Wie funktioniert die Elektronische Patientenakte?

Schluss mit den endlosen Papiersammlungen, Schluss mit dem Kampf gegen die ärztliche Bürokratie. Die elektronische Patientenakte soll dem ein Ende setzen. Seit dem 1. Januar 2021 bieten gesetzliche Krankenkassen ihren Versicherten die elektronische Patientenakte an. Das Interesse der Menschen ist groß: 76% möchten die digitale Patientenakte gern nutzen, allerdings nur 0,5% der Befragten benutzten diese bereits. Dies war das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die im November 2021 durchgeführt wurde. Das Interesse ist also groß, aber scheinbar ist die Skepsis noch stark. Wir beantworten euch die Fragen, die ihr über die elektronische Patientenakte habt und schauen, ob es lohnenswert ist sich selbst so eine digitale Akte anzuschaffen.

Was ist die Elektronische Patientenakte?

Die elektronische Patientenakte, auch ePA genannt, ist wie der Name schon verrät, eine digitale Anwendung, in die ihr selbst eure Gesundheitsinformationen ablegen und neue Dokumente auch von euren Ärzten einfügen lassen könnt. In der ePA könnt ihr alle wichtigen Informationen rund um eure eigene Gesundheit komplett papierlos bündeln.

Die Nutzung der elektronischen Patientenakte ist für euch komplett freiwillig. Ihr habt jederzeit Zugriff auf eure Akte und könnt selbst bestimmen welche Daten ihr speichern möchtet. Ihr habt außerdem das Recht zu bestimmen welche Arztpraxen, Apotheken und welche Krankenhäuser auf eure elektronische Patientenakte Zugriff haben dürfen. Eure Krankenkasse hat keinen Zugriff auf die ePA, obwohl sie euch diese ausstellt.

Welche Informationen können gespeichert werden und wo werden die Daten gespeichert?

In der elektronischen Patientenakte könnt ihr folgende Informationen in den Formaten PDF, JPG, DOCX, XLSX, ODT, ODS, XML, TIFF, TXT, RTF, HL7 CDA/R2 XML einspeichern:

  • Eure medizinischen Unterlagen, die ihr bereits besitzt
  • Gesundheits- oder Schmerztagebücher oder andere Daten (z.B. aus Fitness-Trackern)
  • Therapiepläne
  • Medikamentenpläne
  • Notfalldatensätze
  • Patientenverfügungen
  • Medizinische Befunde und Diagnosen
  • Arztbriefe
  • Laborberichte

Die ePA ist von den Krankenkassen zusammen mit einer App bereitgestellt. Mit dieser App könnt ihr eure Akte mit allen Dokumenten befüllen. Dokumente, die ihr nicht digitalisiert vorliegen habt, könnt ihr problemlos mit dem Handy oder Tablet abfotografieren und dann in die ePA legen.

Die ePA kann bei jetzigem Stand aber noch nicht alle medizinischen Unterlagen speichern. Röntgenaufnahmen, CT und MRT-Befunde, Rezepte und der Mutterpass fehlen, sollen aber auch noch in die elektronische Patientenakte aufgenommen werden. Ab 2022, wenn die ePA weitgehend verfügbar gemacht wird, könnt ihr auch euren Impfausweis in der Patientenakte speichern. In Zukunft sollen auch eure behandelnden Ärzte und Apotheker euch bei der Befüllung der elektronischen Patientenakte unterstützen können.

Die Daten eurer ePA werden zentral auf Servern in Deutschland gespeichert und verschlüsselt. Die Server sind hoch abgesichert und unterliegen den europäischen Datenschutzbestimmungen.

Welche Vorteile bringt euch die Elektronische Patientenakte?

Die ePA vernetzt euch mit euren Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern und macht den Austausch untereinander viel schneller. Viele bisher analog oder in Papierform ablaufende Arbeitsschritte können durch die elektronische Patientenakte digitalisiert und vereinfacht werden. Statt eines vollen Ordners mit losen Blättern zuhause oder einzelnen Befunden in den Praxissystemen verschiedener Praxen haben Mediziner und ihr alle relevanten Dokumente auf einen Blick sicher verfügbar. Ihr könnt so beispielsweise belastende Mehrfachuntersuchungen vermeiden und müsst nicht mühselig nach Dokumenten vor dem nächsten Arztbesuch suchen.

Ihr könnt auch viel einfacher ärztliche Zweitmeinungen einholen und eure Ärzte wechseln, da eure medizinischen Unterlagen in der ePA gespeichert werden. So müsst ihr nicht mehr von Praxis zu Praxis hüpfen, um eure Patientenakte zusammen zu bekommen.

Wer hat Zugriff auf die Patientenakte?

Die Angst, dass jemand Fremdes eure Patientenakte ansehen kann, können wir euch nehmen. Ihr seid die alleinigen Besitzer eurer ePA und könnt selbst die Akte jederzeit einsehen und Inhalte einfügen oder löschen. Ihr könnt außerdem entscheiden wer Zugang zur Akte hat. Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser können nur mit eurer Zustimmung die elektronische Patientenakte ansehen und müssen sich mit einem Heilberufsausweis authentifizieren.

Ihr könnt jeder Zeit diese Berechtigungen widerrufen und auch zeitlich begrenzen. So könnt ihr Zugriffsberechtigung zum Beispiel nur für den Tag des Behandlungstermins geben, oder auch für einen längeren Zeitraum, ohne eine unbefristete Berechtigung zu erteilen.

Wie bekommt ihr eure Elektronische Patientenakte?

Die ePA wird seit dem 1. Januar 2021 schrittweise eingeführt. Krankenkassen bieten euch hierbei eine App zum Download an, mit der ihr Zugang zu eurer Patientenakte bekommt. Die Apps könnt ihr in den App-Stores von Google und Apple ganz einfach downloaden. Ihr benötigt eine gültige & NFC-fähige elektronische Gesundheitskarte, auch NFC-eGK genannt, und die dazugehörige PIN um die App freizuschalten. Beides könnt ihr bei eurer Krankenkasse problemlos anfragen und erhalten.

Ab Anfang 2022 wird die elektronische Patientenakte weitgehend verbreitet.

Hier könnt ihr eine Liste der ePA Apps der verschiedenen Krankenkassen finden.

Könnt ihr eure Daten löschen?

Kurz gesagt, ja. Ihr könnt einzelne oder auch die gesamte elektronische Patientenakte jederzeit löschen.

Kann die ePA auch ohne App und Smartphone genutzt werden?

Die elektronische Patientenakte ist aktuell für den Gebrauch mit App und Smartphone optimiert. Dennoch könnt ihr seit dem 1. Juli 2021 eure ePA auch ohne App und mit eurer NFC-eGK und der PIN auch direkt in der Arztpraxis, Krankenhaus oder Apotheke nutzen. Mit eurer Zusage können diese eure Daten direkt eintragen. Auch hier können wir entwarnen: Die Arztpraxen und co. haben dennoch keinen Zugang zu euren Daten. Alternativ könnt ihr ab dem 1. Januar 2022 auch eine dritte Person, zum Beispiel ein Familienmitglied, wählen, die eure ePA über die App verwalten kann.

Die Nutzung der elektronische Patientenakte soll ab 2022 auch auf einem PC oder Mac möglich sein.

Wie sicher ist die Elektronische Patientenakte?

Bevor eine Versicherung die elektronische Patientenakte anbieten darf, müssen sie ein umfangreiches Zertifizierungsprozess der Gematik GmbH bestehen. Die Akte darf erst nach erfolgreichem Abschluss der Begutachtung angeboten werden. Der Zugriff auf die ePA erfolgt immer über die Telematikinfrastruktur, was ein sicheres und in sich geschlossenes Netz ist.

Sämtliche Aktivitäten in eurer ePA werden außerdem protokolliert, für drei Jahre gespeichert und können von euch jederzeit eingesehen werden. Durch die Protokollierung der Aktivitäten könnt ihr auch sehen, ob unberechtigte Zugriffe vollzogen wurden.

Wir müssen dennoch anmerken, dass der Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber behauptet, dass die ePA in bestimmten Bereichen nicht mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vereinbar ist. Grund hierfür ist, dass Patienten einer anderen Partei nur die Berechtigung für die gesamten Dokumente der ePA erteilen können. So bekommt eurer Optiker beispielsweise nicht nur Zugang zu den Untersuchungsunterlagen eurer Augen, sondern auch euren Zahnarztunterlagen. Das ist jedoch nur aufgrund von technischen Gründen noch nicht möglich und soll in künftigen Versionen behoben werden.

Fazit

Wie bei allen neuen digitalen Services müsst ihr euch nicht sofort auf die elektronische Patientenakte stürzen. Noch steckt die ePA etwas in den Kinderschuhen, aber das aktuelle Fundament ist vielversprechend. Die Zeiten von vollen Ordnern, mühseligen Suchen nach Dokumenten und der scheinbar hoffnungslose Kampf gegen die ärztliche Bürokratie scheinen vorbei zu sein. Die ePA gibt euch ein größeres Mitbestimmungsrecht in eure Gesundheit. Ärztewechsel, medizinische Zweitmeinungen oder einfach nur die Möglichkeit zu bestimmen wer eure Daten einsehen kann. Die elektronische Patientenakte erleichtert euch das Leben um einiges.

Es schadet nicht mal bei eurer Krankenkasse vorbeizuschauen und euch zu informieren, wie das Angebot mit der ePA bei ihnen ausschaut. Die ePA wird in der Zukunft sicherlich ein größerer Bestandteil unseres Lebens werden.


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