Lazeeva heißt ein App-Marktplatz, der mit „positivem Sex“ um Nutzer von Android-Smartphones buhlt. Der alternative Store ermöglicht das Herunterladen von pornografischen Inhalten wie Games und Erlebnisse in Virtual Reality, die der Google Play Store nicht zulässt. Der Aufmachung und den Aussagen der Macher zufolge soll das Angebot frauenfreundlich sein. Ich habe mir den Marktplatz für Sex-Apps genauer angesehen und alles andere als frauenfreundliche Inhalte gefunden.
„Lebe ein Sexy.Sassy.Classy Lifestyle, wann immer du willst“ – mit diesen und weiteren „coolen“ Slogans wirbt die Firma Nu Emotions GmbH für den neuen alternativen App-Store Lazeeva. Eine Welt voll hochwertiger erotischer Unterhaltung soll sich mir nach der Installation offenbaren.
Tatsächlich sieht das Layout der Website auf den ersten Blick seriös und ästhetisch aus. Eine natürliche Schönheit liegt nackt mit ihrem Smartphone auf dem Sofa, der Hintergrund ist in schönen Pastellfarben gehalten. Auf der nächsten Seite zeigt sich ein Smartphone in den Händen einer Frau mit langen, gepflegten Fingernägeln. Die Zielgruppe für diese App scheint klar definiert: Frauen. Dieser Eindruck ändert sich mit der Installation von Lazeeva jedoch schlagartig.
Die APK von Lazeeva ist schnell installiert
Lazeeva lässt sich nicht über den Google Play Store herunterladen. Weil Android aber ein offenes Betriebssystem ist, funktioniert die Installation über einen Umweg dennoch. Das geht schnell und einfach. Die Installations-Datei ist auf der Webseite von Lazeeva zu finden. Vor dem Herunterladen muss ich das Installieren von Drittanbieter-Software in den Einstellungen meines Smartphones aktivieren. Danach kann ich die Store-App als APK-Datei speichern und ausführen.
Zum Start muss ich ein Passwort und ein unauffälliges Icon (ich habe mich für „Reisen“ entschieden) auswählen. Die Diskretion gefällt mir auf jeden Fall schon mal sehr gut. Die eigentlichen Sex-Apps bekomme ich dann über den Store. Alles, was ich herunterlade, bleibt innerhalb des Lazeeva-Stores und ist dort über die Rubrik „Meine Apps“ abrufbar.
Was es in Lazeeva (angeblich) zu sehen gibt
„Gewaltverherrlichung, Sexismus und Prostitution gibt es bei uns nicht“, betont Gründer Nico Hribernik Ende Januar in einem Interview mit Gruenderszene.de. Darüber hinaus erklärt er, man frage sich bei jeder App, die in den Store aufgenommen wird, ob man sie seinen Schwestern oder Freundinnen zeigen würde. Nachdem ich den Artikel gelesen habe, habe ich genug Vertrauen geschöpft, mich wirklich in die Welt von Lazeeva zu begeben. Ich bin neugierig, welche frauenfreundlichen Inhalte Hribernik und sein Team „für mich“ ausgewählt haben.
Lazeeva bietet unterschiedliche Inhaltsformate an. Neben Video-Clips können hier auch animierte oder reale VR-Filme sowie erotische Spiele heruntergeladen werden. Dating-Apps sind ebenfalls mit von der Partie. Einige Inhalte sind gratis, andere kostenpflichtig. Das Zahlsystem in Lazeeva basiert auf den Kauf von App-Währung namens Pearls mit echtem Geld. Für Pearls lassen sich dann kostenpflichtige Apps herunterladen oder Inhalte innerhalb dieser Apps freischalten.
Ein Penis, wo er nicht hin gehört
Auf den ersten Blick sind die Apps hübsch aufgemacht. Leider finde ich bei längerem Stöbern jedoch nichts, was mich als Frau ansprechen würde. Stattdessen sehe ich unzählige „Lesbian“-Inhalte, und „asiatische“ Teenies in Hardcore-Sex-Positionen. Die VR-App „VR-Quickie“ (siehe Titelbild) zeigt mir eine kurze kostenlose Demo, die sich auf einem billig-animierten Campingplatz abspielt, und mir Sex mit einer monoton-stöhnenden VR-Comic-Figur suggerieren will. Als ich an mir herunterblicke, entdecke ich einen Penis – da ist wohl etwas falsch gelaufen.
Männer-Fantasien, keine hochwertige Erotik
Ich will weitersuchen, und die ansprechenden Fraueninhalte finden, die mir auf der Website versprochen wurden. Doch auch in der App „Asian Babes“ werde ich nicht fündig. Ganz im Gegenteil: Teens und noch mal Teens. Mit kleinen Brüsten, „saftigem“ Unterleib und unschuldigem Blick. Die Videotitel deuten fragwürdige Fantasien an: „Süßes, unschuldiges japanisches Schulmädchen verwöhnt ihren Lehrer bis er kommt“ oder „Süße asiatische Nutte gibt einen Blowjob“.
Beim Stichwort „Nutte“ wechsle ich in den Internetbrowser zurück, und lese das Interview mit Nico Hribernik erneut. Ja, da steht deutlich: „Prostitution gibt es bei uns nicht.“ Gewaltverherrlichung auch nicht. Dafür sei extra eine Content-Editorin und Store-Managerin angestellt, führt Hribernik aus. In einer anderen App finde ich allerdings ein Video mit dem Titel „Mitarbeiter drängen großbrüstiges Büro-Mädchen zum F***“ – Auf dem Thumbnail des Videos wird besagte Frau von mehreren Männern festgehalten, und sieht dabei alles andere als „positiv“ aus.
Schnell wird mir bewusst, dass ich in dieser App keine „hochwertige erotische Unterhaltung“ finden werde, wie mir versprochen wurde. Lazeeva bietet neben den gewohnten Hardcore-Pornos schlecht animierte Spiele aus dem Bubble-Genre mit halbnackten Frauen im Hintergrund. Die VR-Erlebnisse sind offenbar ebenfalls nur an Männer gerichtet.
Falsch etikettierte Fleischbeschau
Was mich an Lazeeva nervt, ist nicht direkt der Inhalt der Apps. Diese Art von Pornografie gibt es ohne Ende im Internet – und das kostenfrei. Dort wird allerdings auch nicht mit gewaltfreien, frauenfreundlichen Sex-Inhalten geworben. Da wissen Nutzer recht genau, was sie erwartet. Die Macher von Lazeeva werben mit etwas, das sie innerhalb des Stores keinesfalls einhalten.
Das Traurige ist, dass es durchaus frauenfreundliche Pornos gibt. Das Genre „Heartcore-Pornos“ ist nicht neu, und bietet tatsächlich würdevolle, explizite Sexszenen für Frauen. Natürlich hat auch jede Frau einen anderen Geschmack – aber wer mit einem Store für „positiven Sex“ besonders Frauen ansprechen will, sollte zumindest eine App im Repertoire haben, die genau das erfüllen kann. Ich würde diesen App-Store meinen Freundinnen nicht empfehlen – und schon gar nicht meiner Schwester.
Dieser Text erschien zuerst auf unserer Schwesterseite Androidpiloten.
Screenshots by Julia Froolyks
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