Die Altmark wird gern auch als die „Wiege Preußens“ bezeichnet, eine durchaus historisch zu vertretende Beschreibung dieses Landstriches nördlich von Magdeburg, aber doch sehr nichtssagend, was die Region und die Menschen angeht. Viele gibt es davon hier nicht (mehr), Landschaft dafür (noch) reichlich. Das Gebiet westlich der Elbe ist eine leider zu wenig beachtete Ecke, doch dieses soll sich durch eine Bloggerreise jetzt ändern.
„Wir haben in den vergangenen Jahren in der südöstlichen und ländlich geprägten Altmark zahlreiche Projekte zur Entwicklung des sanften Tourismus gefördert“, sagt der Vorsitzende der zuständigen LEADER-Aktionsgruppe, Andreas Brohm. „Dazu möchten wir zusammen in diesem Sommer mit einem #AltmarkBlogger die Region an Uchte, Tanger und Elbe bereisen“, so Brohm auf der Webseite der lokalen LEADER-Aktionsgruppe Uchte-Tanger-Elbe.
Von der Europäischen Union geförderte Bloggerreise
Hinter der Abkürzung LEADER verbirgt sich ein Förderprogramm der Europäischen Union, das, dem Wortlaut der französischen Formulierung „Liaison entre actions de développement de l’économie rurale“ sinnhaft folgend, eine „Verbindung zwischen Aktionen zur ländlichen Entwicklung“ schaffen möchte. Es werden also lokale Projekte in ländlich geprägten Regionen gefördert. Die Bloggerreise soll so ein gefördertes Projekt sein.
Der AltmarkBlogger, beziehungsweise die AltmarkBloggerin, erhält freie Kost und Logis während der Rundfahrt sowie eine Aufwandsentschädigung für die An- und Abreise. Drei Tage lang soll die Person durch die Region an Uchte, Tanger und Elbe reisen, vorbei an idyllischen Naturlandschaften und historischen Hansestädten wie Tangermünde und Stendal. Auch ein Besuch von Tangerhütte ist geplant, wo Andreas Brohm als Bürgermeister tätig ist.
Facettenreiche Altmark als Motiv für Instagram
Tobias Schwarz: Wieso habt Ihr euch für das Format einer Bloggerreise entschieden, um die Altmark als Tourismusregion bekannter zu machen?
Andreas Brohm: Man muss unsere Region erleben, sich hier bewegen, den Stahlgeruch aufnehmen. Nur dann kann man das authentisch transportieren, was es hier zu entdecken gilt. Das Format der Bloggerreise bietet sich dafür geradezu an. Sicher hat auch meine eigene Affinität zum digitalen Thema eine Rolle gespielt.
Muss man irgendwelche Vorkenntnisse zur Altmark, dem Thema Tourismus oder Arbeiten von unterwegs mitbringen, um AltmarkBlogger oder AltmarkBloggerin zu werden?
Die Lust auf’s Land sollte vorhanden sein und die Bereitschaft sich auf eine Entdeckungsreise einzulassen.
Welche unterschiedlichen Themen kann der AltmarkBlogger oder die AltmarkBloggerin von unterwegs entdecken? Kannst du uns ein paar Beispiele nennen?
Natur pur in einer historischen Kulisse gilt es zu entdecken. Wir haben Entschleunigung, Backsteingotik, Herrenhäuser, Flusslandschaften und gründe Wiese. Wir möchten zeigen, wo tollen Ideen umgesetzt wurden und wo die Unterkünfte in historischen Kulissen, typische altmäkische Feldsteinkirchen oder versteckte Kulturstätten entstanden und liebevoll restauriert wurden.
Auf meiner eigenen Reise als ElbeBlogger stellte ich fest, dass Snackable Content von unterwegs besser zu produzieren ist als lange Textbeiträge, die nach einem langen Tag nur noch mühsam zu erstellen waren. Was erwartet Ihr vom AltmarkBlogger oder die AltmarkBloggerin?
Mit allen Sinnen die Altmark auf sich wirken lassen. Der AltmarkBlogger ist in seiner Umsetzung oder Ausführung völlig frei.
Als ich selbst vor zwei Jahren durch die Altmark gereist bin, habe ich vor allem außerhalb der Ortschaften nur eine schwache Netzabdeckung erlebt. Hat sich dies inzwischen verbessert?
Die Altmark ist eine der wenigen Region in Sachsen-Anhalt, die dabei ist, den FTTH-Ausbau (Glasfaser-Hausanschluss) voranzutreiben. Noch gibt es Schwachstellen in der Netzabdeckung. Ich bin aber sicher, das wird die Kommunikation des AltmarkBloggers nicht einschränken.
Du bist seit zweieinhalb Jahren als Bürgermeister in der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte tätig. Was hat sich in den letzten Jahren in der Altmark verändert?
Wir sind mutiger geworden unsere schönen Seiten zu zeigen und zu präsentieren. Zukunfsthemen wie FTTH, die für das ganze Land zukunftsweisend sind, werden hier Vorort durch eine große Bürgerbeiteiligung vorangebracht. Durch Formate wir das AltmarkMacherFestival (01.06.2017 in Salzwedel), welches seine Premiere 2016 in Tangerhütte hatte, verknüpfen sich die Zukunfskräfte einer ganzen Region. Wir werden überregional sehr viel positiver wahrgenommen.
Was macht die Altmark für dich, der hier geboren, aber auch schon viel rumgereist ist, zu einem besonderen Ort? Wieso sollte Menschen einmal in diese doch sehr unbekannte Region kommen?
Als Tourist kannst du hier Natur pur erleben, die Schönheiten der Landschaft entdecken, Entschleunigung oder auch Geschichte vergegenwärtigen. Als Rückkehrer oder Zuzügler findest du hier persönliche Entfaltungsmöglichkeiten, ein angenehmes Miteinander und alles an Daseinsvorsorge, was wichtig ist, bist aber dennoch nur 30 Minuten von Magdeburg und Wolfsburg entfernt oder eine Stunde von Berlin.
Was ist dein Lieblingsplatz in der Altmark – oder: was machst du am liebsten, wenn du in der Region unterwegs bist, was man nur hier machen kann?
Die Altmark ist so groß wie das Saarland, es gibt viele Plätze die schön sind. Radeln an der Elbe, beispielsweise am einmaligen Doppelknick bei Polte, Spazieren in den zahlreichen Parks in Krumke, Zichtau oder Briest und Tangerhütte. Ich genieße aber auch täglich unseren eigenen Blick in die Natur vor unserer Haustür. Es hat so viele Facetten, da ist immer ein Altmarkmotiv für Instagram dabei.
Vielen Dank für das Interview.
Anmerkung der Redaktion: Bewerber*innen senden Ihre Unterlagen per E-Mail bitte bis zum 10. Mai an gaede@landleute.eu. Mehr Informationen findet man auf der Webseite www.uchte-tanger-elbe.de.
Image (adapted) „Neues Schloss im Stadtpark Tangerhütte“ by Björn Gäde (CC BY-SA 3.0)
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Schlagwörter: Altmark, AltmarkBlogger, Andreas Brohm, blog, bloggen, blogger, Interview, leader, Tourismus
1 comment
Eigentlich ja alles ganz sympathisch. Allerdings wirken die Rahmenbedingungen – ganz ehrlich gesagt – etwas aus der Zeit gefallen. Leute mit halbwegs gut gehenden Instagram-Accounts und/oder Blogs (hinsichtlich Qualität des Contents und auch eine annehmbare Reichweite) dürften damit wohl kaum zu locken sein – will man hier noch nicht einmal die Kosten für An- und Abreise vollständig übernehmen.