2023 – Durchbruch der Künstlichen Intelligenz

2023 ist für mich schon jetzt das Jahr, das für den Durchbruch der Künstlichen Intelligenz steht. Lange Zeit schien KI nur ein Buzzword auf Events zu sein. Es wurde von fast jedem in den Mund genommen, aber der KI-Impact im Alltag hielt sich lange Zeit im Hintergrund.

Dieses Jahr fühlt sich bereits komplett anders an. Während zuletzt das Metaverse von vielen Unternehmen als das „nächste große Ding“ hochstilisiert wurde, ist plötzlich Künstliche Intelligenz das ganz heiße Thema. Den Anfang machte die Öffnung von ChatGPT für die breite Öffentlichkeit im November 2022. Der Chatbot füllte das Netz innerhalb kürzester Zeit mit verblüffenden Ergebnissen. Wenige Monate später läuft ein regelrechtes Rennen.

Im März erschien in der selben Woche die neue ChatGPT-Version GPT-4 und mit Midjourney 5 die neue Version der beeindruckenden Bild-KI. In der selben Woche starteten auch Microsoft und Google mit KI-Integration in einigen ihrer beliebtesten Anwendungen. Nur kurz darauf startet Adobes Bild-KI Firefly in die Beta.

ChatGPT brachte den Stein ins Rollen

Es ist nicht so, dass Künstliche Intelligenz vor 2023 nicht stattgefunden hätte. Schon vorher waren etwa Bild-KIs in der Lage Bilder zu erzeugen, welche man eher einem kunstbegabten Menschen zutraut. Auch gab es mittlerweile erschreckend realistische Deepfakes, die aber für Filmproduktionen zugleich auch neue Ansätze ermöglichen. Auch Grafikkarten haben einen riesigen Sprung gemacht durch KI-Technologien wie Nvidia DLSS oder AMD FSR. Mittels Künstlicher Intelligenz erzeugen die Grafikkarten aus niedriger Auflösung ein höher aufgelöstes Bild oder generieren Zwischenbilder. Auch in Smartphone-Kameras sorgt KI-Unterstützung dafür, dass man sich qualitativ den Profi-Kameras mit deutlich größeren Objektiven nähert.

Dennoch ist ChatGPT für mich das KI-Programm, mit dem das große Rennen startete. Im Prinzip ist es „nur“ ein Chatbot, der mit großen Datenmengen darauf trainiert wurde, menschenähnliche Antworten zu generieren. Allerdings funktioniert ChatGPT im Gegensatz zu früheren Chatbots mit allen Themen in jeder Sprache und kann auch komplexere Aufgaben übernehmen.

Meine erste Erfahrung mit ChatGPT hatte schon etwas überwältigendes. Ich musste den Artikel über ChatGPT nicht einmal wirklich selbst schreiben, sondern habe einfach das Programm selbst interviewt. Es war einfach völlig anders als alle anderen Chatbots, die ich je genutzt habe. Da waren keine Keywords auf die es vordefinierte Antworten gab. Es fühlte sich wie ein Gespräch auf Augenhöhe an. Man kann sich sogar auf zuvor besprochenes beziehen. Hätte ich nicht gewusst, wäre ich nie darauf gekommen, dass ich mit einer KI schreibe. Turing-Test ganz klar bestanden.

Dass ChatGPT innerhalb kurzer Zeit weitgehend korrekte (manchmal aber auch nur korrekt erscheinende) Antworten gibt und sogar Programmcode erstellen oder überprüfen kann, ließ die Ergebnisse schnell trenden. Mir hat die KI sogar einen Dungeons & Dragons-Charakter erstellt und ihn sogar problemlos von Englisch nach Deutsch übersetzt.

Der Durchbruch der Künstlichen Intelligenz im Mainstream

Was für eine KI-Welle gerade losgebrochen ist, zeigte sich besonders stark im März 2023. Zwischenzeitlich hagelte es täglich neue News. Auf KI spezialisierte Unternehmen und Internet-Riesen wie Google und Microsoft kämpfen gleichermaßen darum, sich nicht von den anderen abhängen zu lassen und sich im Markt schnell zu etablieren.

Ich gebe euch mal eine kurze Zusammenfassung wichtiger Ereignisse, die sich in einem sehr kurzen Zeitraum abspielten.

14. März: GPT-4 erscheint

OpenAI veröffentlichte am späten Abend eine neue Version ihres Chatbots, der zunächst allerdings nur Nutzern der kostenpflichtigen Plus-Variante zur Verfügung steht. GPT-4 ist auch in der Lage Bilder als Informationen zu verarbeiten. Bereits kurz nach Veröffentlichung gab es zahlreiche Beispiele, wie die KI aus sehr einfachen Skizzen eine Internetseite bastelt. Auch sonst wurde die GPT-4 stark verbessert. Es schneidet in vorbereitenden Universitätsprüfungen deutlich besser ab und schon wenige Stunden nach Release gab es auch mehrere kleine Videospiele (wie etwa „Pong“ mit 4 Bällen), welche die KI in kurzer Zeit erstellt hat.

14. März: G0ogles KI-Rundumschlag

Auch Google kündigte am 14. März einen neuen KI-Vorstoß an. Eine begrenzte Anzahl Tester erhält Zugang zu neuen KI-Funktionen im Google Workspace. In Google Mail oder in Text- und Tabellen-Dokumenten erstellt die KI auf Wunsch Entwürfe zu einem bestimmten Thema. In der Google Cloud erhält Vertex AI KI-Modelle zur Generierung von Texten und Bildern und ein App-Builder erstellt per KI vereinfacht die Erstellung von Chat-Schnittstellen und digitalen Assistenten per KI. Entwickler erhalten mit der PaLM-API eine neue Schnittstelle, um Googles KI-Modell zu nutzen.

15. März Midjourney V5

Midjourney ist eine Bild-KI, die ihr über deren eigenen Discord-Server nutzt. Die neue Version 5 liefert dabei nochmal deutlich verbesserte Ergebnisse. Ohne weitere Angaben zum Stil sind die Bilder deutlich fotorealistischer, haben eine höhere Auflösung und es gibt mehr mögliche Seitenverhältnisse. Starke Verbesserung hat die Künstliche Intelligenz besonders bei Gesichtern und Extremitäten bekommen. Nutzt ihr Referenzbilder dürft ihr außerdem gewichten, wie stark sich Midjourney V5 am Referenzbild orientieren soll. Anbei ein Beispiel für die verbesserte Darstellung von Menschen durch eine Glasscheibe:

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16. März: Microsoft 365 Copilot

Ähnlich wie Google integriert auch Microsoft KI-Funktionen in die Microsoft 365-Programme. Der „Copilot“ erstellt euch auf Anfrage bereits Inhaltsentwürfe, die ihr anschließend weiter bearbeiten könnt. Außerdem hilft die KI auch beim Organisieren des Posteingangs in Outlook, protokolliert Meetings in Teams, fasst Inhalte in Word zusammen oder wertet eure Daten in Excel aus. Auch Powerpoint ist in der Lage, aus einer KI-Anfrage eine Präsentation zu erstellen (wenn das mal nicht Powerpoint-Karaoke auf ein neues Level bringt).

21. März: Adobe Firefly

Nachdem es über das Wochenende stiller war, kam mit Adobe Firefly der nächste große KI-Hammer. Firefly verbindet KI-generierte Bilder mit den mächtigen Bildbearbeitungs-Tools der Adobe-Produkte. So könnt ihr auch einzelne Teile des Bildes auswählen und neue KI-Befehle für diesen Teil geben. Gefällt euch die Kleidung einer Person im Bild nicht, lässt sich diese per KI-Anfrage beispielsweise ändern. Ändert ihr die Dimensionen des Bildes, generiert es automatisch den Inhalt der erweiterte Fläche. Vieles was man in anderen KI-Generatoren in der Anfrage beschreiben muss, lässt sich außerdem durch Slider und Auswahl-Menüs einstellen.

23. März: Plugins für ChatGPT

Ein weiterer potentieller Gamechanger für ChatGPT sind die Plugins, die am 23. März zunächst für eine kleiner Gruppe Nutzer starteten. Bereits zum Start gibt es Plugins bekannter Onlinedienste wie Expedia, Klarna oder OpenTable. Interessant ist aber auch ein Plugin von OpenAI selbst, dass die Bing-API nutzt, um Daten aus dem Internet einzubeziehen. Bislang nutzte GPT-4 nur seine Trainingsdaten und konnte damit brandaktuelle Informationen nicht mit einfließen lassen.

Sind Jobs durch Künstliche Intelligenz in Gefahr?

Blicken wir der Wahrheit ins Auge: Die große KI-Welle hat gerade erst angefangen und schon jetzt liefern die KI-Tools Ergebnisse, die Menschen deutlich mehr Zeit gekostet hätten. Diese Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen und bei weitem nicht immer fehlerfrei, aber sie zeigen schon jetzt Potentiale, wo Jobs durch Künstliche Intelligenz in Gefahr sind.

Das trifft auch uns Redakteure. Hinter einem Artikel steckt schließlich nicht nur die Zeit zum Schreiben, sondern je nach Thema auch immer eine ganze Menge Recherche. Nicht jedes Thema über das wir Schreiben kennen wir so gut, dass wir den Artikel mal eben aus dem Ärmel schütteln. Eine KI hat zwar keine Ärmel, schüttelt aber quasi jeden Artikel aus einem eben solchen.

Ist das frustrierend? Ja und nein. Man wird sich schon bewusst, dass man durch ein Programm ersetzbar wird. Zudem haben YouTube und Co bereits an den Ästen vieler Publikationen gesägt. Gerade YouTuber dürften sich zudem weniger Sorgen machen, weil sie visueller arbeiten und die Persönlichkeit mehr im Vordergrund steht.

Zugleich ist die neue Situation aber auch unglaublich spannend. Die KI-Tools bieten nämlich auch uns neue Wege. Sie können uns die Recherche vereinfachen oder zu simpleren Themen auch ganze Texte schreiben, zusammenfassen oder überprüfen lassen. Auch wird es viel einfacher Texte in Deutsch zu verfassen, sie aber auch international lesbar zu machen.

Auch für Grafiker ist die KI eine Gefahr. Wenn eine KI mit wenig Aufwand ansehnliche Grafiken oder Logos ausspuckt, wird der Grafikdesigner zum Premium-Service. Aber auch hier gilt: Wer sowohl das Handwerk als auch die KI-Tools beherrscht, muss sich zunächst weniger Sorgen machen.

Verwässerung durch Künstliche Intelligenz

Der Durchbruch der Künstlichen Intelligenz sorgt ohnehin für viele neue Fragen. Was passiert etwa, wenn die meisten Inhalte per KI erstellt werden. Verwässert es die Informationen, wenn eine KI Inhalte auf Basis von Inhalten erstellt die andere KIs erstellt haben? Man kann es sich wie eine „Stille Post“ vorstellen, wo bei jedem Weiterreichen der Information was verloren gehen kann. Schließlich können Künstliche Intelligenzen das Netz binnen viel kürzerer Zeit mit Inhalten füllen, während sich dadurch die rein von Menschen verfassten Inhalte verringern dürften.

Im Prinzip ist das bei jetzigen Inhalten aber nicht viel anders. Auch sie berufen sich nicht immer zwingend auf die Originalquelle, sondern manchmal auch auf andere Schreiber, die bereits Fehlinformationen liefern. Trotzdem sollte man aktuell bei KI-Inhalten noch doppelt und dreifach hinzuschauen. Auch ChatGPT macht noch einige grobe Fehler, die es aber gekonnt als Tatsachen verkauft. Noch ist der Mensch als Faktenchecker unverzichtbar.

Allein deshalb würde ich aktuell auch noch keiner Suchmaschine trauen, die nur eine von der eigenen KI generierte Antwort liefert. Bestimmte Seiten geben mir einfach Vertrauen und ich gleiche Suchergebnisse lieber miteinander ab. Irgendwann könnte dennoch der Punkt kommen, wo die Menschen aus Bequemlichkeit ein universales Ergebnis bevorzugen, wo sie gegebenenfalls weitere Details erfragen können – am besten direkt über einen Sprachassistentin.

Regeln für Künstliche Intelligenz?

Eine ganze Menge neuer Fragen muss sich nun auch die Politik stellen. Themen wie Deepfake gibt es nicht erst seit heute, doch die rasante Entwicklung der KI-Tools für den Massenmarkt bringt nochmal zusätzliche Herausforderungen on top.

Wie stellt man sicher, dass Schulhausaufgaben nicht plötzlich flott durch eine Künstliche Intelligenz erledigt werden? Die Inhalte sind zu breit um sie in irgendeiner Form zu sperren, eine Kennzeichnung wäre leicht zu umgehen und was macht man, wenn ein Tool zur KI-Erkennung eine originale Schülerleistung als generierten Inhalt erkennt?  Trotzdem sind es fragen, mit denen sich sowohl Politiker als auch Lehrer auseinander setzen müssen, da die Hausaufgaben ein Leistungsnachweis sind. Zugleich ist die Nutzung solcher Tools nämlich auch eine wichtige digitale Kompetenz.

Auch Fake-Inhalte können zum immer größeren Problem werden. Trollfabriken, in denen Menschen gezielt im Netz Meinung machen sind bald nur noch die Spitze des Eisbergs. Artikel, welche diese Meinung stärken, lassen sich durch KI viel schneller schreiben und mit gefaketem Bildmaterial untermauern. Auch Social Media-Kommentare lassen sich so viel schneller in jeder beliebigen Sprache erschaffen. Freut euch schon auf den nächsten US-Wahlkampf.

Kürzlich ist übrigens ein KI-generiertes Bild von einem sehr modischen Papst viral gegangen, das viele offenbar für echt gehalten haben. Passt also auf, welchen Bildern ihr vertraut:

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2023 ist schon jetzt das Jahr der Künstlichen Intelligenz

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann sich die Ereignisse in einer Tech-Branche derart überschlugen. Am ehesten noch bei den MP3-Playern und Smartphones. Nur scheint die Innovation diesmal von sehr vielen Unternehmen auszugehen, die sich zuvor gerüstet haben für den Moment, wo das öffentliche Interesse einen bestimmten Punkt überschreitet. Auf der einen Seite haben wir oft recht neue, auf KI spezialisierte Unternehmen wie OpenAI, auf der anderen etablierte Riesen wie Microsoft oder Google, die ihr bestehendes Portfolio um Künstliche Intelligenz erweitern.

Das Tempo der Ereignisse ist dabei gleichermaßen faszinierend wie auch erschreckend. Mit den neuen Fähigkeiten der KIs kommen nämlich auch neue Fragen zur Sicherheit auf. Fragen, auf die auch die Politik Antworten finden muss ohne ungeschickte Schnellschüsse. Fingerspitzengefühl ohne dabei träge oder abgehängt zu wirken.

Trotz aller potentiellen Gefahren freue ich mich schon auf die kommenden Monate und Jahre. Es wird spannend zu beobachten, welche Anbieter sich durchsetzen, welche Anwendungen von der breiten Masse angenommen werden und wie die Politik auf die Entwicklungen reagiert.

Es liegt etwas in der Luft. Eventuell erleben wir gerade einen riesigen Umbruch. Die ganze Zeit brachte man das Web3, die nächste Stufe des Internets, mit Dezentralisierung, Blockchain und Metaverse zusammen. Nun schickt sich die Künstliche Intelligenz an, der eigentliche Gamechanger zu sein. Noch hat aber auch die KI-Entwicklung einen weiten Weg vor sich. Sie hat allerdings ein Niveau erreicht, wo sie einen breiten Mehrwert bietet, und die Ereignisse überschlagen sich derzeit geradezu. Wir verfolgen das Thema gespannt und halten euch natürlich auf dem Laufenden.


Image by Limitless Visions via Adobe Stock

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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