Eigentlich ist Elon Musk schon bei der Gründung und Finanzierung von OpenAI, die unter anderem für ChatGPT und DALL-E verantwortlich sind, beteiligt gewesen. Mittlerweile ist das Verhältnis zwischen Musk und OpenAI zerrüttet. Nun möchte der Tesla-Gründer sogar mit Grok zurückschlagen. Doch wer oder was ist Grok?
Hinter dem Namen Grok steht eine neue Künstliche Intelligenz von xAI, ein erst im März 2023 gegründetes Unternehmen von Elon Musk, dessen Gründung am 12. Juli 2023 bekannt gemacht wurde. Fun Fact: Musk bezieht das Datum (7 + 12 + 23 = 42) auf das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ und die dortige Frage an einen Supercomputer, die Antwort auf das Leben, das Universum und einfach alles zu geben. Diese Antwort war „42“. Das ist übrigens nicht die einzige Verbindung zum Buch – dazu aber später mehr.
Auch das Ziel von xAI wird damit beworben „Die wahre Natur des Universums zu verstehen“. Ein erster Schritt dazu soll der KI-Chatbot-Grok darstellen, der Teil von X Premium+ wird. Trotz der namentlichen und geschäftlichen Verknüpfung ist xAI übrigens kein Tochterunternehmen der X Corp, sondern ein eigenständiges Unternehmen, dass aber eng mit X Corp., aber auch mit Musks anderen Unternehmen wie Tesla oder Space X zusammen arbeitet.
Warum der Name Grok?
Heute bedeutet das eigentlich erfundene Verb „to grok“ im englischen umgangssprachlich, etwas zu verstehen oder zu begreifen. Seinen Ursprung hat es jedoch in Robert A Heinleins 1961 erschienenen Science Fiction Roman „Fremder in einer fremden Welt“. Dort ist es ein marsianisches Wort für „trinken“, dass aber im übertragenen Sinne noch mehr bedeuten kann. Es bedeutet auch mit etwas vereint zu sein oder eben: Etwas tiefgehend und intuitiv zu verstehen.
Das passt auch gut zur Natur eines solchen Chat-Bots und dem Ziel von xAI, die wahre Natur des Universums verstehen zu wollen. Dies geht nämlich nur mit einem solchen tiefgehenden und intuitiven Verständnis. Außerdem muss sie dafür auch noch eine ganze Menge Informationen „trinken“.
Was ist Grok?
xAI erklärt Grok in einem Post auf X als KI, die nach dem Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ modelliert wurde. Grok soll sowohl fast alles beantworten können, aber auch Vorschläge machen, welche Frage man überhaupt stellen könnte. Ebenso ist Grok dazu angehalten, die Antworten mit ein bisschen Witz und einer rebellischen Ader zu geben. xAI warnt davor Grok nicht zu nutzen, wenn man Humor hasst.
Im Gegensatz zu anderen Chat-KIs gibt es für Grok keinen Filter für heikle Themen. Ihr dürft Grok fragen was ihr möchtet und bekommt sehr ungefilterte Antworten. Das ist auf lange Sicht aber auch mit Vorsicht zu genießen. Gerade wenn Grok sich damit von der Masse abhebt, könnte das potentiell Nutzer mit ähnlich heiklen Ansichten anziehen, die durch ihre Anfragen nach und nach auch die Antworten der KI einfärben. Auch Elon Musk selbst ist zuletzt durch umstrittene politische Äußerungen auf seiner Plattform aufgefallen. Die Filter anderer KIs haben allerdings auch ihrerseits potentielle Auswirkung auf die Antworten der Chat-Bots.
Umstritten dürften aber nicht nur fehlende Filter werden, sondern auch, dass xAI das „Wissen der Welt durch die X-Plattform“ als fundamentalen Vorteil gegenüber der Konkurrenz bewirbt. Wer schon länger auf X / Twitter unterwegs ist, weiß über die vielen Fakenews auf der Plattform. Es ist eine spannende Echtzeit-Quelle, die man zugleich aber auch immer hinterfragen muss.
Technisch wirbt die aktuelle Version Grok-1 mit mehreren KI-Benchmarks, die Grok vor GPT-3.5 zeigen, aber noch immer deutlich hinter GPT-4. Allerdings soll die Komplexität von Grok-1 auch mehr mit ChatGPT-3.5 vergleichbar sein bei einer vergleichsweise kurzen Trainingszeit von 2 Monaten. Sind die Benchmarks aussagekräftig, dürfte Grok sich zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten entwickeln.
Wie kann man Grok nutzen?
Aktuell gibt es nur eine begrenzte Nutzerschaft in den USA, die bereits den Grok-Prototypen testen und Feedback liefern, bevor die KI an die breite Masse geht. Es gibt aber eine Waitlist, auf der ihr euch für das Early Access Programm eintragen könnt. Das ist aktuell allerdings nur verifizierten Nutzern vorbehalten.
Nach der Betaphase ist Grok wohl in X Premium+ enthalten, dem 16 US-Dollar teuren Abo der Social Media-Plattform X. Das wäre eine starke Aufwertung des Abos. Zum Vergleich: Das kostenpflichtige ChatGPT Plus kostet aktuell 20 US-Dollar. Allerdings ist der Konkurrent aktuell der Chatbot-Benchmark, der außerdem seit kurzem mit DALL·E 3 auch einen sehr potenten Bildgenerator direkt integriert hat und durch Plugins zunehmend auch extern erweitert wird.
Ob es ähnlich wie bei ChatGPT eine kostenlose Version geben wird, ist bislang aber noch nicht bekannt.
Hat Grok eine Chance?
Zumindest erste Benchmarks die xAI zu Grok veröffentlicht sind äußerst interessant und als Teil des X Premium+ hat man sogar ohne kostenlose Version zum Start bereits eine Nutzerbasis. Auch hat xAI durch Elon Musk Zugang auf große finanzielle Kapazitäten.
Trotzdem muss sich xAI erst beweisen. Internet-Gigant Google konnte mit seinen KI-Lösungen bislang noch keine vergleichbaren Erfolge zu ChatGPT oder Midjourney erzielen und Microsoft setzt aktuell allgemein eher auf Integration von ChatGPT als einer Eigenentwicklung.
Tatsächlich gesehen hat man von Grok auch noch nichts. Wir müssen abwarten, dass die zunächst sehr limitierte Userbase erste Anwendungsbeispiele der KI zeigt, um den Chatbot besser einzuschätzen. Eines ist aber sicher: Durch die bewusste Bewerbung von „heiklen Fragen“, dem besagten Humor und Musks eigener Vorliebe für Sarkasmus wird man garantiert noch von Grok hören. Ob die Schlagzeilen positiv sind, ist dann eine andere Frage.
Image via DALL-E 3
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