ist oder der Papa sich nach langem Ringen gerade erst überhaupt mit WhatsApp angefreundet hat.
Es nützt also nichts die beste WhatsApp-Alternative gefunden zu haben, wenn die bisherigen Kontakte nicht mitziehen. Am Ende werdet ihr WhatsApp vermutlich weiter nutzen, um mit denen weiter zu kommunizieren, die keinen Umstieg auf ein anderes Programm wollten.
Trotzdem lohnt es sich, die Alternativen anzuschauen. Manche bieten deutlich mehr Sicherheit, andere bieten euch ganze Kommunikations-Plattformen. Wir stellen euch vier Alternativen zu WhatsApp vor und für wen sie sich besonders eignen.
Discord – nicht nur für Gamer eine WhatsApp-Alternative
Bei uns in der Redaktion ist Discord ein kleiner Liebling geworden. Ursprünglich handelte es sich viel mehr um eine Voice-Chat Alternative für Teamspeak. Doch mittlerweile ist es weit mehr als das. Man verbindet sich entweder per Freundschaftsanfrage oder auf Discord-Servern. Diese Server enthalten Text & Voice-Kanäle, auf denen sich alle oder ausgewählte Benutzergruppen des Servers austauschen können. Da man nur mit Einladungslink auf den Server kommt, könnt ihr so mit euren Freunden einen Server machen, auf dem ihr euch innerhalb der Gruppe austauschen könnt. Ihr könnt euch aber auch ganz klassisch wie bei einem Messenger mit einzelnen Freunden per Text, Voice oder Video unterhalten.
Discord ist dabei optisch sehr ansprechend und funktioniert sehr sauber. Was die größere Videokonferenzen angeht, kann Discord locker mit der Qualität kostenpflichtiger Alternativen mithalten. Auch ist Discord schnell dabei, neue Trends aufzunehmen. Unter anderem hat man bereits eine Clubhouse-ähnliche Funktion eingebaut. Mit dieser dürfen nur bestimmte Nutzer eines Kanals sprechen. Die an sich passiven Zuhörer können sich aber melden. Das kann man sich in etwa wie eine Podiumsdiskussion vorstellen, wo es Redner gibt, Zuhörer aber Fragen stellen dürfen.
Abzüge in der B-Note: Wer den gleichen Account für Privat und Arbeit nutzt, bekommt eventuell ein kleines Identitätsproblem. Auf jedem Server kann man sich nämlich umbenennen, während in Privatchats immer der interne Name verwendet wird. Wer also privat noch klassisch mit Pseudonym unterwegs ist, für die Arbeit aber natürlich den Realnamen verwendet, muss sich entscheiden, welchen Namen er für Privatnachrichten haben möchte. Auch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet Discord nicht an.
Für wen eignet sich Discord?
Durch seine Gaming-Herkunft eignet sich Discord natürlich vor allem für Gamer. Eigentlich eignet sich Discord aber vor allem für Nutzer, die mit dem Messenger nicht nur klassisch texten wollen. Die Möglichkeit einen Server für den eigenen Freundeskreis oder auch auch einzelne Freundesgruppen aufzusetzen, gibt euch eine komplette Kommunikationsplattform. Man kann nicht nur bewusst jemanden anrufen, sondern auch einfach einem bestehenden Voice Channel beitreten, gegebenenfalls auch als Video-Konferenz und der Möglichkeit den eigenen Bildschirm zu teilen.
Generell ist der Look und das Image von Discord aber schon etwas jünger – was aber auch ältere Nutzer nicht davon abhalten sollte, sich Discord anzuschauen. Auch für die Familie ist das eine tolle Alternative zu Facebook und Co, um intern beispielsweise Neuigkeiten oder Bilder auszutauschen
Threema – Mehr Sicherheit als WhatsApp
Threema unterscheidet von WhatsApp zunächst einmal eines: Die App kostet Geld. Doch sie verspricht auch deutlich mehr Sicherheit als die Konkurrenz. Doch was macht Threema dort besser und welche weiteren Vorteile bietet die App?
Ein großer Vorteil dieser WhatsApp-Alternative ist, dass Threema weder eure Kontakte ausliest, noch großartig Informationen über euch sammelt. Das liegt auch am Geschäftsmodell. Threema finanziert sich über den Verkauf der App. WhatsApp und viele seiner Alternativen sind dagegen kostenlos und müssen sich anders finanzieren – zum Beispiel über Werbung. Da Threema keine Werbung ausspielt, muss es auch keine Daten über die Nutzer sammeln. Um dabei auch völlig transparent zu sein, sind die Threema-Apps Open Source.
Ein weiterer Vorteil: Es handelt sich um ein Schweizer Unternehmen und auch die Server stehen in der Schweiz. Damit unterliegen sie deutlich härteren Richtlinien, was Datenschutz angeht. Dazu kommt eine durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der euch auch die Serverbetreiber nicht abhorchen können.
So bewusst sich Threema für den Sicherheitsfokus entschieden hat, so bewusst verzichtet die App allerdings auch auf unnötigen Schnickschnack. Wer also die ein oder andere Spielerei erhofft, wird bei Threema enttäuscht. Es gibt immerhin eine praktische Umfragefunktion – das ist dann aber auch schon mit die größte Spielerei.
Für wen eignet sich Threema?
Threema ist die beste WhatsApp-Alternative wenn man wirklich Wert auf Sicherheit legt. Die ganze App ist rund um maximale Sicherheit und Privatsphäre konzipiert. Das bedeutet keine Bindung an Telefonnummern, gute Verschlüsselung und ein Minimum an Metadaten.
Dafür finanziert sich die App über den Kauf. Für den einzelnen Nutzer sind die einmaligen Kosten von 3,99 Euro keine Hürde, wenn einem das Konzept der App anspricht. Das soziale Umfeld ebenfalls davon zu überzeugen Geld für einen Messenger auszugeben, ist dagegen ungleich schwieriger. Ihr müsst damit rechnen, Threema vorerst nur in sehr ausgewählten Kreis zu nutzen.
Signal – Der Threema-Konkurrent
Im Gegensatz zu den anderen WhatsApp-Alternativen ist es besser, Signal mit Threema zu vergleichen. Auch Signal stellt nämlich die Sicherheit in den Vordergrund, setzt sie aber ganz anders um.
Während Threema sich allerdings von der Telefonnummer loslöst, ist eure SIM-Karte die Basis für Signal. Es gibt keinen Account und kein Passwort, sondern nur euer Gerät. Auch wird nichts auf Servern gespeichert, sondern ausschließlich beim Nutzer. Das hat den Vorteil, dass niemand ohne euer Smartphone Zugriff auf eure Daten hat – aber es bindet euch an eure Rufnummer. Wechselt ihr eure Nummer, verliert ihr auch eure Kontakte und Nachrichtenverläufe. Eine Ausnahme stellt die PC-App, die aber erst vom Smartphone genehmigt werden muss.
Signal finanziert sich übrigens auch werbefrei, ist aber im Gegensatz zu Threema kostenlos. Stattdessen finanziert es sich über Spenden diverser Stiftungen und Privatpersonen. Interessant: WhatsApp-Mitgründer Brian Acton gründete die „Signal Foundation“ und investierte selbst ganze 50 Millionen Dollar in das Projekt.
Signal bewährte sich auch bereits in politischen Krisenherden. Die App ist nicht nur sehr sicher, sondern umgeht auch zahlreiche Zensurmaßnahmen. Als die App 2016 in Ägypten blockiert wurde, gab es wenige Tage später ein Update, dass diese Maßnahmen umging. Einer der bekanntesten Signal-Nutzer ist übrigens Whistleblower Edward Snowden.
Für wen eignet sich Signal?
Auch Signal richtet sich vor allem an Nutzer, für die Sicherheit oberste Priorität genießt. Im Gegensatz zu Threema gibt es dabei keine finanzielle Umstiegshürde. Da sich Signal durch Spendengelder finanziert, ist die App auch nicht darauf angewiesen, Nutzerinformationen zum Ausspielen von Werbung zu sammeln.
Wer seinen Account lieber getrennt von der Rufnummer hat, ist bei Threema besser aufgehoben, wer seine Daten nicht über einen Server laufen lassen möchte ist mit Signal besser beraten.
Auch Signal stellt Sicherheit und Privatsphäre klar in den Vordergrund und verzichtet auf all zu verspielte Features. Interessant für Blockchain-Fans: Signal testet in Groß-Britannien derzeit Transaktionen mit der Kryptowährung MobileCoin (MOB).
ICQ New – Ein Uralt-Messenger als WhatsApp-Alternative?
Für mich ist ICQ ein Stück Nostalgie. Es war damals mein erster Messenger und ich kenne noch heute meine ICQ-Nummer auswendig. In ICQ hat nämlich jeder neben einem Usernamen auch eine Art „Telefonnummer“. Mittlerweile lässt sich zum Login aber auch die Handynummer nutzen – Inklusive Übertragung der Kontakte.
Eigentlich freut es mich, dass der Messenger mit dem Aaa-Ooo!-Sound eine kleine Renaissance erlebt. Doch wer aus Datenschutzgründen WhatsApp verlässt, der wird wohl kaum auf ICQ New aufspringen wollen. ICQ gehört nämlich längst dem russischen Internet-Riesen Mail.ru, der bereits öfter wegen zweifelhaftem Datenschutz in der Kritik stand. End-zu-End-Verschlüsselung gibt es zudem nur für Video-Calls.
Zumindest was Features angeht, ist ICQ aber durchaus interessant. Unter anderem lassen sich Sprachnachrichten in Text umwandeln – ein gutes Feature, wenn man gerade nicht ohne weiteres Sound abspielen kann. Mittels Smart Replies bietet der Messenger außerdem per KI zur Unterhaltung passende Fertigantworten an. Dazu kommen Videoanrufe oder die Möglichkeit, Gruppen zu bilden – inklusive Umfragen und Zugangsbeschränkungen. Für einen so alten Messenger zeigt sich ICQ also erstaunlich frisch.
Für wen eignet sich ICQ?
ICQ war DER Messenger, bevor Facebook auf den Markt drängte. Vor allem jene, die ICQ von damals kannten, dürften sich vom Messenger-Oldie angesprochen fühlen. Mit ICQ New wirkt der Messenger allerdings keinesfalls altbacken. Das Design wirkt sogar ausgesprochen modern inklusive Dark Mode und ihr könnt auch per Voice oder Video anrufen. Dazu kommen einige überraschend moderne Features wie die Sprache-zu-Text-Funktion.
Abstand halten sollte man, wenn man wenig Vertrauen zu Mail.ru oder allgemein russischen Internetkonzernen und ihrem Datenschutz hat.
Image by Leonid via Adobe Stock
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Schlagwörter: Datenschutz, messenger, sicherheit, WhatsApp