AdBlocker sind Teil des “Kriegs” von Apple gegen Google

Es kommt einem versteckten Angriff auf Googles Einnahmequelle Nummer Eins gleich, den Apple in das neue Betriebssystem iOS 9 für iPhone und iPad eingebaut hat: die Möglichkeit, Werbeblocker zu installieren. Den Sommer über bauten App-Entwickler an “Peace”, “Crystal”, “Purify” oder “Blockr”, und vergangene Woche haben sie den Erfolg geerntet.

In vielen Märkten, darunter auch Österreich, Deutschland und den USA, marschierten die neuen Adblocker auf die vorderen Ränge der Kauf-Download-Charts. Ein gutes Geschäft nicht nur für die Anbieter selbst, sondern auch für Apple: bei jedem Download bekommt der iPhone-Konzern 30 Prozent des Kaufpreises.

Noch ist nicht klar, wie viele iPhone- und iPad-Nutzer die neuen AdBlocker verwenden – auch, weil nicht jeder iOS 9 installiert hat und nun (nahezu) werbefrei mit Safari durchs mobile Netz surfen kann. Doch Google sollte der Schachzug von Apple zu denken geben: Einer Analyse von Goldman Sachs zufolge, haben iOS-Geräte 2014 für 75 Prozent des mobilen Werbeumsatzes der Suchmaschine gesorgt, das sind etwa 9 Milliarden US-Dollar. Zusätzlich soll es sich Google pro Jahr ein bis zwei Milliarden US-Dollar kosten lassen, um als Standard-Suchmaschine im Safari-Browser voreingestellt zu sein. Wenn Apple seine Nutzer nun Werbung (inklusive AdWords und YouTube-Pre-rolls) blocken lässt, ist das für Google ein ernstes Problem.

Aber nicht nur Google, auch werbefinanzierte Online-Publisher könnten mittelfristig unter der Werbeblockade leiden. Einer Studie von Adobe und PageFair zufolge kosten AdBlocker werbefinanzierten Webseiten dieses Jahr 22 Milliarden US-Dollar, 2016 soll das bereits auf mehr als 40 Milliarden US-Dollar anwachsen. Noch sind AdBlocker vor allem am Desktop stark verbreitet, in Deutschland und Österreich liegt der Anteil der Nutzer, die solche Software verwenden, zwischen 20 und 30 Prozent.

Die Anbieter von AdBlockern für das iPhone könnten sich als Handlanger von Apple im Krieg gegen Google wahrnehmen. Einer tut das bereits: Der bekannte App-Entwickler Marco Arment (Ex-Tumblr, Ex-Instapaper) hat seinen AdBlocker “Peace”, der die Download-Charts dominierte, nach zwei Tagen wieder zurückgezogen, weil er damit “kein gutes Gefühl” hätte und sich als Teil es eines “Kriegs” fühle.

Die Betreiber von Webseiten versuchen mittlerweile auf ihre Art und Weise zurückzukämpfen. CNET etwa verweigert Nutzern, die mit dem mobilen Safari und einem Werbeblocker auf die Webseite kommen, die Nutzung von Videos. Andere wiederum wollen zusätzliches Kapital aus der Popularität der neuen AdBlocker-Software schlagen: Die Kölner Firma Eyeo, die AdBlock Plus für Desktop-Browser macht und eigene Werbung blockierende Browser für iPhone und Android-Smartphones anbietet, will sein “Acceptable Ads”-Programm auf die neuen Apps ausweiten. Der Clou: Bei Eyeo können sich große Firmen wie Google, Microsoft oder Amazon auf eine Whitelist einkaufen – ihre Online-Anzeigen werden dann nicht mehr ausgeblendet.


Image (adapted) „Half an hour of web ads“ by Daniel Oines (CC BY 2.0)


 

ist seit 2006 publizistisch auf Papier und Pixel tätig. Er arbeitet in Österreich als Journalist und hat die beiden Sachbücher "Phänomen Facebook - Wie eine Webseite unser Leben auf den Kopf stellt" (2010) und "Digitaler Frühling - Wer das Netz hat, hat die Macht?" (2012) veröffentlicht. In seinem Blog “Jakkse.com” und in Vorträgen schreibt und spricht er gerne über die Menschen und ihr Internet – von Social Media über Mobile Business und Netzpolitik bis zu Start-ups.


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