Apple-Chef Tim Cook: „Die Zukunft des TVs sind Apps“

Der Begriff des “Cord Cutters” hat sich in der Diskussion um die Zukunft des Fernsehens als Schlagwort etabliert. Noch sind es nur wenige, die auf reguläres TV zu Gunsten von Internet-Diensten wie Netflix verzichten, doch neue Geräte wie Apple TV machen das immer attraktiver. Die klassischen TV-Sender wissen um den Trend und bereiten sich schon länger auf die sich ändernden Nutzungsgewohnheiten vor.

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Apple TV wird mehr als TV können

“Die Zukunft des TVs sind Apps”, hat Apple-Chef Tim Cook vergangene Woche von der Bühne in San Francisco posaunt (bei 52:06 im Video). Aus seiner Sicht klar: Mit dem baldigen Marktstart des neuen Apple TV hält ein App Store auf das Gerät Einzug, für dass Entwickler neue Software erfinden sollen. Basierend auf einem neuen Betriebssystem namens tvOS ist es Developern nun möglich, ihre Apps für Apple TV zu optimieren. Dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt: Neben den logischen Kandidaten Netflix, Hulu, HBO Now oder iTunes gibt es zum Start neben Games auch Apps von Airbnb oder Gilt. So soll man am Flat-TV seinen nächsten Urlaub buchen oder Kleidung shoppen können.

Wichtigstes Einsatzgebiet von Apple TV und seinen Konkurrenten (z.B. Fire TV von Amazon oder Nexus Player von Google) werden aber die bewegten Bilder bleiben. In den USA werden Menschen, die auf Kabel-TV verzichten und Serien und Filme ausschließlich nur mehr via Internet beziehen, bereits “Cord Cutters” genannt.

Einer Studie der Yahoo-Tochter Flurry zufolge hat in den USA im zweiten Quartal 2015 ein interessanter Wechsel stattgefunden: In dem Quartal wurden erstmals mehr Minuten mit Apps auf Smartphones und Tablets verbracht als vor dem TV-Bildschirm. Das bedeutet natürlich nicht, dass US-Nutzer in Apps nur Videos sehen, und die TV-Nutzungszeiten sind deswegen nicht gesunken. Für Anbieter von TV-Apps ist aber eines interessant: Laut Flurry wurde 2015 erstmals mehr Geld für Apps ausgegeben als für Mobile-Werbung (33 vs. 31 Milliarde US-Dollar), und zwar nicht mehr nur für Games, sondern eben auch für Anbieter wie Netflix, Hulu, HBO Now, Spotify und Pandora. Apple als App-Store-Betreiber ist dabei teilweise in der schönen Position, 30 Prozent der Monatsgebühren als Provision einzustreichen.

TV bleibt noch immer König

Zu glauben, dass Netflix & Co. dem klassischen TV bald den Rang ablaufen werden, wäre aber verkehrt. Schon allein, wenn es um Live-Übertragungen geht (z.B. Sport oder aktuelle Ereignisse), sind Fernsehsender natürlich ungeschlagen und bannen Millionen vor die Bildschirme. In Deutschland und Österreich ist das TV weiter das dominierende Medium, dem die meisten Minuten pro Tag Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die TV-Anstalten wissen aber auch, dass sie auf Internet-TV mit seinen Vorzügen (On Demand, auf allen Geräten) reagieren müssen, um bei jungen Konsumenten relevant zu bleiben. Von der BBC über ARD und ZDF bis zum ORF finden sich überall Bestrebungen, immer mehr Inhalte via Internet zugänglich zu machen. Und da könnte Tim Cook letztendlich recht behalten – denn über kurz oder lang werden sich die Apps der europäischen TV-Sender auch am Apple TV finden.


Image (adapted) “Apple TV – HD 1080p” by Silvio Sousa Cabral (CC BY 2.0)


 

ist seit 2006 publizistisch auf Papier und Pixel tätig. Er arbeitet in Österreich als Journalist und hat die beiden Sachbücher "Phänomen Facebook - Wie eine Webseite unser Leben auf den Kopf stellt" (2010) und "Digitaler Frühling - Wer das Netz hat, hat die Macht?" (2012) veröffentlicht. In seinem Blog “Jakkse.com” und in Vorträgen schreibt und spricht er gerne über die Menschen und ihr Internet – von Social Media über Mobile Business und Netzpolitik bis zu Start-ups.


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