Smartwatches werden immer beliebter. Laut einer Bitkom-Studie stieg der Absatz im vergangenen Jahr 2020 von 2,8 auf 3,2 Millionen Einheiten. Und mit ihnen drängen immer mehr Hersteller in das mittlerweile hart umkämpfte Segment. Das chinesische Unternehmen Huami mit der Marke Amazfit gehört zu den Noobies und versucht nun mit preiswerten, aber nicht weniger schicken Modellen Fuß oder besser Arm zu fassen. Für Einsteiger soll sich die Amazfit GTR 2E eignen. Ich habe das runde Wearable im Alltag getestet und verrate euch, ob es auch ein rundes Gesamtpaket bietet.
Flaches Design mit geringer Masse gefällt
Die Amazfit GTR 2E wirkt bereits auf dem ersten Blick sehr klassisch. Mit einem Durchmesser von 46 Millimeter und einer Höhe von 10 Millimeter ist sie zwar etwas größer als die Withings Scanwatch, aber spürbar leichter. Ohne Band bringt das Gadget 32 Gramm auf die Waage und trägt sich so sehr angenehm am Handgelenk. Dafür zeigt sich unter anderem das hochwertige, bis zu 5 Meter wasserdichte Aluminium-Gehäuse verantwortlich. Es ist in meinem Fall grau; die Farben schwarz und grün sind ebenfalls verfügbar. Auch dank des halbrunden Uhrenglases wirkt die Amazfit GTR 2E edel.
Auf der rechten Seite befinden sich zwei Buttons mit angenehmen Druckpunkt, über die sich die Uhr neben dem Touchscreen steuern lässt. Das Panel ist 1,4 Zoll groß und löst mit knackig scharfen 454 mal 454 Pixel auf. Dank leuchtstarker AMOLED-Technologie lässt sich das Display gut ablesen. Gegen Fingerabdrücke gibt es eine spezielle Vakuumbeschichtung, die sich im Alltag durchaus bewährt. Die Verarbeitungsqualität ist für ein derartiges Wearable sehr gut. Den einzigen Kritikpunkt stellt das etwas billig wirkende, rutschige Silikonband dar, dessen Lasche sich fortan löst.
Breiter Funktionsumfang für Hobby-Sportler
Überzeugen kann die Amazfit GTR 2E mit ihrem Funktionsumfang. Die intuitiv nutzbare Uhr zeichnet eine Reihe von Sportaktivitäten auf. So lässt sich nicht nur die regelmäßige Jogging-Runde tracken, sondern unter anderem auch Ball- und Wassersportarten sowie Indoor-Training, Krafttraining und Wintersport. Hierfür lässt sich auch zeitgleich der integrierte Timer nutzen, was bei so manchem Konkurrenzprodukt nicht möglich ist. Fans des Self-Measurement schauen mit gemischten Gefühlen auf die verfügbare Messung der Blut-Sauerstoffsättigung. Die klappte im Test nämlich nur bei jedem zweiten Mal auf Anhieb. Deutlich zuverlässiger funktionierte die Temperaturmessung.
Die Uhr macht auch beim (hoffentlich bald wieder möglichen) Kulturabend eine gute Figur. Ob ein Regenschirm nötig ist, verrät die ausführliche Wettervorhersage. Im Etablissement angekommen, lässt sich per Theatermodus das Display komplett deaktivieren und im Akkusparmodus zusätzlich Batterie sparen. Auf dem Weg nach Hause erhellt die Taschenlampen-App den Weg. Die maximale Helligkeit ist dafür allerdings ausbaufähig. Nachts lässt sich die Amazfit GTR 2E komplett stummschalten.
Geschwindigkeit und Verbindungsstabilität lassen zu Wünschen übrig
Abstriche müssen Käufer der Essentials-Uhr unter anderem bei der Performance machen. Bereits das Einwischen der Benachrichtigungen von oben läuft alles andere als flüssig, das Scrollen durch die einzelnen Menüpunkte hakt ebenfalls. Das schmälert die User Experience. Auch in Sachen Verbindungsstabilität bekleckert sich das neue Unternehmen nicht mit Ruhm: Im Test brach die kabellose Bluetooth 5.0-Verknüpfung oft unvermittelt ab. Meldungen vom Telefon landeten deshalb nicht wie gewünscht auf der Amazfit GTR 2E.
Viele Anpassungsmöglichkeiten gibt es in Sachen Ziffernblatt und angezeigter Informationen. Neben der analogen Uhrzeit lassen sich Anzeigen der absolvierten Schritte, aktueller Vitalität und vergangener Schlafqualität einblenden. Natürlich lassen sich die Informationen allesamt auch digital wiedergeben. Dann verschenkt man auf dem runden Display allerdings wertvollen Platz.
Deutsche Software noch im Beta-Status
Dass der chinesische Hersteller erst ganz frisch den deutschen Markt erobern will, wird spätestens an der Textausgabe deutlich. Neben der Übersetzung der Companion-App Zepp ist auch die Anzeige der Uhr alles andere als verständlich. Es gibt sogar deutliche Fehler. So kann die Amazfit GTR 2E unter anderem das Stresslevel ermitteln, welches auf einer Skala von 0 bis 100 angeben wird. In der deutschen Übersetzung ist allerdings vom Blutdruck die Rede. In der Anwendung finden sich die Funktionen der Uhr im seltsam benannten Menüpunkt “Viel Spaß”. Das soll sich in Zukunft allerdings mittels Updates ändern, verspricht der Hersteller.
Ferner hätte der kryptische Wert der “Persönlichen Aktivitätsintelligenz” (kurz: PAI) etwas mehr Erklärung vertragen. Auf der Webseite erläutert das Unternehmen die wissenschaftliche Herkunft und die norwegische Berechnungsgrundlage. Hierbei nimmt der Algorithmus die Herzfrequenz und deren Anstieg als Basis für einen Fitness-Wert. Je höher desto besser. Als Normalnutzer kann ich das aber kaum einordnen. Nicht zuletzt ist das regelmäßige Software-Update der Uhr eine zeitintensive Angelegenheit: Das dauert gut und gern 30 Minuten oder länger.
Erstklassige Akkulaufzeit sorgt für entspanntes Nutzungserlebnis
Die Nutzbarkeit eines Wearables steht und fällt mit der Akkulaufzeit. Und hat hat das aufstrebende Unternehmen seine Hausaufgaben gemacht. Aufgrund des Verzichts eines WLAN-Moduls hält die Amazfit GTR 2E erstaunlich lang durch. Zwar verspricht der Hersteller bis zu 45 Tagen Laufzeit, allerdings waren im Test rund 18 Tage möglich. Trotzdem ist das hinsichtlich des leuchtstarken Displays ein akzeptabler Wert.
Geladen wird das Lithium-Ionen-Modul per magnetischem Dock und USB-A-Kabel. Ein passendes Netzteil liegt der Verpackung nicht bei. Innerhalb von etwa 2,5 Stunden ist das Gadget wieder einsatzbereit. Das gefällt!
Fazit Amazfit GTR 2E: Schickes Wearable mit Luft nach oben
Die Hersteller von Smartwatches haben es nicht leicht. Sie müssen den Spagat zwischen Design, Funktionalität, Performance und Nutzerakzeptanz meistern. Das chinesische Unternehmen Huami macht mit der Amazfit GTR 2E einiges richtig: Sie ist schick, bietet einen breiten Funktionsumfang und eine lange Akkulaufzeit. Leider hakt es an der Performance und der fehlerhaften Übersetzung.
Und wie sieht es mit der Nutzerakzeptanz aus? Zwar verspricht die Xiaomi-Tochter eine datenschutzkonforme Speicherung der Fitnessdaten auf deutschen Servern, so richtig nachprüfen lässt sich das aber nicht. Zudem ist die App Zepp noch nicht zu 100 Prozent konkurrenzfähig zu den etablierten Mitbewerbern von Withings, Garmin und Co. Nichtsdestotrotz stellt die Amazfit GTR 2E mit 129 Euro für Smartwatch-Einsteiger ein faires Angebot dar – nicht mehr und nicht weniger.
Images by Jonas Haller
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Schlagwörter: amazfit, fitness, Smartwatch