Ode an Android: Wie ich zum Google-System kam und es lieben lernte

„Google Android verdrängt Microsoft Windows bei den Web-Nutzungsstatistiken“. Diese Headline war in der vergangenen Woche bei allen großen Technikportalen zu lesen. Innerhalb von nicht einmal zehn Jahren hat es der Suchmaschinenriese geschafft, den Markt vollkommen auf den Kopf zu stellen. Auch ich habe das System in den letzten Jahren lieben gelernt. Meine Geschichte mit dem Android-System.

Windows First: Ich bin ein Wechsler

Meine erstes, smartes Mobilgerät aus dem Jahre 2008 war weit entfernt vom heutigen Standard. Mit Windows Mobile 6.1 ausgestattet stellte das Simvalley XP-25 von Pearl für damalige Verhältnisse ein spannendes Einsteigergerät für den Markt der Pocket PCs dar.

Für die produktive Verwendung des 2,4 Zoll kleinen Displays war ein Eingabe-Stift nötig. Das zog öfters Blicke auf sich. Ein Prozessor mit 300 MHz-Taktung, 64 MB Arbeitsspeicher und 128 MB um bis zu 2 GB erweiterbarer Festspeicher waren damals für den Alltag genug. Vorinstalliert waren neben Media Player und Internet Explorer auch Microsoft Office mobile. Für den Schulalltag war ich damals perfekt ausgestattet.

Auch wenn Android und iOS so langsam Fahrt aufnahmen, blieb ich Windows aufgrund des vorhandenen Ökosystems treu und entschied mich Anfang 2011 für ein Gerät des Smartphone-Pioniers HTC. Das 7 Mozart kam dabei als eines der ersten Telefone mit dem runderneuerten Windows Phone 7 Betriebssystem daher.

Das Geek-Interesse war geweckt: Das Kacheldesign gefiel und auch die Performance war außerordentlich gut. Doch schon damals zeichnete sich ab, dass Microsoft den Sprung auf den Smartphone-Zug verpasst hatte. Etliche Apps waren für Windows Phone 7 nicht verfügbar und aufgrund fehlenden Multitaskings war das Konzept nicht wirklich smart. Updates behoben einen Teil der Fehler, doch das Betriebssystem hinkte der Konkurrenz von Apple und Google stets etwas hinterher.

Trotzdem kam für mich damals das iPhone, welches dem Smartphone so richtig zum Durchbruch verhalf, nicht infrage. Neben dem in sich geschlossenem Ökosystem schreckte mich als Zivi mit schmaler Geldbörse der saftige Aufpreis vom Kauf ab.

HTC hat Lust auf Android gemacht

Einen Vorteil brachte das HTC 7 Mozart auf jeden Fall: Das Gerät war eines der Auslöser, dass ich Ende 2011 begann für HTC Inside Artikel zu schreiben. Das brachte eine Menge Spaß und das Interesse an Entwicklungen in der mobilen Welt wuchs. Da war es nur eine Frage der Zeit bis ich in Kontakt mit dem Android-Betriebssystem kam.

Android ließ meine Liebe für Microsofts Mobilsystem Stück für Stück erkalten. Erste Testgeräte mit dem Android-OS trudelten ein und ich lernte die Vorzüge eines offenen Systems kennen und gewissermaßen auch lieben. Der wohl größte Vorteil und der Grund für den Systemwechsel war neben der App-Vielfalt der Funktionsreichtum des Systems, den man bei Microsofts Windows Phone 7 vergeblich suchte.

HTC One M7: Mein erstes Smartphone mit Android-System

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Das HTC One M7 war ein echter Handschmeichler. Image by HTC

Man möge es kaum glauben, aber das One M7 von HTC war im Jahre 2013 mein allererstes, eigenes Android-Telefon. Der taiwanische Hersteller schaffte es eines der bis dato schönsten Smartphones mit dem nerdigen Google-System auf die Beine zu stellen. Mit der grundlegend überarbeiteten, schlichten Nutzeroberfläche Sense UI ergatterte das Telefon einen Platz in den Herzen der Mobilfunk-Enthusiasten – auch bei mir. Features wie die klangvollen BoomSound-Stereolautsprecher und die lichtstarke Ultrapixelkamera stellten ein Novum in der Branche dar.

Der Einsatz im Alltag zeigte immer öfter die Vorteile des Google-OS dank breiter App-Verfügbarkeit und guter Performance auf. Die schnelle Entwicklung des Ökosystems sorgte zudem für eine immer bessere Produktivität. Wenngleich das Unternehmen aus Mountain View in den folgenden Monaten und Jahren den Datenschutz zunehmend mit Füßen trat, gewöhnte ich mich immer mehr an die Bequemlichkeiten von Maps, Drive, Notizen und Co. Auch Google Now schlich sich in meinen Alltag und ist für mich heute kaum noch wegzudenken. Einzige Nachteile zu Windows Phone: Damals wurden die Telefone aufgrund Dateifragmentierung mit der Zeit spürbar langsamer und Updates wurden erst nach Prüfung und Anpassung verzögert an die Endkonsumenten ausgeliefert.

HTC 10: Mein aktueller „Daily Driver“

Obwohl die rosigen Zeiten des taiwanischen Smartphone-Herstellers HTC längst vorbei sind, bin ich den schicken Geräten bis heute treu geblieben. Das 2016er-Flaggschiff HTC 10 sollte mein geliebtes One M7 nach drei Jahren reger Nutzung ablösen. Für das Gerät sprachen nicht zuletzt Display, Kamera, Akku und neueste Android-Software. Das Google-System hat sich in der Zwischenzeit derart entwickelt, dass Hersteller ihre eigenen Nutzeroberflächen immer stärker zurückfahren.

Auch ohne großartige Optimierungen lässt sich Android mittlerweile schön und schnell auf einem Mobiltelefon nutzen. Das wird auch am Wegfall von teilweise essentiellen HTC-Anwendungen wie Mail oder der Foto-Galerie deutlich. Dadurch verbessert sich auch das Zusammenspiel zwischen Hard- und Software, was wiederum der User-Experience zu Gute kommt.

Und Google schöpft daraus Selbstvertrauen: Mit den neuen Pixel-Phones beweist das Unternehmen Mut und zeigt auf, dass sich die ‚herkömmlichen‘ Elektronik-Hersteller in Zukunft warm anziehen müssen. Nicht zuletzt, weil Software-Aktualisierungen direkt und somit deutlich früher als bei Mitbewerbern ausgeliefert werden.

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Das HTC 10 gehört aktuell zu den besten Android-Phones. Image by HTC

Bei Tablets hat mich Android noch nicht überzeugt

Die Achillesferse des Android-Systems ist und bleibt allerdings der Tablet-Markt. Er wird auch im Jahre 2017 von Apple und den erfolgreichen iPads geprägt. Abgesehen von einer kurzen Odyssee mit dem HTC Flyer, hat mich der Softwaregigant auf diesem Gebiet noch nicht wirklich erreichen können.

Selbst hervorragende Geräte wie das Asus Zenpad 3S 10 lassen eine ausgereifte Tablet-Software vermissen. Das beginnt mit der Nutzeroberfläche und endet mit der miserablen Anpassung der Drittanbieter-Apps. Aktuell gibt es einfach kein einziges Gerät, was dem iPad auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Google könnte hier noch eine Menge an Boden gut machen.

KI und digitale Assistenten lassen Smartphones alt aussehen

Und wo geht die Reise hin? In Zeiten von ‚Künstlicher Intelligenz‘ und vernetzten Heimassistenten ist die Zukunft das Smartphones, und damit auch des Android-Betriebssystems, ungewisser denn je. Die Entwicklung des Smartphones an sich dürfte langsam aber sicher ihren Zenit erreicht haben. Das zeigt die geringe Innovationsdichte der letzten Geräte-Generation.

Ein wichtiger Schwerpunkt dürfte in den kommenden Monaten und Jahren die Entwicklung neuer Interaktionsmöglichkeiten sein. Als Software-Lieferant ist Google hier gefragter denn je. Die Frage ist, ob Android dann noch eine Rolle spielen wird.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Androidpiloten.


Image (adapted) „Android“ by Scott Akerman (CC BY 2.0); Product-Images by HTC


arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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