Digitale Ethik ist ein Begriff, der mit dem technischen Fortschritt zunehmend an Bedeutung gewann. Soziale Medien sind in der heutigen Gesellschaft kaum noch wegzudenken. Aber welche Verantwortung trägt das mit sich? Und was geschieht eigentlich mit euren Daten? In diesem Artikel erfahrt ihr den aktuellen Stand rund um Datenerhebung und digitale Sicherheit.
Was bedeutet digitale Ethik?
Die Ethik beschäftigt sich mit der Bewertung des menschlichen Handelns, was moralisches Handeln ist und wie es begründet wird. Im Kontext der digitalen Ethik bezieht sich dies also auf Handlungen, die online stattfinden. Dazu gehören beispielsweise die persönlichen Freiheiten, also „Was darf ich im Internet posten?“. Ebenso handelt sie aber auch davon, wie man mit den vertraulichen Daten eines Nutzers umgeht.
Verbände wie die Datenethikkomission des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat behandeln wichtige Fragen, wie beispielsweise mit dem Einsatz von Algorithmen umgegangen werden soll. Das BMI stellt Leitlinien zum Schutz des Einzelnen auf und setzt Grenzen, die, trotz der Möglichkeiten des Informationszeitalters, nicht überschritten werden dürfen.
Daten als moderne Währung
Daten kann man beschreiben als das „Öl des 21. Jahrhunderts“. Jeder Klick und jedes Like in den sozialen Medien speichert auch persönliche Informationen. Das dürfte für die meisten nichts Neues mehr sein. Schon wenige hunderte „Gefällt mir“-Angaben reichen bereits, um ganze Persönlichkeitsprofile zusammenzustellen. Diese beschreiben euch euch oft besser als Freunde oder Familienmitglieder. Wer aber sammelt diese Daten eigentlich?
Forscher der digitalen Ethik fordern mehr Transparenz in der Datenerhebung. Verbraucher sollen besser feststellen können, was mit ihren Daten geschieht. Ebenso soll es strengere Regeln und damit verbundene Strafen für den Handel von Daten geben. Diese Datenerhebung, -auswertung und -interpretation nennt man Datifizierung und ist mittlerweile Gang und Gäbe in der Onlinewelt.
Gleichgültigkeit gegenüber den eigenen Daten
Der dänische Verbraucherrat hat getestet, wie viele persönliche Informationen Kund:innen einer Bäckerei persönlich preisgeben. Beim Verkauf wurden sie beispielsweise beiläufig gefragt, was sie zuvor am Abend getan hätten, sie wurden nach der Telefonnummer gefragt oder sogar nach der Nummer der eigenen Mutter. Natürlich fand die Mehrheit das unangebracht und zu persönlich. Also warum wird mit ebenso wichtigen und vertraulichen Daten online so unvorsichtig umgegangen?
Wie oft lest ihr euch eigentlich die AGBs bei einer Anmeldung durch? Die meisten sparen sich sicherlich die Mühe und haken einfach „Akzeptieren“ an. Was sie da eigentlich zustimmen, ist den meisten Nutzern egal. Ein englischer Onlinespiele-Anbieter hat dazu einen spannenden Test durchgeführt. Er hat eine Klausel in seine AGBs eingeführt, mit denen man zustimmt, seine Seele zu verschenken. Die sogenannte „Immortal Soul Clause“ haben übrigens nur 12% bemerkt. Wenn diese dann stattdessen den Opt-Out Button gewählt haben, gab es zur Belohnung immerhin fünf Pfund.
Die Mehrheit der Internetnutzer stehen also der Sicherheit ihrer Online-Daten eher gleichgültig gegenüber. Das liegt wohl vor Allem auch an reiner Bequemlichkeit. Es ist mehr Aufwand, sich die Bedingungen zum Nutzen einer Website gründlich durchzulesen und sich damit zu befassen als ihnen einfach zuzustimmen.
Mobile Freiheit
Was bedeutet digitale Ethik in Bezug auf persönliche Einschränkungen? Wichtig zu wissen ist, dass alles, was ihr im Internet verbreitet, gespeichert wird. Bilder, Kommentare, Likes u.Ä. können immer auf euch zurückgeführt werden. Das ist natürlich nicht nur im Hinblick auf die eigenen Daten ein wichtiger Hinweis. Natürlich solltet ihr stets vorsichtig sein, was ihr von euch selbst im Internet preisgeben möchtet. Das gilt allerdings auch für euer Verhalten im Netz. Dinge, die ihr seht und teilt können eine große Auswirkung haben, entweder auf euch selbst oder auf andere.
Einfluss sozialer Medien auf das eigene Selbstbild
Umfragen zum eigenen Selbstwertgefühl im Zusammenhang mit Plattformen wie Instagram zeigen den negativen Zusammenhang, den diese auf die Psyche haben. Die „heile Welt“, wie sie oft präsentiert wird, existiert nämlich meistens gar nicht so wie dargestellt. Das vermittelt den Followern eine verdrehte Realität, der sie sich nicht zugehörig fühlen und so versuchen anzupassen. „Der ist ja schon wieder im Urlaub!“ oder „Ich würde gerne so perfekt aussehen wie sie!“ sind Gefühle, die oft durch eine solche falsche Selbstdarstellung entstehen.
Mehr Schein als Sein! Wer in sozialen Medien agiert, muss sich dem stets bewusst sein. Wer reflektiert an die Posts anderer Leute rangeht, tut seiner eigenen Psyche etwas Gutes. Es hilft, sich bei seinen eigenen Beiträgen darüber Gedanken zu machen, welchen Einfluss diese wohl auf andere haben könnten. Wenn ihr selbst die Intention und das Wirken eurer Fotos und Posts versteht, ist es viel einfacher, das Leben der anderen nicht in direkten Vergleich mit seinem eigenen zu setzen.
Verbreitung von Fehlinformationen
Vor allem Plattformen wie Instagram, Twitter und Co. bieten eine große Reichweite. Dabei ist nicht alles, was gepostet wird, auch korrekt. Oft werden Fehlinformationen geteilt und geraten so rasend schnell an die User. Man kann also nicht alles, glauben, was man liest. Das ist kein neuer Gedanke. Jedoch vergisst man schnell mal, dass Posts in den sozialen Medien in der Regel dazu ausgelegt sind, möglichst viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Hinterfragt also Schlagzeilen und übertriebene oder modifizierte Wahrheiten und nehmt sie nicht einfach als Tatsachen hin.
Hassrede im Netz
Nicht selten findet man unter Posts außerdem beleidigende oder drohende Kommentare. Oft verstecken sich Nutzer hinter anonymen Accounts, um die sogenannte Hate Speech zu verbreiten. Die meisten sozialen Netzwerke haben mittlerweile Regeln gegen Hassrede aufgestellt. Das bedeutet, ihr könnt mit ein paar Klicks, beleidigende und diskriminierende Kommentare melden und in manchen Fällen sogar an eine zuständige übermitteln lassen. Natürlich hilft es, wenn dies mehrere User machen, sodass die Dringlichkeit zur Entfernung des Kommentars zügig vonstattengeht und der User eventuell sogar vom Nutzen der Seite suspendiert bzw. sogar vollständig gelöscht wird. Wer es noch einfacher haben möchte, installiert einfach eine intelligente Schriftart, die Schimpfwörter und Beleidigungen automatisch blockt. Mehr dazu erfahrt ihr hier.
In der digitalen Ethik wirft das Fragen auf, wie damit umgegangen werden soll und wie sich Nutzer im Netz generell verhalten dürfen. Für euer eigenes Verhalten im Internet kann man sich so reflektieren: Kommentiert nichts, was ihr nicht auch im echten Leben zu einer Person sagen würdet. Hierzu hat Oliver Zöllner vom Institut für Digitale Ethik folgenden Leitfaden formuliert:
Die Zehn Gebote der digitalen Ethik
- Erzähle und zeige möglichst wenig von Dir.
- Akzeptiere nicht, dass Du beobachtet wirst und Deine Daten gesammelt werden.
- Glaube nicht alles, was Du online siehst und informiere Dich aus verschiedenen Quellen.
- Lasse nicht zu, dass jemand verletzt und gemobbt wird.
- Respektiere die Würde anderer Menschen und bedenke, dass auch im Web Regeln gelten.
- Vertraue nicht jedem, mit dem Du online Kontakt hast.
- Schütze Dich und andere vor drastischen Inhalten.
- Messe Deinen Wert nicht an Likes und Posts.
- Bewerte Dich und Deinen Körper nicht anhand von Zahlen und Statistiken.
- Schalte hin und wieder ab und gönne Dir auch mal eine Auszeit.
Erfahrt mehr über digitale Ethik und das Wertesystem des 21. Jahrhunderts.
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Schlagwörter: Datenschutz, Digitale Ethik, digitalisierung